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Off Limits (Hans Habe, 1955): Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Aktuelle Version vom 23. September 2021, 14:51 Uhr

Hans Habe in den 1970er Jahren. (Foto: Hans-Habe-Stiftung)
US-Ausgabe "Off Limits", Crest Publishing House, New York 1958.

von Reinhard Zachau

Der Roman "Off Limits" von Hans Habe (eigentlich János Békessy, 1911-1977) erschien 1955 im Kurt Desch Verlag. Die Handlung des populären Buches ist während der US-Besatzungszeit in München angesiedelt und basiert auf autobiographischen Erfahrungen des Autors, der als leitender US-Presseoffizier in München tätig war.

Biographischer Hintergrund

Hans Habe (1911-1977) wurde am 12. Februar 1911 in Budapest als János Békessy geboren. In den 1920er Jahren übersiedelte die Familie nach Wien, wo Habes Vater zu einem einflussreichen Zeitungsverleger aufstieg. Habe wurde im Alter von 23 Jahren Leiter der "Österreichischen Abendzeitung". Aufgrund seiner jüdischen Abstammung musste er Österreich 1938 verlassen und meldete sich freiwillig zur französischen Armee, mit der er im Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland kämpfte und in Gefangenschaft geriet. Er konnte aus dem Internierungslager Drancy bei Paris fliehen und emigrierte in die USA, wo er 1941 das Buch "Ob Tausend fallen" über die französische Niederlage schrieb. 1943 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an und trat in die US-Armee ein. 1945 kam Habe als amerikanischer Soldat nach München, wo er als Presseleiter in der amerikanischen Besatzungszone 18 Zeitungen herausgab, unter denen "Die Neue Zeitung", die er bis März 1946 leitete, die einflussreichste war. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Autor in Hollywood versuchte er sich ab 1951 als Herausgeber der Münchner Zeitung "Echo der Woche", die 1953 eingestellt wurde. In den folgenden Jahren arbeitete Habe als Romanschriftsteller und Kolumnist für den Axel Springer Verlag. 1960 zog Habe nach Locarno (Schweiz), wo er am 28. September 1977 starb.

Inhalt

Der Roman "Off Limits" wurde 1955 in St. Wolfgang (Österreich) geschrieben und handelt von der militärischen Besetzung Deutschlands in den Jahren zwischen der Kapitulation 1945 und der Währungsreform 1948. Der Titel "Off Limits", auf deutsch "Zutritt verboten", bezieht sich auf Habes kritische Haltung zum Fraternisierungsverbot der amerikanischen Besatzungsarmee mit der deutschen Bevölkerung. Die Handlung spielt zum größten Teil im München der Besatzungszeit. Hans Habe kritisiert dabei die chaotischen Zustände, den blühenden Schwarzmarkt und die beginnende Entnazifizierung.

Das Buch teilt sich in drei Teile, 1945, 1946 bis 1948 und die folgenden Jahre. Als Hauptfiguren kristallisieren sich folgende Personen heraus:

  • Dr. Adam Wild, der während der Hitlerzeit Juden und Widerstandskämpfern Hilfe gewährt und dessen Handlungen in den Nachkriegswirren von den Besatzern nicht verstanden werden
  • Major Frank Green, der in München aufgewachsen und in die USA emigriert ist, von wo er als Besatzer zurückkehrt
  • Elisabeth von Zutraven, Greens Jugendfreundin, inzwischen Frau des Nazistatthalters von Frankreich, welche die Wahrheit über Hitlers Verbrechen zu spät erkannt hat
  • Hans Eber, Sohn des Nazi-Bankiers Eberhard Eber
  • Inge Schmidt, ein 16-jähriges Mädchen, das zur Prostituierten wird
  • Colonel Hunter, der sich in den Wirren der Besatzungspolitik verliert

Der Hintergrund von "Off Limits" sind Habes eigene Erfahrungen als leitender Presseoffizier in der amerikanischen Besatzungszone, der für die Gründung und Leitung des einflussreichen Besatzungsorgans "Die Neue Zeitung" verantwortlich war. Beobachtungen des Journalisten mischen sich mit privaten Erfahrungen, besonders in den Figuren des Major Green und des Colonal Hunter. Als naturalisierter Ungar kritisierte Habe Amerikas Politik gegenüber Deutschland mit ihrem strengen Fraternisierungsverbot als unangemessen. Politisch setzte er sich damit zwischen alle Stühle und musste schon 1946 seinen Abschied von der amerikanischen Armee nehmen.

Verbreitung

Nachdem "Off Limits" 1955 in der Münchner Illustrierten "Revue" als Fortsetzungsroman abgedruckt worden war, veröffentlichte der Münchner Kurt Desch Verlag das Buch im selben Jahr. In der Folgezeit erschien eine Reihe von Habes Werken bei Desch. Die britische Ausgabe von "Off Limits" wurde 1956 bei Harrap in London veröffentlicht; die amerikanische Ausgabe erschien im gleichen Jahr bei Fell in New York, übersetzt von Ewald Osers (geb. 1917). Eine Reihe von Nachdrucken und Neuauflagen zeugen von der Popularität des Buches sowohl in den USA als auch in Deutschland. Die letzte Auflage erschien 1985 beim Münchner Heyne Verlag. Trotz seines sensationellen Erfolgs als dem "Roman der Besatzung Deutschlands", so der Untertitel des Bandes, ist das Buch nicht mehr erhältlich und heute unbekannt.

Literarische Bedeutung

Habe, der sich in den 1950er Jahren mit der Literatur der Gruppe 47 auseinandersetzte, sah seine Bücher als Gegenstück zu dieser Literatur. Der reißerisch geschriebene Roman "Off Limits" folgt den Methoden der gehobenen amerikanischen Unterhaltungsliteratur. Habes differenzierte Sichtweise konnte in den 1950er Jahren noch keine Sympathien in den beiden ehemals verfeindeten Ländern finden. Sowohl die Leser der "Revue" als auch die amerikanischen Rezensenten betrachteten den Roman als Affront gegen ihr Land. Deutsche Leser sahen in Habe einen "Morgenthau-Boy", der Honorare in der starken D-Mark abkassieren wollte. Der Rezensent im "Time Magazine" beschrieb das Werk als unangemessene Weißwäscherei von inkriminierten Nationalsozialisten.

Literatur

  • Marita Krauss, Hans Habe, Erich Friedlaender, Hermann Budzislawski – drei Zonen, drei Städte, drei Schicksale, in: Claus-Dieter Krohn/Axel Schildt (Hg.): Zwischen den Stühlen? Remigranten in der deutschen Medienöffentlichkeit der Nachkriegszeit (Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte 39), Hamburg 2002, 245-266.
  • David M. McMurray, Conserving individual autonomy in exile. Hans Habe's struggle against totalitarism, Nashville 2001.
  • André Simon, J'accuse! in: Edita Koch/Frithjof Trapp (Hg.), Realismuskonzeptionen der Exilliteratur zwischen 1935 und 1940/41. Tagung der Hamburger Arbeitsstelle für Deutsche Exilliteratur 1986 (Exil. Sonderband 1 1987), Maintal 1987, 114-126.
  • János Szabó, Hans Habe - ein Österreicher, ein Ungar, ein Deutscher oder ein Amerikaner? Ein Schriftsteller?, in: Tamás Lichtmann (Hg.), Nicht (aus, in, über, von) Österreich. Zur österreichischen Literatur, zu Celan, Bachmann, Bernhard und anderen (Debrecener Studien zur Literatur 1), Frankfurt am Main u. a. 1995, 303-319.
  • Reinhard K. Zachau, Hans Habe als Herausgeber der "Neuen Zeitung" in: Wolfgang Benz/Marion Neiss (Hg.), Deutsch-jüdisches Exil - das Ende der Assimilation? Identitätsprobleme deutscher Juden in der Emigration (Reihe Dokumente, Texte, Materialien des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin 14), Berlin 1994, 151-164.

Quellen

  • Hans Habe, Ich stelle mich. Meine Lebensgeschichte, München/Basel 1954.
  • Hans Habe, Im Jahre Null. Sachbuch, München 1977.

Weiterführende Recherche

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Empfohlene Zitierweise

Reinhard Zachau, Off Limits (Hans Habe, 1955), publiziert am 23.05.2011; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Off_Limits_(Hans_Habe,_1955)> (29.03.2024)