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Museumspädagogisches Zentrum (MPZ)

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Logo des Museumspädagogischen Zentrums. (MPZ)
Logo der Bayerischen Museumsakademie, die 2011 vom Institut für Bayerische Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern und dem Museumspädagogischen Zentrum gegründet wurde. (MPZ)
Die Angebote des MPZ in Museen und Ausstellungen sind speziell auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen abgestimmt, wie hier bei einer sog. Freizeitaktion in der Alten Pinakothek in München. (Foto: MPZ)
Das MPZ schult Lehrkräfte im Rahmen von Lehrerfortbildungen im Bereich Kulturvermittlung im Museum, wie hier im Museum Brandhorst in München. (Foto: MPZ)
Die Angebote des MPZ richten sich an alle Schularten und Jahrgangsstufen sowie an Kinder im Vorschulalter. Hier: Eine Mittelschulklasse in der Pinakothek der Moderne in München. (Foto: MPZ)
Im Rahmen des MPZ-Projektes "Komm, wir lernen Deutsch im Museum!" für Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund spielen hier Kinder einer Übergangsklasse (Ü-Klasse) mit einem selbstgebastelten Spiel im Staatlichen Museum für Völkerkunde (heute: Museum Fünf Kontinente) in München. (Foto: MPZ)

von Helena Barsig

Das MPZ (Museumspädagogisches Zentrum München) ist eine museumspädagogische Einrichtung in München, die am 23. Juli 1973 auf Beschluss der Landeshauptstadt München und des Freistaats Bayern formal gegründet wurde. Das Grundkonzept ist es, von einem Zentrum aus verschiedene staatliche und städtische Museen und Sammlungen in München und ganz Bayern museumspädagogisch zu betreuen. Seit Mai 2008 ist das MPZ eine der "Zentralverwaltung der staatlichen Museen und Sammlungen bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen" unterstellte selbständige Institution.

Institutionalisierung der Museumspädagogik in München

Die Gründung des MPZ geht u. a. auf den Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Erich Steingräber (1922-2013, Generaldirektor 1969-1987) zurück, der das bildungspolitische Reformklima Anfang der 1970er Jahre zu nutzen wusste. Steingräber hatte als Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg bereits am Aufbau des dort ansässigen Kunstpädagogischen Zentrums (KPZ) entscheidend mitgewirkt. Auch in München propagierte er die Idee einer museumspädagogischen Einrichtung, für die das KPZ als Vorbild dienen sollte.

Spätestens 1970 begannen in der Landeshauptstadt die Vorbereitungen für die Errichtung einer – zunächst noch analog zu Nürnberg als Kunstpädagogisches Zentrum bezeichneten – museumspädagogischen Einrichtung. Ging die Initiative zur Errichtung einer solchen Institution zuerst von staatlicher Seite aus, so bestand jedoch kein Zweifel, dass die Stadt in die Verantwortung miteinbezogen werden sollte. Am 24. April 1970 erging eine Entschließung des Kultusministeriums, die verfügte, dass "in München als gemeinsame Einrichtung des Staates und der Stadt – ähnlich wie in Nürnberg – ein museumspädagogisches Zentrum errichtet werden soll", welches den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zugeordnet werden sollte. Es dauerte jedoch noch weitere zwei Jahre bis der Schul- und Kulturausschuss der Stadt München der Errichtung eines solchen Zentrums zustimmte.

Die Erarbeitung der Richtlinien für den Aufbau eines museumspädagogischen Zentrums wurde einem vorläufigen Kuratorium, das sich aus städtischen und staatlichen Vertretern aus der Museums- und Schullandschaft zusammensetzte, übertragen. Dieses ernannte im Januar 1971 den Oberstudienrat Peter Rößler (geb. 1934, Leiter des MPZ 1971-1974) mit Beginn des Schuljahrs 1971/72 zum ersten Leiter des MPZ.

Der strukturelle Gründungsrahmen des MPZ

Nach einer etwa zweijährigen Vorbereitungszeit, in der das MPZ bereits vielfach theoretische und aktive museumspädagogische Arbeit geleistet hatte, wurde schließlich am 23. Juli 1973 der formale Gründungsvertrag zwischen Landeshauptstadt und Freistaat geschlossen. Der Vertragsentwurf war das Ergebnis einer Planungsgruppe im Schulreferat, bei deren Zusammensetzung darauf geachtet wurde, dass staatliche und städtische sowie pädagogische und museale Interessen weitgehend ausgeglichen vertreten waren.

Mit dem Vertrag vom Juli 1973 verpflichteten sich der Freistaat Bayern und die Landeshauptstadt München, das MPZ als gemeinsame Einrichtung zu tragen. Dem MPZ wurde die Aufgabe übertragen, "die Bildungsarbeit der Schulen und anderer Institutionen durch Unterricht, Führung und andere Veranstaltungen unter Verwendung der in München befindlichen Museen, Sammlungen und Ausstellungen zu unterstützen und zu fördern". Der vertraglich vorgegebene Bildungsauftrag des MPZ erklärt die Zuständigkeit des Schulreferats und des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Entsprechend dem bildungspolitischen Tenor dieser Zeit definiert die Gründungssatzung des MPZ das Museum – in enger Anbindung an die schulische Bildung – als Lernort und Erziehungsfeld. Die Orientierung am Bildungsauftrag der Schulen prägt die Arbeit des MPZ bis heute.

Die "Gesamtleitung des MPZ" wurde einem Kuratorium übertragen, dem drei Vertreter des Kultusministeriums und drei Vertreter der Landeshauptstadt München, von denen jeweils einer ein Pädagoge sein sollte, angehörten. Ebenso waren im Kuratorium die staatlichen und städtischen Museen sowie die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen vertreten. Die Vollmacht des Kuratoriums erstreckte sich sowohl auf die Beratung und Beschlussfassung über den jährlichen Haushalt als auch auf die Erstellung des aktuellen Arbeitsplans. Die Leitung des MPZ unterstand der Weisungsbefugnis des Kuratoriums, wobei die Ausübung des Weisungsrechtes per Kuratoriumsbeschluss für einen festgesetzten Zeitraum auf eines seiner Mitglieder übertragen werden konnte. In der Praxis wurde aufgrund der organisatorischen Zuordnung des MPZ zu den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen dieses Recht auf den Generaldirektor der Gemäldesammlungen übertragen, dem somit die Aufsicht über das Alltagsgeschäft des MPZ oblag. Das Kuratorium war zudem verpflichtet, zur Erfüllung seiner vertraglich festgesetzten Aufgaben mindestens zweimal im Jahr zusammenzutreten. Die Koordination und Leitung der gemeinsamen Sitzungen sollte durch den Vorsitzenden des Kuratoriums getätigt werden, der aus dem Kreis der Mitglieder für die Dauer einer Haushaltsperiode gewählt wurde. Der jährliche Haushaltsvoranschlag und die Jahresabrechnung lagen im Aufgabenbereich der Verwaltung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in Verbindung mit dem Leiter des MPZ. Die Genehmigung des Haushalts fiel in den gemeinsamen Verantwortungsbereich des Kultusministeriums und der Landeshauptstadt München.

Mit der Kooperation von Stadt und Staat ging man bei der museumspädagogischen Einrichtung in München einen im Bundesvergleich bis dahin einzigartigen Weg. Diese Zusammenarbeit, die der Pluralität der Münchner Museumslandschaft Rechnung trug, brachte auf finanzieller und organisatorischer Seite zwar viele Vorteile, verlief jedoch nicht immer reibungslos. Unter anderem aufgrund der verschiedenartigen parteipolitischen Färbung der beiden Vertragspartner blieben insbesondere in der Anfangsphase Richtungsstreitigkeiten wegen divergenter Auffassungen über Konzeption und Schwerpunktbildung nicht aus. Weitere museumspädagogische Institutionen dieser Zeit, denen jedoch ein anderes organisatorisches Strukturmodell zugrunde lag, sind das Außenamt der Staatlichen Museen Berlin (gegründet 1930, Wiederaufnahme 1961) und das Außenreferat der Kölner Museen (gegründet 1964).

Leitung und Mitarbeiterstruktur gemäß dem Gründungsvertrag von 1973

Auch die Mitarbeiterstruktur des MPZ spiegelte den vertraglich festgeschriebenen Bildungsanspruch wider. Die hauptberufliche Leitung des MPZ konnte anfänglich nur einem ausgebildeten Pädagogen übertragen werden, der vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus bestellt wurde.

Lebensdaten Leitung des MPZ
Peter Rößler geb. 1934 1971-1974
Alex Winter k. A. 1974-1983
Manfred Vogt geb. 1947 1983-1992
Hans-Uwe Rump 1945-2014 1992-1999
Manfred Treml geb. 1943 2001-2010
Josef Kirmeier geb. 1957 seit 2010

Der Kreis der festen Mitarbeiter sollte insbesondere aus Pädagogen aller Schularten bestehen, die aus dem Kontingent der Lehrerplanstellen an das MPZ abgeordnet werden konnten. Daneben waren alle beteiligten Museen und Institutionen dazu verpflichtet, einen wissenschaftlichen Mitarbeiter als Ansprechpartner für das MPZ zu benennen.

Modifikation des Gründungsvertrages

Nach Vorgabe des Gründungsvertrages von 1973 war der Leiter des MPZ an die Weisungsbefugnis des Kuratoriums gebunden. Die Kompetenz des Kuratoriums erstreckte sich nicht nur auf die Beschlussfassung über den Jahreshaushalt und die Jahresabrechnung, auch die inhaltlichen Richtlinien des Arbeitsprogramms wurden von diesem Gremium vorgegeben. In der Praxis war daher zum einen die Erstellung des jährlichen Arbeits- und Finanzplanes stark reglementiert, zum anderen auch der Leiter in der Abwicklung seines Alltagsgeschäfts wesentlich eingeschränkt.

Die im Laufe der 1980er und 1990er Jahre eingetretene Ausweitung des Tätigkeitsfeldes des MPZ sowohl in räumlicher Hinsicht (gemeint ist eine Ausdehnung des Arbeitsbereichs über den Raum München hinaus) als auch bezüglich der Erschließung neuer Aufgabenbereiche, die weit über die kunstpädagogischen Anfänge des Zentrums hinausreichten, erforderten eine Anpassung der Organisationsstruktur sowie der finanziellen und personellen Ausstattung an die tatsächlichen Arbeitsgegebenheiten. Dieser Schritt wurde ab dem Jahr 2002 unternommen. Auf Initiative von Manfred Treml (geb. 1943, Leiter 2001-2010) wurden die Verhandlungen zwischen den Vertragspartnern über eine grundlegende konzeptionelle Reorganisation aufgenommen. Nach mehrjährigen Verhandlungen konnte 2005 mit der Neufassung des Gründungsvertrages von 1973 ein erster Teilerfolg erzielt werden. Wichtigste Veränderung war die Anpassung der Zusammensetzung des Kuratoriums an die Gegebenheiten einer wesentlich breiter gefächerten Museumslandschaft und seine Umwandlung von einem weisungsbefugten in ein beratendes Gremium, dem somit nicht mehr die Haushalts- und Personalhoheit oblag. In der Praxis konnte das MPZ fortan aufgrund der mit der Stadt vereinbarten Möglichkeit der Ersatzfinanzierung aus eigenem Ermessen neue Mitarbeiter einstellen, die entweder über eine pädagogische oder eine fachwissenschaftliche Ausbildung verfügten. Diese zugestandene Selbständigkeit führte zwar zu einer wesentlichen Erleichterung in der Handhabung der Alltagsgeschäfte, schrieb jedoch noch immer die organisatorische Zuordnung des MPZ zu den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen fest.

Nach einer weiteren dreijährigen Verhandlungszeit trat schließlich am 1. Mai 2008 ein Beschluss in Kraft, der das MPZ als selbständige Einrichtung innerhalb der Zentralverwaltung der bayerischen Museen und Sammlungen etablierte. Durch Erklärung der Landeshauptstadt München vom 10. Januar 2008 und des Freistaats Bayern vom 5. März 2008 erhielt das MPZ die Stellung einer selbständigen Institution, die direkt der Verantwortung des Freistaats, vertreten durch das Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, und der Landeshauptstadt München, vertreten durch das Schulreferat, untersteht.

Methoden und Projekte

Das Programmangebot ist das Ergebnis langjähriger Erfahrung, wobei durch die einzelnen Leiter unterschiedliche Schwerpunktsetzungen vorgenommen wurden. Die ersten Arbeitsjahre des MPZ waren bis auf wenige Ausnahmen von der eher konservativen Linie des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus geprägt. Dies führte in der Praxis zu einer strengen Ausrichtung ausschließlich auf die Bedürfnisse der Schulen und des Unterrichts in Museen sowie zu einem eng definierten museumspädagogischen Methodenspektrum. Die positive Resonanz auf das Angebot der Münchner Museumspädagogik ermöglichte in den nächsten Jahren die ständige Erweiterung des methodischen Arbeitsfeldes sowie die Erschließung außerschulischer Zielgruppen und neuer Räume.

Wegweisende Entwicklungen für die heutige Tätigkeit des MPZ auf inhaltlicher Ebene waren die Teilabordnung von Pädagogen zur museumspädagogischen Beratung an Museen in ganz Bayern, die Erweiterung der Programme für Kindergärten und Grundschulen sowie die Erschließung der Museen für den Freizeitbereich.

Seit den 1980er Jahren führt das MPZ zudem in Kooperation mit anderen Bildungsinstitutionen, unter anderem mit den bayerischen Schulämtern, dem Pädagogischen Institut der Stadt München und der Akademie für Lehrerfortbildungen in Dillingen, in zunehmendem Maß Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer durch. Heute ist das MPZ durch das Staatsministerium für Unterricht und Kultus als selbständige Fortbildungseinrichtung anerkannt und bietet im Rahmen der Lehrerweiterbildung seit dem Jahr 2008 die "Zusatzqualifikation Museumspädagogik" an. Die Weiterbildungsangebote richten sich nicht nur an Lehrkräfte, sondern auch an Erzieher.

Seit 2011 ist das MPZ außerdem die Geschäftsstelle der "Bayerischen Museumsakademie", einer vom Institut für Bayerische Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern und dem MPZ neu gegründeten Fortbildungseinrichtung.

Zusammenfassend enthält die heutige MPZ-Programmpalette nicht mehr nur Angebote für Schulen, sondern auch für Kindergärten, Familien und erwachsene Museumsbesucher. In den verschiedenen Museen und Sammlungen in München und ganz Bayern haben Kindergartengruppen sowie Klassen aller Schularten und Jahrgangsstufen die Möglichkeit, altersgerechte Führungen zu buchen. An den Museumsbesuch sind dabei häufig praktische Arbeiten wie z. B. Zeichnen, Werken, szenisches Spiel oder naturwissenschaftliches Experimentieren in den MPZ-Studios angeschlossen. Seit 2012 gibt es zudem ein spezielles Programm für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Sowohl in Stadtrundgängen als auch im Museum werden die Kinder und Jugendlichen dabei auf spielerische Weise an die Kultur und die Sprache ihres neuen Lebensraumes herangeführt. Mit dem Konzept "Freizeit im Museum" bietet das MPZ außerdem auch außerhalb der regulären Schulzeiten ein abwechslungsreiches Angebot für Kinder, Jugendliche und Familien an. Dieses Programm beinhaltet u. a. Geburtstagsfeiern oder die sog. Besonderen Führungen, bei denen den Teilnehmern Einblicke in gewöhnlich nicht zugängliche Museumsbereiche gewährt wird. Auch erwachsene Museumsbesucher können aus einer Fülle von informativen Gesprächsführungen auswählen. Daneben berät das MPZ Museen bei der Gestaltung von Sonder- oder Dauerausstellungen sowie bei Problemstellungen zur Didaktik und besucherorientierten Präsentation. Schließlich ist das MPZ Herausgeber zahlreicher museumspädagogischer Publikationen. Die Veröffentlichungen umfassen zum einen verschiedene Arten thematischer Handreichungen wie Arbeitshefte, Themenbände zu Museen oder MPZ-Juniorkataloge, zum anderen werden auch Handbücher zur Museumspädagogik im Allgemeinen publiziert.

Literatur

  • MPZ (Hg.), Aktivitäten, Berichte, Angebote, Meinungen, München 1985.
  • MPZ (Hg.), Tätigkeitsbericht 1999-2002, München 2003.
  • MPZ (Hg.), Tätigkeitsbericht 2007-2008, München 2009.

Quellen

  • Stadtarchiv München, Direktorium Nr. 232: Vertrag über die Errichtung und den Betrieb eines Museumspädagogischen Zentrums in München vom 23.07.1973.

Weiterführende Recherche

Externe Links

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Empfohlene Zitierweise

Helena Barsig, Museumspädagogisches Zentrum (MPZ), publiziert am 28.04.2014; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Museumspädagogisches_Zentrum_(MPZ)> (28.03.2024)