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Main-Post

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Logo Main-Post. (Main-Post)

von Peter Krones

Die Main-Post ist eine seit November 1945 in Würzburg erscheinende Tageszeitung. Sie deckt mit Ausnahme der Region Untermain den gesamten Regierungsbezirk Unterfranken ab. Neben dem Haupttitel Main-Post gehören zu ihr das Schweinfurter Tagblatt, der Bote vom Haßgau, das Haßfurter Tagblatt sowie Volksblatt und Volkszeitung. Die inhaltliche Linie lautet "unabhängig, überparteilich". Im Zusammenwirken mit ihren digitalen Informationsangeboten versteht sich die Mediengruppe Main-Post als zentrale publizistische Drehschreibe der Region Mainfranken. Verlagssitz ist Würzburg. Die Main-Post sieht sich selbst als Nachfolger des von 1883 bis 1941 erschienenen Würzburger General-Anzeigers.

Eine neue Zeitung für Würzburg

Am 24. November 1945 erschien die Erstausgabe der "Main-Post" im Druckhaus Richter. Lizenzträger (Lizenz Nr. 8, 24.11.1945) der zunächst zweimal pro Woche erscheinenden Zeitung (Abonnementpreis monatlich 1,70 RM) wurden Heinrich G. Merkel (1900–1985), zuvor kaufmännischer Leiter eines Leipziger Musikverlages, und Richard Seubert (gest. 1946), bis 1933 Redakteur verschiedener sozialdemokratischer Blätter, der auch erster Chefredakteur des neuen Blattes wurde. Die US-Militärregierung hatte Karl Richter (1901–1969), ehemaliger Herausgeber des Würzburger General-Anzeigers, die Lizenz verweigert, da er bei Kriegsende Verlagsleiter bei der NS-Gauzeitung Mainfränkische Zeitung war. Nach Seuberts Tod im August 1946 übernahm Hans Weber zunächst den Posten des Chefredakteurs und war seit Februar 1947 zweiter Lizenzträger (Lizenz Nr. 108, 12.2.1947). Im Dezember 1948 entzog ihm die US-Militärregierung jedoch die Lizenz wieder, nachdem bekannt geworden war, dass er Anfang der 1940er Jahre antisemitische und pro-nazistische Artikel für die Donau-Zeitung in Belgrad (Serbien) verfasst hatte.

Als Herausgeber der Main-Post fungierte der "Mainpresse-Verlag, Inhaber G. Merkel & Co.". Auch Merkel verließ das Blatt Ende 1948 und wechselte zu den Nürnberger Nachrichten, wo er gemeinsam mit Joseph Eduard Drexel (1896-1976) und Hans Walter Lizenzträger wurde. An seine Stelle trat am 1. Januar 1949 als alleiniger Lizenznehmer der Würzburger Rechtsanwalt und Kommunalpolitiker Michael Meisner (1904–1990). Meisner war nach Kriegsende nicht nur kurzzeitig Landrat (1945–1949) und Oberbürgermeister (1946) von Würzburg, sondern zudem auch Jugendfreund Karl Richters. Da Richter weiterhin Eigentümer der Druckerei war, wegen seiner Vorgeschichte jedoch nicht offiziell als Mitherausgeber in Erscheinung treten konnte, vereinbarten er und Meisner eine künftige Beteiligung Richters in einem Geheimvertrag. Erst mit dem Wegfall des Lizenzierungszwangs im August 1949 war der Weg für Richters offizielle Beteiligung frei. Davon erfuhren die Leser der Main-Post am 1. Oktober 1949 in einer Zeitungsmeldung. Richter fungierte nun als persönlich haftender Gesellschafter des Mainpresse-Verlages und Mitherausgeber der Main-Post. Die Doppelspitze baute die Stellung der Main-Post in der Region in den nächsten 20 Jahren erfolgreich aus. Mit dem Tod Richters 1969 ging die „Mainpresse Richter Druck- und Verlags GmbH & Co. KG“ in den Besitz seiner vier Töchter über. Meisner fungierte noch bis 1974 als Herausgeber und Geschäftsführer.

Expansion

Bereits im November 1945 erschien die Main-Post in einer Auflage von 100.000 Stück. In der Neujahrsausgabe 1946 musste die Zeitung ihren Lesern mitteilen, dass derzeit keine Neubestellungen möglich seien, da die behördlich genehmigte Auflage von nun 120.000 Stück erreicht sei. Wie andere Zeitungen profitierte auch die Main-Post vom wirtschaftlichen Wiederaufstieg des Landes, der sowohl Auflage als auch Anzeigenumsätze steigen ließ. Ab den 1950er Jahren wurden verschiedene Lokalausgaben konzipiert, die kontinuierlich ausgebaut wurden, beispielsweise in Bad Kissingen, Kitzingen oder Karlstadt (Lkr. Main-Spessart). Stets wurde dabei stark auf die örtlichen Gegebenheiten geachtet. Mit dieser Strategie der Regionalisierung fuhr die Main-Post sehr erfolgreich, da sie damit stärker als andere Tageszeitungen dem lokalen Informationsbedürfnis nachkam. Heute (2021) existieren insgesamt 16 Teilausgaben, die die Region Mainfranken abdecken.

Mit der gestiegenen Auflage und dem Umfang der Zeitung wuchs in den 1960er Jahren auch der Platzbedarf für die Redaktion und den Verlag insgesamt. 1965 fiel die Entscheidung für einen Neubau im neu geplanten Würzburger Stadtteil Heuchelhof. Der anvisierte Umzug in die größeren Druckerei- und Redaktionsräume erfolgte auf dem neuen Gelände in zwei Schritten ab 1971: War zunächst lediglich die Akzidenz-Druck-Produktion auf dem neuen Gelände untergebracht, folgte 1974 auch der Umzug der gesamten Redaktion und Zeitungsherstellung. In den neuen Räumlichkeiten konnten Mitte der 1970er Jahre 150.000 Zeitungen täglich sowie jährlich drei Millionen Bücher, zwölf Millionen Kataloge und Taschenbücher sowie 120 Mio. Prospekte und drei Milliarden Etiketten produziert werden.

Mitte der 1970er Jahre waren über 1.000 Mitarbeiter in der Produktion der Zeitung und zahlreicher anderer Druckprodukte beschäftigt. Die Buchbinderei zählte zu einer der größten ihrer Art in der Bundesrepublik und die Zeitungsmacher erweiterten die Produktpalette: 1976 erschienen die ersten kostenlosen Anzeigenblätter zunächst in Würzburg und Schweinfurt, später in allen Teilen der Region Mainfranken. Als "markt" und "markt zum Sonntag" bestehen diese Blätter bis heute (2021).

Verlagsgebäude Main-Post. (Main-Post)

Kooperation mit dem Fränkischen Volksblatt

Das 1868 gegründete Fränkische Volksblatt, das nach einer Zwangspause in der NS-Zeit erst am 2. April 1952 erneut erschienen war, kam seither wirtschaftlich nicht so recht auf die Beine. Dem inhaltlich streng katholischen Blatt drohte die Pleite. Es kam zu einem Besitzerwechsel und einer Kooperation mit der Main-Post: 80 % der "Volksblatt Verlagsgesellschaft" gehörten seit 1971 der "Mainpresse Richter Druck- und Verlags GmbH", 20 % blieben bei der "Fränkischen Gesellschaftsdruckerei Echter-Verlag". Der Mainpresse-Verlag übernahm die technische Produktion, den Anzeigen- und den Vertriebs- und Zustellbereich des Volksblatts, während dem Volksblatt die redaktionelle Eigenständigkeit blieb. Damit hatte die Mainpresse einen Konkurrenten übernommen und gleichzeitig überlebte das in seiner wirtschaftlichen Existenz bedrohte Volksblatt als Titel. Bis in die Gegenwart (2021) erscheinen die Volksblatt- und Volkszeitungs-Titel, seit 1992 im Alleinbesitz der Main-Post-Gruppe.

Umbruch

Zu Beginn der 1990er Jahre geriet der Bereich der Akzidenz-Druckerei in schwere wirtschaftliche Turbulenzen. Zudem mehrten sich die Zeichen eines erneuten Umbruchs in der Gesellschafterstruktur: Die Inhaberinnen Elisabeth Buchner, Marianne Weixler – verheiratet mit dem Geschäftsführer Franz Josef Weixler –, Inge Zimonja und Renate Richter-Carter, die weder ins Tagesgeschäft des Verlags noch in die Redaktion der Tageszeitung eingriffen, signalisierten Verkaufsbereitschaft.

Einige deutsche Verlagshäuser hatten Interesse am Kauf von Druckerei und Zeitung, insgesamt trotz schwierigen Marktumfelds wirtschaftlich profitabel und mit rund 200 Mio. DM Umsatz auf Rang 36 der 50 größten deutschen Verlage. Den Zuschlag erhielt die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck aus Stuttgart, an deren Spitze Georg-Dieter von Holtzbrinck (geb. 1941), seine Schwester Monika Schoeller (1939–2019) und sein Bruder Stefan von Holtzbrinck (geb. 1963) standen. Die neuen Eigentümer sahen sich allerdings auch mit zwei wirtschaftlich grundverschiedenen Bereichen konfrontiert: der Tageszeitung und der Akzidenz-Druckerei. Im Sommer 1991 verabschiedeten Geschäftsführung und Betriebsrat einen Sozialplan für 251 der rund 600 Akzidenz-Mitarbeiter, in dem Abfindungen an die Mitarbeiter gezahlt wurden. Im Juli 1992 wurde der Bereich der Lohndruckerei auch formell vom Zeitungsverlag getrennt. Doch auch die dabei entstandene "Druckerei Richter" hatte im schwieriger gewordenen Marktumfeld keine Zukunft und musste im März 1994 ihren Betrieb einstellen. Lediglich ein Teil der Mitarbeiter konnte in die Produktion der Tageszeitung übernommen werden.

Neue Geschäftsfelder und Eigentümer

Druckereigebäude der Main-Post in Heuchelhof. (Main-Post)

Die deutschen Regionalzeitungen setzten in den 1990er Jahren verstärkt auf Veränderungen in Optik und Inhalt. Viele Blätter öffneten den sog. Service-Themen (Ratgeber) die Tore, fast alle verwandelten das jahrzehntelang kaum veränderte Erscheinungsbild. Die Main-Post machte dabei keine Ausnahme.

Ab Mitte der 1990er Jahre expandierte die Main-Post erneut und erweiterte ihre Produkt- und Angebotspalette. Die Dienste von Zeitungsdruckerei und Druckvorbereitung wurden anderen Verlagen angeboten. 1995 wurde der Grundstein für ein neues Zeitungsdruckzentrum im Stadtteil Heuchelhof gelegt. Es ging 1996 in Betrieb und war schnell mit eigenen Produkten und Fremdprodukten ausgelastet. Das neue Medium Internet erreichte mittlerweile auch die lokalen Zeitungen. Ebenfalls 1996 startete das Internetangebot "Main-Post-newsline". Zunächst war das Angebot nicht viel mehr als eine elektronische Verlängerung der Tageszeitung. Bald entwickelten sich die digitalen Angebote zu wichtigen medialen Bausteinen für Leser und Anzeigenkunden (2021: monatlich rd. 1,4 Mio. User).

Im Jahr 2001 erfolgte ein Wechsel in der Main-Post-Verlagsleitung. Der bisherige Chefredakteur David Brandstätter – seit 1993 auf diesem Posten – leitete zusammen mit Manfred Winterbach (Technik) und Knut Müller (Kaufmännische Leitung) nun die Mediengruppe Main-Post. Als Chefredakteur folgte ihm Michael Reinhard, der zuvor in verantwortlicher Position beim Berliner Tagesspiegel und bei großen regionalen Tageszeitungen in Frankfurt a.M. (Hessen) und Gießen (Hessen) gearbeitet hatte. Das Geschäftsführungs-Trio bestand bis 2002, als Manfred Winterbach in den Ruhestand ging. 2008 verließ Knut Müller die Mediengruppe Main-Post und David Brandstätter wirkte fortan als alleiniger Geschäftsführer.

Ebenfalls 2001 startete der private Briefzusteller Main-PostLogistik und konnte sich in der Branche etablieren. Basis des neuen Dienstes waren die mehr als 1.850 eigenen Zeitungszusteller in der Region Mainfranken. Auf der Suche nach neuen Märkten lag es nach der Deregulierung des Briefmarktes nahe, nicht nur die Zeitung, sondern auch Briefe von den eigenen Zeitungszustellern liefern zu lassen. Bis 2020 wuchs das Zustellvolumen auf 20 Mio. Briefe pro Jahr.

Im Jahr 2010 musste die Würzburger Geschäftsführung erneut einen Besitzerwechsel organisieren. Verleger Stefan von Holtzbrinck und Main-Post-Geschäftsführer David Brandstätter initiierten Gespräche mit der Augsburger Mediengruppe Pressedruck. Mit dem Verlag, im Besitz der Geschwister Ellinor Scherer und Alexandra Holland, bestanden viele Gemeinsamkeiten: in den Produkten und der konsequenten publizistischen Ausrichtung auf das jeweilige regionale Umfeld. 2011 wechselte die Mediengruppe Main-Post schließlich unter das Dach der Pressedruck, dessen wichtigste Publikation die Augsburger Allgemeine ist.

Anfang des neuen Jahrtausends nutzte die Main-Post die eigene Stärke für Partnerschaften im Großraum Franken. Das Obermain-Tagblatt und das Haßfurter Tagblatt wechselten komplett zur Würzburger Mediengruppe und mit anderen fränkischen Verlagshäusern kam es zur Zusammenarbeit in unterschiedlichen Bereichen

Das eigene Online-Angebot wurde permanent optisch und inhaltlich weiterentwickelt: lokale, regionale und allgemeine Nachrichten, Hintergründe, Bilderserien zu lokalen Ereignissen, Partyfotos, Facebook- und Twitter-Accounts. Die gesamte Bandbreite digitaler Möglichkeiten wurde sukzessive bespielt und das Angebot erreicht breite Bevölkerungsschichten. Mit der zunehmenden Bedeutung der Online-Medien ging auch bei der Main-Post ein Auflagenschwund einher. Dennoch lag die Verkaufsauflage 2020 immerhin bei 120.000 Exemplaren (Zeitung und E-Paper).

Literatur

  • Franz Dülk, 1883–1983. 100 Jahre Zeitungen im Hause Richter. Jubiläums-Beilage der Main-Post, Würzburg 1983.
  • Franz Dülk, Würzburgs Tagespresse 1900-1945. Presse zwischen Freiheit und Diktatur. 2 Bde., Würzburg 1955.
  • Franz Dülk, Zeitenwandel – Seitenwandel, Jubiläumsbuch, erschienen zum 50jährigen Bestehen des Titels Main-Post, Würzburg 1995.
  • Norbert Haimerl/Patricia Schmidt-Fischbach, Vom "General-Anzeiger" zur Regionalzeitung: Die "Main-Post", in: Hans Wagner/Ursula E. Koch/Patricia Schmidt-Fischbach (Hg.), Enzyklopädie der bayerischen Tagespresse, München 1990, 605-616.
  • Kurt Koszyk, Publizistik und Medien, in: Alois Schmid (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. Band 4, 2. Teilband, München 2007, 495-535.

Quellen

  • Jubiläumsbeilagen, bezogen auf das Gründungsjahr des Würzburger General-Anzeiger 1883:
    • 1933: 50 Jahre Würzburger General-Anzeiger
    • 1958: 75 Jahre Zeitungen im Hause Richter
    • 1983: 100 Jahre Zeitungen im Hause Richter
    • 2008: 125 Jahre Main-Post
    • 2013: 130 Jahre Main-Post
    • 2018: 135 Jahre Main-Post
  • Jubiläumsbeilagen, bezogen auf das Gründungsdatum der Main-Post im November 1945
    • 1995: 50 Jahre Main-Post
    • 2005: 60 Jahre Main-Post
    • 2015: 70 Jahre Main-Post
    • 2020: 75 Jahre Main-Post
  • Lizenzen-Handbuch Deutscher Verlage 1949. Zeitungen, Zeitschriften, Buchverlage, Berlin 1949.

Weiterführende Recherche

Externe Links

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Empfohlene Zitierweise

Peter Krones, Main-Post, publiziert am 13.09.2021; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Main-Post> (28.03.2024)