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Neudeutschland

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Felix Kardinal von Hartmann (1851-1919), von 1912-1919 Erzbischof von Köln (Wikimedia Commons).


1919 auf Anregung des Kölner Erzbischofs Felix von Hartmann (1851-1919, Erzbischof 1912-1919) durch P. Ludwig Esch SJ (1883-1956) gegründeter Jugendbund, der bewusst als Verband katholischer Schüler an Gymnasien konzipiert wurde. Der Bund, der unter jesuitischer Führung Ideen der Jugendbewegung unter katholischen Vorzeichen verwirklichen wollte, gab sich 1923 auf Schloss Hirschberg im Altmühlthal sein Programm und konnte gleichzeitig mit der Gründung einer "Südmark" auch in Bayern stärker Fuß fassen. Nach kontroversen Diskussionen blieb Mädchen die Mitgliedschaft verwehrt; für sie entstand ab 1926 der Bund "Heliand". Im gleichen Jahr bildete sich der "Älterenbund", der die Verbandsmitglieder aufnahm, die mittlerweile das Abitur abgelegt hatten. 1933 hatte Neudeutschland rund 21.000 Mitglieder und konnte seine Tätigkeit unter immer stärkeren Einschränkungen bis zum Verbot am 30. Juni 1939 fortsetzen. Trotz des Widerstands der Bischöfe, die das katholische Verbandswesen nicht wieder erstehen lassen wollten, wurde der Bund ab 1947 neu aufgebaut (1948 Bundestag in Bad Brückenau). Der Bund umfasste nun die Jungengemeinschaft, den Hochschulring und den Männerring. Im Gefolge des Mentalitätswandels ab den 1960er Jahren brach der Hochschulring um 1970 zusammen. 1971 beschlossen die Schülergemeinschaft im Bund Neudeutschland und der Heliand-Mädchenkreis ihr Zusammengehen zur Katholischen Studierenden Jugend (KSJ). Da die KSJ ein eher politisches Christentum proklamierte, kam es zu Spannungen mit dem Männerring, die erst in den 1980er und 1990er Jahren allmählich abgebaut werden konnten. Der Männerring öffnete sich 1980 auch Frauen und nannte sich "Gemeinschaft Katholischer Männer und Frauen". 2002 wurde der Rest des Hochschulrings in die KSJ integriert. 2015 ist er zum Markenzeichen "ND" zurückgekehrt und versteht sich mit der Ergänzung "Christsein.heute" als ein akademisch geprägter katholischer Verband in Deutschland mit 100-jähriger Tradition. Die Marke "ND" steht dabei nicht nur für den historischen Kern des "Bund Neudeutschland" sondern auch für "Neues Denken", "Niveauvoll Diskutieren", "Neugierig Dabei sein" und "Nah Dran".

Prominente Mitglieder Neudeutschlands waren u. a. P. Alfred Delp SJ (1907-1945) und Willi Graf (1918-1943).

Dokumente

Literatur

  • Rolf Eilers, Konfession und Lebenswelt. 75 Jahre Bund Neudeutschland 1919-1994, Mainz 1998.
  • Stephanie Kühner, 'Lebensgestaltung in Christus'. Katholische Jugendbewegung in der Zwischenkriegszeit (1919-1938) aufgezeigt am Beispiel des Bundes Neudeutschland, Freiburg im Breisgau 1999.
  • Reinhard Stachwitz, Zeit der Bewährung. Der Bund Neudeutschland 1933-1945, Lichtenau 1989.
  • Matthias Werth, Abschied vom Rittertum. Von der Jungengemeinschaft im Bund Neudeutschland zur Katholischen Studierenden Jugend 1945-1968, Paderborn 1997.

Quellen

  • Kurt Becher, "Neudeutschland" im Erzbistum München und Freising. Schicksale katholischer studierender Jugend in der NS-Zeit, in: Georg Schwaiger (Hg.), Das Erzbistum München und Freising in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, München 1984, 784-852.
  • Rolf Eilers (Hg.), Löscht den Geist nicht aus. Der Bund Neudeutschland im Dritten Reich. Erlebnisberichte, Mainz 1985. (Berichte u. a. aus Schweinfurt und Würzburg)
  • Hans Fleischmann, Der Bund Neudeutschland in Ostbayern während der NS-Zeit. Ein Bericht, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 21 (1987), 487-552.

Weiterführende Recherche

Externe Links

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Empfohlene Zitierweise

Neudeutschland, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Neudeutschland> (29.03.2024)