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Nürnberg, Reichsstadt: Handwerk: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Aktuelle Version vom 23. September 2021, 14:50 Uhr

Tuchknappentanz in Nürnberg im Jahre 1600. Aquarell im Besitz der Nürnberger Stadtbibliothek. Abb. aus: Hugo Barbeck: Alt-Nürnberg. Kulturgeschichtliche Bilder aus Nürnbergs Vergangenheit, Bd. 6: Die Handwerker, Nürnberg 1896, Blatt 1. (Bayerische Staatsbibliothek, 2 Bavar. 32 v-6/10)
Darstellung mittelalterlicher Handwerker in Nürnberg. Druck nach den Abbildungen im Hausbuch der Zwölf-Brüder-Stiftung Konrad Mendels (gest. 1414). Abb. aus: Hugo Barbeck: Alt-Nürnberg. Kulturgeschichtliche Bilder aus Nürnbergs Vergangenheit, Bd. 6: Die Handwerker, Nürnberg 1896, Blatt 13. (Bayerische Staatsbibliothek, 2 Bavar. 32 v-6/10)
Ein sog. Paternosterer. Ein Bruder aus dem Mendelschen Bruderhaus bei der Herstellung von Rosenkränzen, Nürnberg 1435. Abb. aus: Goetz, Hans: Das bayerische Handwerk, in: Das Land Bayern. Seine kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung für das Reich, München 1927,186. (Bayerische Staatsbibliothek, 2 Bavar. 1621)
Ein Hutmacher, sog. Huter. Porträt eines Bruders aus dem Landauerschen Bruderhaus, Nürnberg 1537. Abb. aus: Goetz, Hans: Das bayerische Handwerk, in: Das Land Bayern. Seine kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung für das Reich, München 1927, 186. (Bayerische Staatsbibliothek, 2 Bavar. 1621)
Werkstatt eines Gürtelmachers, Stich vom Ende des 16. Jahrhunderts aus dem Germanischen Nationalmuseum. Abb. aus: Otto Denk, Unser Bayerland. Vaterländische Geschichte, München 1906, 319. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 3224)
Darstellung von Nürnberger Handwerkern. Fresko am Harscherischen Haus in der äußeren Laufergasse in Nürnberg aus dem Jahre 1836. Abb. aus: Hugo Barbeck: Alt-Nürnberg. Kulturgeschichtliche Bilder aus Nürnbergs Vergangenheit, Bd. 6: Die Handwerker, Nürnberg 1896, Blatt 1. (Bayerische Staatsbibliothek, 2 Bavar. 32 v-6/10)
Metzgertanz in Nürnberg im Jahre 1449. Aquarell in der Nürnberger Stadtbibliothek. Abb. aus: Hugo Barbeck: Alt-Nürnberg. Kulturgeschichtliche Bilder aus Nürnbergs Vergangenheit, Bd. 6: Die Handwerker, Nürnberg 1896, Blatt 1. (Bayerische Staatsbibliothek, 2 Bavar. 32 v-6/10)
Ausschnitt aus einem Spruchblatt für die Nürnberger Holz-, Metall-, und Beindrechsler aus dem Jahre 1589. Abb. aus: Hugo Barbeck: Alt-Nürnberg. Kulturgeschichtliche Bilder aus Nürnbergs Vergangenheit, Bd. 6: Die Handwerker, Nürnberg 1896, Blatt 6. (Bayerische Staatsbibliothek, 2 Bavar. 32 v-6/10)

von Michael Diefenbacher

Nürnberg verdankt seinen wirtschaftlichen Aufstieg im Spätmittelalter unter anderem dem Handwerk, das eine hohe Innovationskraft entwickelte. Bis um 1500 erwarben sich Nürnberger Handwerker vor allem in der Metallverarbeitung und Textilproduktion einen europäischen Rang. Dennoch erreichten die Handwerker keinen größeren politischen Einfluss. Vielmehr unterwarf das Patriziat nach dem gescheiterten Handwerkeraufstand von 1348/49 die Handwerke einer strikten Kontrolle, die seit 1470 das Rugamt wahrnahm. Zünfte waren in Nürnberg verboten. Die strikte Ordnung, die bis zu Auswanderungsverboten ging, lähmte ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Weiterentwicklung und verhinderte Modernisierungen.

Bedeutung

Die Leistungskraft und der Erfindungsreichtum ("Nürnberger Witz") der Nürnberger Handwerker war einer der Nährböden für die wirtschaftliche Blüte der Stadt während des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. Die Handwerker versorgten die einheimische Bevölkerung und das Umland und fertigten die Exportprodukte, mit denen die Nürnberger Kaufleute Europas Märkte belieferten, und die Kaufleute importierten den Handwerkern die benötigten Rohstoffe wie Erze, Stahl, Wolle/Stoffe oder Farben. Erze kamen aus den bekannten Montangebieten in Oberfranken, Sachsen, Thüringen, Böhmen, Schlesien, Polen, Kärnten, Tirol, in der Steiermark, im Salzburgischen, in der ungarischen Slowakei, in Slowenien oder im Raum Aachen-Lüttich, vor allem aber aus der Oberpfalz um Amberg und Sulzbach ("Ruhrgebiet des Mittelalters").

Quantitativ und qualitativ ragten aus dem Nürnberger Handwerk die metallverarbeitenden sowie die Textil produzierenden und veredelnden Gewerbe heraus. Wichtige in Nürnberg für den Export hergestellte Güter waren im 14., 15. und 16. Jahrhundert:

  • Messer
  • Scheren
  • Löffel
  • Trichter
  • Becken
  • Leuchter
  • Schachteln
  • Brillen
  • Globen
  • Fingerhüte aus Edelmetall oder Email
  • Waffen (Harnische, Schwerter, Armbrüste, Gewehre, Bronzegeschütze)
  • mechanische, astronomische oder nautische Präzisionsinstrumente für Navigation, Kartographie und Messkunst
  • im Schockenziehverfahren bzw. unter Ausnutzung der Wasserkraft hergestellter grober Draht
  • per Hand gezogener Feindraht und daraus gefertigte Produkte wie Nadeln, Haken, Ösen, Gürtelschnallen
  • Zirkel und Reisszeuge aus Stahl
  • Paternoster aus Bernstein oder Elfenbein
  • Horn- und Schildpattarbeiten, Kämme
  • Metallsaiten für den Orgelbau
  • Produkte der Schlosser- und Uhrenmacherhandwerke sowie der Kompassmacher
  • Lebkuchen
  • Bleistifte
  • Textilien aus Wolle, Leinen Baumwolle, Handschuhe, Kürschnerwaren.

Im 16. Jahrhundert gewannen die Nürnberger Zinngießer und Goldschmiede eine europäische Spitzenposition, und bis ins 18. Jahrhundert war Nürnberg ein herausragendes Zentrum der Leonischen Drahtproduktion (Herstellung versilberter oder versilbert-vergoldeter Kupferdrähte) sowie des Musikinstrumentenbaus (Hörner, Trompeten, Posaunen, Klarinetten, Lauten, Violen und Geigen).

In Nürnberg wurde 1390/91 die erste Papiermühle Deutschlands in Betrieb genommen. Um 1800 bestanden in Nürnberg und seinem Territorium elf Papiermühlen. Schon bald nach der Erfindung des Buchdrucks zählte Nürnberg zu den führenden Druckerstädten im Reich. Von 1380 bis ins 19. Jahrhundert war Nürnberg einer der bedeutendsten Orte der Spielkartenproduktion. Viele Qualitätsprodukte der Nürnberger Handwerker wurden im 19. Jahrhundert in industrielle Fertigung überführt wie Zirkel und Reisszeuge, Bleistifte oder Lebkuchen, aus dem leistungsstarken Handwerk der reichsstädtischen Kunstdrechsler und Metalldreher entwickelte sich die Nürnberger Spielwarenindustrie.

Innovationen des Nürnberger Handwerks

Etliche Erfindungen und Entdeckungen sind zweifelsfrei oder wahrscheinlich mit der Reichsstadt Nürnberg und ihren Handwerken verbunden:

  • vor 1360 wohl der Schockenzug (halbmechanisches Drahtziehen)
  • vor 1405 die "Nürnberger Schere", eine zu militärischen Zwecken verwendbare Steigleiter
  • 1408/15 der mechanische Drahtzug durch Wasserkraft
  • um 1510 die am Körper tragbare Uhr
  • vor 1517 wohl das Radschloss bei Handfeuerwaffen
  • um 1535/45 der gezogene eiserne Büchsenlauf
  • 1542 die Inklination der Magnetnadel und der Kaliberstab
  • 1550 die "Brechschraube" zum Brechen von Festungsmauern
  • 1590 der Messtisch
  • um 1590 der Schrittzähler für Landvermessung
  • um 1612 das "Geigenklavizymbel"
  • 1664 ein mechanisches Puppenhaus mit über 100 Einzelbewegungen der Figuren, der Streuglanz (Bronzefarbe) aus Metallspänen und das Hinterladergewehr
  • vor 1686 das Glasätzen
  • vor 1689 ein handgetriebener "Kunstwagen"
  • 1690 Wasserski, Schwimmgürtel und Schwimmflossen
  • um 1700 die Klarinette
  • 1717 die Lichtempfindlichkeit der Silbersalze (Wegbereitung der Fotografie)

Politische Machtlosigkeit

Handwerker gab es in Nürnberg seit Bestehen der Stadt. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts lag der Anteil der Nürnberger Handwerker bei ca. 50 % der Gesamtbevölkerung, um 1600 eher bei mehr, um 1800 darunter. Dennoch gelang es den Handwerkern mit Ausnahme des kurzen Zeitraums des sogenannten Handwerkeraufstands 1348/49 nie, politisches Gewicht zu erringen. Sie blieben bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit dauerhaft ohne jeden Einfluss auf die politische Entwicklung Nürnbergs wie auf seine Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Und dies, obwohl seit 1370 acht Ratsfreunde aus dem Handwerk im Kleineren Rat vertreten waren (Rindsmetzger, Kürschner, Tuchmacher, Rotbier- bzw. seit 1724 Weißbierbrauer, Bäcker, Blechschmiede bzw. seit 1543 die Silberarbeiter des Goldschmiedehandwerks, Schneider, Rotgerber) und obwohl die im 16. Jahrhunderts endgültig festgefügte Nürnberger Ständeordnung einige Handwerksmeister aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu Ratsgremien in ihrem sozialen Prestige und Ansehen aus der Masse hervorhob. Zünfte waren bis in die Zeit der bayerischen Innungen des 19. Jahrhunderts untersagt.

Das Fehlen jeglicher handwerklicher Selbstorganisation mit Ausnahme der kurzen Episode des Handwerkeraufstands führte zur direkten Kontrolle aller Handwerke durch den Rat der Reichsstadt. Diese besondere Handwerksverfassung war in dieser Radikalität für die Handwerksorganisation in Reichsstädten einzigartig, beeinflusste aber die süddeutschen Zunftverfassungen im Bereich zwischen Frankfurt am Main, Zürich, Pressburg und Breslau und diente Kaiser Karl V. (reg. im Reich 1519-1556, gest. 1558) auf dem Reichstag zu Augsburg 1547/48 als Vorbild zur Aufhebung der Zunftverfassungen anderer Reichsstädte.

Organisation des Handwerks

Der Kleinere Rat der Reichsstadt kontrollierte seit der Ausbildung einer Stadtverfassung im frühen 14. Jahrhundert die Nürnberger Handwerke. Älteste Vorschriften für einzelne Handwerke stammen bereits aus dem 13. Jahrhundert; sie betreffen in erster Linie Handwerke der Nahrungsmittel-, Bekleidungs- und Metallherstellung. Eine erste Sammlung von Handwerksordnungen entstand 1357/58 als direkte Reaktion auf die Erfahrungen des Handwerkeraufstands. 1470 schuf der Rat mit dem Rugamt eine eigene Gewerbepoliceybehörde. Eine Reorganisation des Rugamts 1533/34 führte 1535 zur Anlage eines Handwerksrechtsbuchs als erstmaliger umfassender Kodifizierung des Nürnberger Handwerkerrechts.

Die Aufgaben des Rugamts lagen in der Kontrolle der Handwerker, der Überwachung der Qualität ihrer Arbeit, der Ordnung von Gewerbe und Gewerbeansiedlung sowie der zahlenmäßigen Reglementierung der Betriebe und Arbeitskräfte. Die Gewerbeaufsicht übten die geschworenen Meister der geschworenen Handwerke aus, die wie die vereidigten Handwerke auf eine vom Rat erlassene schriftliche Handwerksordnung vereidigt wurden. Handwerke ohne schriftliche Ordnung nannte man Freie Künste. Die geschworenen (vereidigten) Handwerke gliederten sich nach den Bestimmungen ihrer Ordnungen in drei Untergruppen:

  • Ungeschenkte Handwerke
  • Geschenkte Handwerke
  • Gesperrte Handwerke

Bei ungeschenkten Handwerken bestand kein Wanderzwang, wandernde Gesellen hatten auch keinen Rechtsanspruch auf ein Geschenk. Demgegenüber gab es in geschenkten Handwerken den Wanderzwang und wandernde Gesellen hatten einen Rechtsanspruch auf eine Wanderunterstützung (Geschenk) seitens des Handwerks.

Gesperrte Handwerke waren meist hochspezialisierte, exportorientierte Handwerke, in denen die Nürnberger meinten, über den höchsten Stand der Technik zu verfügen. Deshalb trachtete der Rat danach, die Weiterverbreitung der einschlägigen Kenntnisse zu verhindern. Diese Handwerke durften grundsätzlich nur von Nürnberger Bürgern ausgeübt werden, ausnahmsweise doch angenommene auswärtige Lehrlinge mussten noch während oder unmittelbar nach ihrer Lehrzeit das Nürnberger Bürgerrecht erwerben. Für Gesellen bestand Wanderverbot, die Meister durften nicht aus Nürnberg wegziehen, ihre Reisemöglichkeiten waren häufig eingeschränkt; ebenso war der Verkauf von Werkzeugen nach draußen verboten.

Anzahl der Handwerke

Die ungeschenkten waren nach Anzahl der Handwerke wie der Handwerksbetriebe in der Überzahl. Sie hatten - weil fast alle ratsfähigen Handwerke zu ihnen gehörten - auch ein Übergewicht im sozialen Prestige der Handwerke in der Stadt. Hierzu zählten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von insgesamt 114 Handwerken 50 (44 %), zu den geschenkten 43 (38 %).

Bei den geschenkten Handwerken kamen 15 aus dem metallverarbeitenden Gewerbe (u. a. Ahlen-, Messer-, Neber-, Zirkelschmiede), sechs aus der Textilbranche (u. a. Bortenmacher, Englische Tuchbereiter, Schwarzfärber), und fünf aus der Lederverarbeitung (u. a. Beutler, Sattler, Weißgerber). Bei den ungeschenkten Handwerken dominierten die Textilgewerbe mit zwölf Handwerken (u. a. Barchent-, Decken-, Leinenweber, Tuchmacher, Zeugwirker, Barettmacher) gefolgt von der Eisenverarbeitung mit zehn (hier insbesondere Waffenhandwerke wie Plattner, Feuerschlossmacher, Waffenschmiede) und der Holzverarbeitung mit sechs Handwerken (u. a. wieder im Zusammenhang mit der Waffenproduktion wie die Büchsenschifter).

Zu den gesperrten Handwerken gehörten noch im 18. Jahrhundert die Kompassmacher, Drahtzieher auf dem groben Zeug, Geschmeidmacher, Goldspinner, Heftleinmacher, Lohngoldschmiede, Leonische Drahtzieher, Messingbrenner und -schlager, Beckschlager, Rotschmieddrechsler, Paternostermacher, Brillenmacher, Scheibenzieher, Schellenmacher, Schermesserer, Spengler und Messingschaber, Sanduhrmacher, Seidenweber, Trompetenmacher und die Wildrufmacher.

Erstarrung und technologischer Stillstand

Aber gerade durch diese in den gesperrten Handwerken sich manifestierenden wettbewerbsbehindernden Maßnahmen, die der Stadt zunächst das Monopol auf eine fortschrittliche Technik erhielten, wurde Nürnberg im 17. und 18. Jahrhundert zunehmend von der technischen Weiterentwicklung an anderen Orten abgeschnitten und fiel langfristig zurück.

1797/1800 waren in der Reichsstadt noch 2.401 Handwerksbetriebe aktiv. Davon produzierten 1.581 Werkstätten nach wie vor für den Export der typischen Nürnberger Waren (Musikinstrumente, Zeichengeräte, Messinstrumente, leonische Drahterzeugnisse, Metallfolien, Glasspiegel, Spielzeug, Bleistifte, Papier, Messer, Nadeln, Nägel und Stifte etc.), davon 36,5 % in der Metallverarbeitung und 12,6 % auf dem Textilsektor.

Der durchschnittliche Nürnberger Handwerksbetrieb beschäftigte um 1800 unter dem Meister nur 1,12 Personen, die metallverarbeitenden Werkstätten sogar nur 0,6 Personen. Betriebe mit mehr als zehn Beschäftigten galten bereits als "Fabriken". 1811 existierten neben etwa 70 Mühlen und 27 Brauereien lediglich 16 protoindustrielle "Fabriken": acht Tabak- und zwei Möbelmanufakturen, eine Brillenglasschleiferei, die 1712 gegründete Fayencemanufaktur, die 1783 entstandene Kattundruckerei Nürnberg, zwei Garnspinnereien und die Landkartenmanufaktur der Homannschen Erben. Diese "Fabriken" beschäftigten zusammen etwa 200 Arbeiter.

Erst die Umstellung auf industrielle Produktionsweisen im Laufe des 19. Jahrhunderts, gegen die die Nürnberger Handwerker vergeblich den Protektionismus der untergegangenen reichsstädtischen Ära vom Magistrat einforderten, verhalf – wenn auch unter völlig veränderten Bedingungen – vielen alten Handwerken zu neuem Ruhm (Bleistiftmachern, Brillenmachern, Drehern, Lebküchnern, Schlossern, Wagnern).

Literatur

  • Michael Diefenbacher, Massenproduktion und Spezialisierung. Das Handwerk in der Reichsstadt Nürnberg, in: Karl Heinrich Kaufhold/Wilfried Reininghaus (Hg.), Stadt und Handwerk in Mittelalter und Früher Neuzeit (Städteforschung A 54), Köln/Weimar/Wien 2000, 211-228.
  • Michael Diefenbacher/Rudolf Endres (hg.), Stadtlexikon Nürnberg, Nürnberg 2. Auflage. 2000.
  • August Jegel, Nürnberger Handwerksrecht und seine Beziehungen zu anderen, Neustadt/Aisch 1965.
  • Kurt Pilz, Das Handwerk in Nürnberg und Mittelfranken, Nürnberg 1954.
  • Eckart Schremmer, Die Wirtschaftsmetropole Nürnberg, in: Max Spindler/Andreas Kraus (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. 3. Band, 1. Teil: Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, München 3. Auflage. 1997, 902-929.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Empfohlene Zitierweise

Michael Diefenbacher, Nürnberg, Reichsstadt: Handwerk, publiziert am 15.03.2010; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Nürnberg,_Reichsstadt:_Handwerk> (28.03.2024)