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Oberbayerisches Volksblatt

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Titelblatt der Erstausgabe des "Oberbayerischen Volksblattes", erschienen am 26. Oktober 1945. (Stadtarchiv Rosenheim)

von Paul Hoser

Das "Oberbayerische Volksblatt" (OVB) in Rosenheim erschien erstmals am 26. Oktober 1945 mit Genehmigung der US-Militärregierung. Die beiden Lizenzinhaber waren Sozialdemokraten. Im Januar 1949 konnte sich der Altverleger des ehemaligen "Rosenheimer Anzeigers" als Gesellschafter beteiligen. Im April 1951 kam auch noch der Verleger des früheren "Rosenheimer Tagblatts" hinzu. Bis 1966 waren die sozialdemokratischen Gesellschafter ausgeschieden, die Erben verkauften ihre Anteile an die "Münchener Zeitungs-Verlag KG", die den "Münchner Merkur" herausgab. So konnte ein ruinöser Konkurrenzkampf im Gebiet von Bad Aibling (Lkr. Rosenheim) vermieden werden. Die beiden Verlage wurden durch gegenseitige Beteiligungen verflochten. Über die Stadt Rosenheim und den Landkreis hinaus deckte das "Oberbayerische Volksblatt" durch Nebenausgaben die Landkreise Bad Aibling, Wasserburg und Mühldorf ab. Politisch wurde das "Oberbayerische Volksblatt" zuerst als zu sozialdemokratisch, dann als zu CSU-nahe kritisiert. Seit der "Münchener Zeitungs-Verlag" den überregionalen Teil stellt, entspricht dieser der Linie des "Münchner Merkur".

Vorgeschichte

Als Tageszeitungen existierten 1932 in Rosenheim seit 1870 das dem Zentrum und ab 1919 das der Bayerischen Volkspartei (BVP) nahestehende "Rosenheimer Tagblatt (Wendelstein)" und der "Rosenheimer Anzeiger". Er war 1854 als "Rosenheimer Wochenblatt" in Wasserburg (Lkr. Rosenheim) entstanden, 1860 nach Rosenheim verlegt und 1863 in "Rosenheimer Anzeiger" umbenannt worden. Seit Mitte Dezember 1876 erschien er als Tageszeitung. 1871 kaufte ihn Michael Niedermayr. Beide Zeitungen waren mit 8.300 bzw. 8.000 Stück in etwa gleich auflagenstark. Obwohl der "Rosenheimer Anzeiger" nach eigenen Angaben parteilos war, entwickelte er sich schon vor 1930 zu einem Sprachrohr der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Der Mitinhaber und leitende Redakteur des "Rosenheimer Tagblatts", Heinrich Bergmann, wurde dagegen 1933 zweimal verhaftet und musste am 1. April 1934 endgültig aus dem Verlag ausscheiden. Die Verlagsanteile gingen an Alfons Döser sen. (1904–1977) über, den Eigentümer der Druckerei des "Rosenheimer Tagblatts (Wendelstein)". Der Verlag (Gasteiger & Bergmann, Buchdruckerei und Zeitungsverlag) geriet schließlich unter die Kontrolle des vom Drucker des "Völkischen Beobachters" (VB), Adolf Müller (1884–1954), kontrollierten "Bayerischen Zeitungsblocks", der einen Komplex von Heimatzeitungen umfasste. Im Juni 1937 wurden die beiden Rosenheimer Zeitungen zusammengelegt. Der Titel lautete nun nur noch "Rosenheimer Anzeiger".

Lizenzträger und spätere zusätzliche Gesellschafter

Lizenz für Leonhard Lang (1884–1966) und Ernst Haenisch (geb. 1904) zur Herausgabe des "Oberbayerischen Volksblattes". Lizenzausfertigung vom 8. Oktober 1946. (Stadtarchiv Rosenheim)

Nach dem Ende der NS-Diktatur 1945 behielt sich die US-amerikanische Besatzungsmacht die Lizenzvergabe für die Neugründung von Zeitungen vor. Die oft parteilich ausgerichteten lokalen Heimatzeitungen, die in ihren Augen für den Aufstieg des Nationalsozialismus mitverantwortlich waren, sollten nicht wiedererstehen. Die Amerikaner entschieden sich für regionale Monopolstrukturen anstelle der früheren Vielfalt kleiner Zeitungen. Die Altverleger erhielten, soweit sie sich im Nationalsozialismus angepasst hatten, keine Lizenzen.

Die Lizenz Nr. 6 vom 26. Oktober 1945 für die einzige Zeitung in Rosenheim, das "Oberbayerische Volksblatt" (OVB), das den Untertitel "Rosenheimer Anzeiger" führte, erhielten mit Leonhard Lang (SPD, 1884–1966) und Ernst Haenisch (SPD, geb. 1904) zwei Sozialdemokraten, die von den Nationalsozialisten verfolgt worden waren. Haenisch war ein Sohn des ehemaligen preußischen Kultusministers Konrad Haenisch (SPD, 1876–1925, preußischer Kultusminister 1918–1922) und hatte 1925 bis 1933 als Bildredakteur für das "8 Uhr Abend-Blatt" des Berliner Verlags Rudolf Mosse gearbeitet. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung erhielt er Berufsverbot. Haenisch hielt sich mit den verschiedensten Arbeiten über Wasser. Zeitweise war er eingezogen, wurde aber nach einem schweren Unfall aus der Wehrmacht entlassen. Noch vor Kriegsende kam er nach Oberbayern. Er wurde nach der Neugründung des "Oberbayerischen Volksblatts" auch dessen erster Chefredakteur.

Leonhard Lang war 1933 aus politischen Gründen als Angestellter des Arbeitsamts Rosenheim entlassen worden und wurde dann am 1. August 1945 wieder für kurze Zeit dessen Leiter. Bei der Lizenzvergabe hielten sich die Amerikaner aus unbekannten Gründen nicht an ihr sonst verfolgtes Prinzip, die Lizenz an Vertreter mindestens einer der beiden wichtigsten politischen Richtungen, der christlich-bürgerlichen und der Sozialdemokraten zu vergeben.

Erst am 1. Januar 1949 konnte sich Franz Niedermayr (geb. 1909), der Sohn des Verlegers des früheren "Rosenheimer Anzeigers", nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft als dritter Gesellschafter an der "Oberbayerisches Volksblatt GmbH" beteiligen. Er brachte den technischen Betrieb und das Verlagsrecht in das Unternehmen ein. Seinem Vater war wegen der Mitgliedschaft in der NSDAP ein Neuanfang verwehrt worden.

Nach Aufhebung des Lizenzzwangs hatte sich Alfons Döser sen. im Oktober 1949 zuerst mit einer Neugründung des "Rosenheimer Tagblatts" versucht. Doch schon am 10. Februar 1951 wurde er vierter Gesellschafter des Verlags "Oberbayerisches Volksblatt". Beide Blätter wurden ab 1. April 1951 verschmolzen. Damit existierte in Rosenheim nur mehr eine einzige Zeitung. Eine einseitige SPD-Ausrichtung des Volksblatts war nicht mehr möglich. Döser sen. kam zum Zug, obwohl ihm der frühere Chefredakteur des "Rosenheimer Tagblatts" vorgeworfen hatte, die politische Situation unter der Herrschaft des Nationalsozialismus ausgenutzt zu haben, um sich geschäftliche Vorteile zu verschaffen und er von der Spruchkammer als Mitläufer eingestuft worden war.

Programm und Ausrichtung

Arbeit an Linotype-Setzmaschinen im Zeitungsverlag "Oberbayerisches Volksblatt", 1954. (Stadtarchiv Rosenheim)

Programmatisch hatten Redaktion und Verlag im Oktober 1945 verkündet, das "Oberbayerische Volksblatt" wolle eine Heimatzeitung sein und sich das Vertrauen seiner Leser durch objektive Berichterstattung über das Weltgeschehen und das Heimatgebiet erwerben. Ganz besonders wachsam wolle sich die Zeitung im Hinblick auf ein mögliches Fortwirken nationalsozialistischer Aktivitäten zeigen. Sie sei an keine politische Partei gebunden und wolle die Leser vor allem wieder mit demokratischen Grundsätzen vertraut machen und von der Notwendigkeit eines eigenen unabhängigen Urteils statt einer aufgezwungenen Staatsmeinung überzeugen.

Obwohl mit Alfons Döser sen. inzwischen auch ein der christlich-konservativen Richtung verbundener Mann Gesellschafter war, warf der Rosenheimer Landtagsabgeordnete Georg Lipp (CSU, 1904–1983, MdL 1954-1958) im Januar 1955 dem Volksblatt vor, seine politische Linie sei zu schwankend. Er behauptete, der hohe Anteil der SPD an den Wählerstimmen in der Stadt Rosenheim sei der Lokalberichterstattung zu verdanken. Dem hielt die Redaktion entgegen, die Christlich-Soziale Union (CSU) habe im Landkreis und im übrigen Verbreitungsgebiet des "Oberbayerischen Volksblatts" ihrerseits eine starke Stellung, für die man dann auch die Berichterstattung der Zeitung verantwortlich machen müsse. Die Zeit der richtungsgebundenen Zeitungen sei vorbei. Das "Oberbayerische Volksblatt" bekenne sich zur Demokratie, zum Christentum und der abendländischen Kultur und habe sich in seinem Meinungsteil noch nie einen Verstoß gegen dieses Bekenntnis zuschulden kommen lassen. Es habe sich stets bemüht, diesen fair und mit der Zurückhaltung zu gestalten, die ihm auf Grund seiner Monopolstellung geboten erscheine.

Gegen das "Oberbayerische Volksblatt" wurde dann später vielfach genau der gegenteilige Vorwurf erhoben, nämlich, dass es stark der CSU zuneige, wie dies z. B. der Verleger Alfons Döser jun. 2003 äußerte. Er sah die Linie dagegen nach seinem eigenen Verständnis als "konservativ-liberal". Seit der Verflechtung mit dem "Münchner Merkur" ist der überregionale Teil mit dessen Haltung identisch.

Verbreitungsgebiet und Nebenausgaben

Das Verbreitungsgebiet des "Oberbayerischen Volksblattes" Mitte der 1970er Jahre. (Stadtarchiv Rosenheim)

Zum Verbreitungsgebiet des "Oberbayerischen Volksblattes" gehörten von Anfang an neben der Stadt auch der Landkreis Rosenheim, die Landkreise Wasserburg, Bad Aibling und Mühldorf sowie die jeweiligen Kreisstädte. Nach der Zusammenlegung mit dem "Rosenheimer Tagblatt" gab es als Nebenausgaben die "Wasserburger Zeitung", den "Mangfall-Boten" (Bad Aibling mit Außenredaktion in Kolbermoor) und die "Mühldorfer Nachrichten". Wie auch anderswo gaben die früheren örtlichen Verleger kleiner Zeitungen ihre Selbständigkeit auf und schlossen sich größeren Blättern an.

1950 wurde das im Verlag Karl Neuburger erscheinende "Heimatblatt" in Wasserburg mit der "Wasserburger Zeitung" vereinigt. Auch der "Haager Bote" des Verlags Lehner schloss sich an. Er wurde später ebenfalls mit der "Wasserburger Zeitung" zusammengelegt. Außerdem wurde die "Chiemgau Zeitung" Albert Voglers in Prien eine Nebenausgabe des "Oberbayerischen Volksblatts". Ab 1. November 1969 wurde der "Mühldorfer Anzeiger" an den Verlag verpachtet und in die "Mühldorfer Nachrichten" eingegliedert, die sich jetzt "Mühldorfer Anzeiger" nannten. Die Kopfblätter des alten "Mühldorfer Anzeigers", die "Waldkraiburger Nachrichten" und der "Neumarkter Anzeiger" (vormals Verlag Döring) wurden mit übernommen. Der bisherige Chefredakteur und Herausgeber Dr. Georg Tauschhuber (gest. 1972) und seine Frau Elisabeth wurden Mitherausgeber. 1972 ging der "Mühldorfer Anzeiger" ganz in den Besitz des Verlags des "Oberbayerischen Volksblatts" über. Nach der Gebietsreform von 1972, die das Ende der Landkreise Bad Aibling und Wasserburg bedeutete, richtete man einen zusätzlichen Regionalteil "Rosenheim – Bad Aibling – Prien –Wasserburg" ein. Gemessen an Verbreitungsgebiet und Auflage übertrifft das "Oberbayerische Volksblatt" die übrigen vier Zeitungen im südostbayerischen Raum bei weitem. 2002 erwarb sein Verlag vom Verlag "Consult & Print" in Bruckmühl (Lkr. Rosenheim) die Rechte an acht örtlichen Gemeindezeitungen, die im "Inngau-Verlag" herausgebracht werden. Der Sohn von Alfons Döser jun., Oliver Döser, richtete 1997 mit "ovb-online" ein Internetportal ein. Die Zeitung ist inzwischen auch als Online-Ausgabe zu beziehen.

Auflage

Blick auf die Arbeit in der Handsetzerei des "Oberbayerischen Volksblattes", um 1960. (Stadtarchiv Rosenheim)

Das "Oberbayerische Volksblatt" erschien zuerst zweimal, dann dreimal wöchentlich, ab 1. Oktober 1953 täglich. 1951 war die Auflage erstmals auf über 40.000 angestiegen.

Druckauflage im 4. Quartal (1950 April; 2017 mit e-Paper)
Jahr Auflage
1950 19.500
1960 42.491
1970 61.200
1980 72.823
1990 80.397
2000 81.313
2010 75.654
2017 59.237

Druckerei

Stammhaus der Buchdruckerei und des Verlags "Oberbayerisches Volksblatt" in der Rosenheimer Prinzregentenstraße, um 1960. (Stadtarchiv Rosenheim)

1963 errichtete man ein erstes neues Druckereigebäude in der Rosenheimer Hafnerstraße, 1972 ein zweites für eine Großdruckerei in der Ainsingerwies am Rosenheimer Stadtrand. 2014 wurde an dessen Stelle ein modernes Druckzentrum erbaut. 1990 entstand in der Hafnerstraße zusätzlich ein neues Verlagsgebäude.

Verlag und Besitzanteile

Jeder der vier Gesellschafter hielt ursprünglich ein Viertel des Gesellschaftskapitals. Bereits 1951 schied Ernst Haenisch als Geschäftsführer und Gesellschafter aus. 1959 ging Leonhard Lang, der zeitweise für die SPD im Rosenheimer Stadtrat saß, in den Ruhestand. Gesellschafter der "Buchdruckerei und Verlag Oberbayerisches Volksblatt GmbH" waren 1966 Franz Niedermayr (gleichzeitig seit 1959 alleiniger Geschäftsführer), Leonhard Lang und die von Alfons Döser sen. kontrollierte "Buchdruckerei Wendelstein GmbH". Das Gesellschaftskapital betrug 180.000 DM.

Am 1. Januar 1965 wurde Alfons Döser jun. (geb. 1938) Leiter der Druckereiabteilung, 1968 neben Niedermayr Geschäftsführer. Nach dessen Ausscheiden am 1. Mai 1979 hatte er die Funktion alleine inne. Döser vergrößerte die Anzeigenabteilung von anfänglich zwei auf 25 Mitarbeiter. 1965 hatte die Druckerei nur den "Meister-Verlag" (später "Rosenheimer Verlagshaus") als Kunden, für den sie Heimatromane druckte. Sie arbeitete nur mit Verlust. Döser jun. gelang es, in München Anzeigenkunden einzuwerben. Nach Dösers Eintritt in die Geschäftsführung blieb Niedermayr für Redaktion und Anzeigen zuständig, während Döser jun. Vertrieb und Technik leitete. Bis 1970 war es ihm de facto gelungen, die Gesamtverantwortung an sich zu ziehen.

Alfons Döser jun. blieb bis 2003 aktiv. Auf ihn folgte am 22. Januar 2003 sein Sohn Oliver Döser, der nach dem Ausscheiden von Norbert Lauinger alleiniger Geschäftsführer wurde.

Verflechtung mit dem Verlag des "Münchner Merkur"

Im September 1966 brachte der Verlag des "Münchner Merkur" als Nebenausgabe den "Aiblinger Merkur" heraus, der die lokale Alleinstellung des "Mangfall-Boten" bedrohte. Aus Furcht vor einem Konkurrenzkampf waren die Gesellschafter des "Oberbayerischen Volksblatts" bereit, sich mit dem Münchner Verlag zu verflechten. Dies wurde dadurch möglich, dass die Erben des ehemaligen Lizenzträgers Lang 1967 ihren Anteil (33,3 %) am Verlag an den "Münchener Zeitungs-Verlag" verkauften. Der "Aiblinger Merkur" wurde eingestellt. Den überregionalen Teil für das "Oberbayerische Volksblatt" und seine Nebenausgaben lieferte ab 1. April 1967 der Verlag des "Münchner Merkur".

Von den Anteilen an der "Oberbayerischen Druck- und Verlagsgesellschaft mbh" hielten Franz Niedermayr, die "Buchdruckerei Wendelstein GmbH" und die "Münchener Zeitungs-Verlag KG" bei einem Gesellschaftskapital von 195.000 DM jeweils ein Drittel. Die "Münchener Zeitungs-Verlag KG" verlagerte ihren Anteil in die "Zeitungsverlag Oberbayern GmbH & Co. Technik KG". Das "Oberbayerische Volksblatt" erhielt den überregionalen Teil des "Münchner Merkur" als Mantel und stellte selbst nur mehr den jeweiligen Lokalteil her. Alfons Döser jun. erhielt seinerseits einen eigenen Anteil von 6,93 % an der "Münchener Zeitungs-Verlag KG"; außerdem wurde das "Oberbayerische Volksblatt" als "Verlags-GmbH" dort mit 29,16 % beteiligt.

Oberbayerisches Volksblatt Druck- und Verlagsgesellschaft vor der Umwandlung 2000
Anteilseigner Anteile
Wendelstein-Verlags-GmbH & Co. KG 33,33 %
Zeitungsverlag Oberbayern GmbH & Co. KG (ZVO), Wolfratshausen (Parallelgesellschaft der Münchener Zeitungs-Verlag GmbH & Co. KG) 33,33 %
Max Christian Wieninger 32,33 %
Alfons Döser jun. 1,00 %

Am 28. August 2000 wurde als neue Holding die "Oberbayerisches Volksblatt GmbH & Co. Medienhaus KG" gegründet. Die Summe der Einlagen dieser KG betrug 270.006,40 Euro.

Holding Oberbayerisches Volksblatt GmbH & Co. Medienhaus KG
Anteilseigner Anteile
Wendelstein-Verlags GmbH & Co. KG 33,33 %
Zeitungsverlag Oberbayern GmbH & Co. KG (ZVO), Wolfratshausen (Parallelgesellschaft der Münchener Zeitungs-Verlag GmbH & Co. KG) 33,33 %
Christian Wieninger 10,78 %
Daniela Wagnerberger (geb. Wieninger) 10,78 %
Stefan Wieninger 10,78 %
Alfons Döser jun. 0,90 %
Oberbayerisches Volksblatt Verwaltungs GmbH, Rosenheim 0,10 %
Beschäftigte
Jahr Arbeiter Angestellte Lehrlinge Gesamt
1949 86
1954 134
1959 157
1964 199
1966 120 78 10 208
1967 129 71 200
1968 142 76 218
1969 167 88 255
1973 167 88 255
1974 315
1975 190 100 290
1979 348
1987 225
2000 225


Umsatz
Jahr Umsatz
1987 60 Mio. DM
1988 67 Mio. DM
2000 90 Mio. Euro


Gesellschaftskapital
Jahr Umsatz
1966 180.000 DM
1967 195.000 DM
1980 1.200.000 DM
2000 4.800.000 DM

Das "Oberbayerische Volksblatt" weist die klassischen Zeitungssparten wie Politik, Wirtschaft, Region (d. h. Bayern) und Sport auf. Seit der Verflechtung mit dem "Münchner Merkur" sind sie inhaltlich sämtlich von diesem übernommen. Unabhängig vom Merkur werden die Regionalausgaben für Rosenheim (Stadt und Land), Bad Aibling, Kolbermoor, Prien, Wasserburg, Mühldorf (Stadt und Landkreis) und Waldkraiburg erstellt.

Erhalt der Monopolstellung

Ab Januar 1979 erschien in Rosenheim das im Boulevardstil aufgemachte Wochenblatt "Echo". Als Abonnementzeitung setzte es sich aber nicht durch. Sein Herausgeber, Gerd Komar (1943-2007), verkaufte es nach einem Jahr an den "Pons Aeni-Verlag", der Hans Bentzinger (1919–2018) und den SPD-Stadträten Kurt Müller und Hans Schneider gehörte. Sie wandelten das "Echo" in ein kostenloses Anzeigenblatt um. 1982 übernahm der Verlag des "Oberbayerischen Volksblattes" den Anteil Schneiders, später auch noch Bentzingers Anteile.

2002 erklärte Eike Schlüter (geb. 1975), mit einer Neugründung, den "Rosenheimer Nachrichten", das Medienmonopol des "Oberbayerischen Volksblatts" in seiner Region brechen zu wollen. Er warf dem "Oberbayerischen Volksblatt" vor, nur lokale Hofberichterstattung zu betreiben. Schlüter beabsichtigte, ein Anzeigenblatt herauszubringen. Allerdings verfügte das von Alfons Döser jun. und seinem Sohn Oliver beherrschte Rosenheimer Medienimperium bereits über zwei Anzeigenblätter. Schon 1992 hatte die spätere Bundestagsabgeordnete Angelika Graf (SPD, geb. 1947, MdB 1994-2013) einen ähnlichen Versuch unternommen, der aber nach zehn Ausgaben gescheitert war. Schlüters "Rosenheimer Nachrichten" erschienen zunächst 14-tägig, dann monatlich, ab 2004 wöchentlich und erreichten eine Auflage von 125.000. 2011 musste auch er in Rosenheim aufgeben.

Beteiligungen

Über die "WWZ Beteiligungsgesellschaft mbH" in Kempten hielt die "Oberbayerisches Volksblatt GmbH & Co. Medienhaus KG" 2006 19 Beteiligungen, außer an Verlagen vor allem an lokalen Radiostationen sowie seit 1999 am Regionalfernsehen. Nachdem "Chiemgau TV" und "Ruperti TV" ihre Lizenzen verloren hatten, hieß der Sender seit 2004 "Regional Fernsehen Oberbayern". Die jeweiligen Anteile der Kommanditisten der WWZ entsprachen genau denen an der "Oberbayerisches Volksblatt GmbH & Co. Medienhaus KG". Die WWZ ihrerseits war wiederum mit 29,16 % an der "Zeitungsverlag Oberbayern GmbH & Co. KG" (ZVO) aus Wolfratshausen (Parallelgesellschaft der "Münchener Zeitungs-Verlag GmbH & Co. KG") beteiligt. Der erste Radiosender "Radio Charivari" war bereits 1989 mit dem Verlag des "Oberbayerischen Volksblatts" als einem von acht Gesellschaftern gegründet worden, der zweite 2001 ("Radio Galaxy").

Franz Niedermayr war zeitweise auch Aufsichtsratsvorsitzender der "M. Niedermayr Papierwarenfabrik AG" in Rosenheim, die aber kein Zeitungsdruckpapier herstellte.

Chefredaktion

Erster Chefredakteur des "Oberbayerischen Volksblattes" war Lizenzinhaber Haenisch. Interne Differenzen führten dazu, dass Lang als zweiter Lizenzträger Haenisch vom Posten des Chefredakteurs absetzte. Auf ihn folgte Dr. Prammer. 1954 war Dr. Ludwig König Chefredakteur, die Entscheidungen traf aber Ludwig Steinkohl, der schließlich gleichberechtigter Chefredakteur wurde. 1967 löste Max Spötzl (geb. 1913), der schon seit 1929 für den "Rosenheimer Anzeiger" gearbeitet hatte, Steinkohl ab; danach wurde Günter Oberst (geb. 1928), der vom Konstanzer "Südkurier" zum "Oberbayerischen Volksblatt" wechselte, Chefredakteur. Der gegenwärtige Chefredakteur ist Willi Börsch (geb. 1954). 2003 waren 30 Lokalredakteure beschäftigt.

Literatur

  • 115 Jahre Stadt Rosenheim. 125 Jahre Heimatzeitung. Rosenheimer Anzeiger - Oberbayerisches Volksblatt, Sonderbeilage zum Oberbayerischen Volksblatt vom 24.10.1979.
  • Frank Böckelmann, Wem gehören die Zeitungen? (AKM-Studien, Bd. 44), Konstanz 2000.
  • Frank Böckelmann, Wirtschaftliche Verflechtungen und Wettbewerb der Medien in Bayern. Dokumentation und Analyse. Eine Studie der Arbeitsgruppe Kommunikationsforschung München (AKM), durchgeführt im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM), München, Februar 2006 (BLM-Schriftenreihe, 83), München 2006.
  • Konrad Dussel, Wasserburger Anzeiger, publiziert am 28.02.2019; in: Historisches Lexikon Wasserburg. (03.02.2020)
  • Handbuch der Deutschen Tagespresse, 4. Aufl., Berlin 1932, 59.
  • Handbuch der Deutschen Tagespresse, 6. Aufl., Leipzig/Frankfurt am Main 1937, 45.
  • Paul Hoser, Geschichte der Stadt Rosenheim 1945 bis 1978, in: Manfred Treml/Michael Pilz (Hg.), Rosenheim. Geschichte und Kultur (Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Stadt und des Landkreises Rosenheim, XVII), Rosenheim 2010, 441–471, hier 444.
  • Hans Kapfinger, Die neue bayerische Presse, München 1948, 28-30.
  • Kurt Koszyk, Publizistik und Medien, in: Max Spindler/Alois Schmid (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. Band IV/2, München 2. Auflage 2007, 495-535.
  • Peter Miesbeck, Bürgertum und Nationalsozialismus in Rosenheim. Studien zur politischen Tradition (Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Stadt und des Landkreises Rosenheim, XIII), Rosenheim 1994, 337–339, 371f.
  • Gabriele Riffert, Das Oberbayerische Volksblatt, in: Hans Wagner/Ursula E. Koch/Patricia Schmidt-Fischbach (Hg.), Enzyklopädie der bayerischen Tagespresse, München 1990, 159-166.
  • Oberbayerisches Volksblatt 150 Jahre, Jubiläumsbeilage, Teil I, Sonderbeilage zum Oberbayerischen Volksblatt vom 15.06.2004 und Teil II vom 20.07.2004.
  • Oberbayerisches Volksblatt: Unternehmensgeschichte.

Quellen

Externe Links

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OVB

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser, Oberbayerisches Volksblatt, publiziert am 03.02.2020 (aktualisierte Version 05.02.2020); in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Oberbayerisches_Volksblatt (28.03.2024)