• Versionsgeschichte

Konservative Volkspartei (KVP), 1930: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Keine Bearbeitungszusammenfassung
imported>Twolf
(VGWort-Link auf https umgestellt)
Zeile 63: Zeile 63:
|ArtikelID=44902
|ArtikelID=44902
|LetzteAenderung={{REVISIONDAY2}}.{{REVISIONMONTH}}.{{REVISIONYEAR}}
|LetzteAenderung={{REVISIONDAY2}}.{{REVISIONMONTH}}.{{REVISIONYEAR}}
|VGWort=http://vg09.met.vgwort.de/na/86cb21e070fd67f02ed3f18e8a7dee
|VGWort=https://vg09.met.vgwort.de/na/86cb21e070fd67f02ed3f18e8a7dee
}}
}}


  <html><img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/86cb21e070fd67f02ed3f18e8a7dee" id="vgwort" /></html>
  <html><img src="https://vg09.met.vgwort.de/na/86cb21e070fd67f02ed3f18e8a7dee" id="vgwort" alt="" /></html>

Version vom 23. September 2021, 14:48 Uhr

Paul von Lettow-Vorbeck, 1930 Kandidat der KVP in Bayern, vor dem Berliner Reichstag. (Bayerische Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann)
Gottfried R. Treviranus (1891-1971), Gründer der Volkskonservativen Vereinigung. (Illustrierte Zeitung, Heft 177, Leipzig u. a. 1931, 513)

von Elina Kiiskinen

Splitterpartei, entstanden im Juli 1930 im Zuge des Zerfalls der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). Als konservativ-nationalistische Integrationspartei unter Kuno Graf Westarp (1864-1945) und Gottfried R. Treviranus (1891-1971) stand sie auf dem rechts-bürgerlichen Flügel des Weimarer Parteienspektrums. Sie trat in Bayern nur bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 an.

Hintergrund: Die Zersplitterung der DNVP seit 1930

Aufgrund der deutschnationalen Zusammenarbeit mit der NSDAP in der "nationalen Opposition", die von Alfred Hugenberg (1865-1951) nach dessen Wahl zum Parteivorsitzenden im Oktober 1928 forciert und in Bayern vom Landesparteivorsitzenden Hans Hilpert (1878-1946) uneingeschränkt unterstützt wurde, verließen die gemäßigt-gouvernementalen Kräfte in Bayern wie im Reich die Deutschnationale Volkspartei (DNVP). Die Meinungsverschiedenheiten innerhalb der DNVP über die politische Zielsetzung – Opposition oder Zusammenarbeit mit der Regierung – führte in der Endphase der Weimarer Republik zur Entstehung von Konkurrenzparteien: Neben der Konservativen Volkspartei stellten auch die Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei (CNLB) sowie der Christlich-Soziale Volksdienst solche DNVP-Nachfolgeparteien dar. Bei den Reichs-und Landtagswahlen von 1930-1932 trugen sie zum Zerfall der DNVP bei, so dass diese schließlich über den Status einer Splitterpartei nicht mehr hinauskam.

Gründung im Juli 1930

In der Reichstagsabstimmung vom 18. Juli 1930 anlässlich des Misstrauensvotums gegen die Präsidialregierung Heinrich Brüning (1885-1970) zerfiel die DNVP-Reichstagsfraktion, als aus vornehmlich wirtschaftlichen Gründen insgesamt 32 gemäßigt-bürgerliche bzw. dem Reichs-Landbund nahe stehende DNVP-Abgeordnete – unter ihnen die Westarp-Gruppe um den ehemaligen DNVP-Parteivorsitzenden Kuno Graf Westarp (1864-1945) – die Regierung Brüning unterstützten, während die knappe Fraktionsmehrheit mit dem Fraktionsvorsitzenden Hugenberg für das Misstrauensvotum stimmte. Am 23. Juli 1930 kam die Unzufriedenheit mit der DNVP-Führung in der Gründung einer neuen Partei zum Ausdruck: Die Westarp-Gruppe verließ die DNVP und schloss sich mit der von Gottfried R. Treviranus (1891-1971) am 28. Januar 1930 gegründeten Volkskonservativen Vereinigung zur Konservativen Volkspartei (KVP) zusammen.

Von dieser reichsweiten Entwicklung blieb die bayerische DNVP nicht verschont. Aus Protest gegen die Politik des DNVP-Landesparteivorsitzenden Hans Hilpert verließen gemäßigtere Deutschnationale auch in Bayern die Partei. Dass alle fünf bayerischen Mandatsträger in der Reichstagsabstimmung vom 18. Juli 1930 die Regierung Brüning unterstützten und sich so dem fraktionsinternen Protest gegen die DNVP-Führung anschlossen, hatte weitreichende Folgen im Hinblick auf die Reichstagsneuwahlen vom 14. September 1930, die nach der Annahme des Misstrauensvotums durchgeführt wurden.

Die Reichstagswahlen vom 14. September 1930: Wahldebakel für die Konservative Volkspartei

Bei den Reichstagsneuwahlen befand sich die bayerische DNVP in einer äußerst schwierigen Lage, denn nach dem Zerfall der deutschnationalen Reichstagsfraktion traten die bisherigen bayerischen DNVP-Abgeordneten sämtlich auf Listen der DNVP-Nachfolgeparteien an. Auf der bayerischen KVP-Liste kandidierte General a.D. Paul von Lettow-Vorbeck (1870-1964), seit 1928 Mandatsträger der DNVP im Wahlkreis Oberbayern-Schwaben.

Trotz der reichsweiten Förderung durch die Großindustrie und der namhaften Unterstützung – neben von Lettow-Vorbeck schloss sich beispielsweise auch der ehemalige stellvertretende DNVP-Landesparteivorsitzende Prof. Dr. Walter Otto (1878-1941) der KVP an – gelang es der neuen Partei nicht, eine wirkliche Volkspartei zu werden. In Oberbayern und insbesondere in München wandten sich zwar verhältnismäßig viele ehemalige DNVP-Wähler der Konservativen Volkspartei zu, dies konnte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass es ihr genauso wenig wie den anderen neuen Rechtsparteien gelang, jener Kristallisationskeim einer national-konservativen Sammlungsbewegung zu werden, als der sie sich gern gesehen hätte.

Aus der Zersplitterung des DNVP-Komplexes resultierte folglich, dass nicht nur die DNVP zerfiel, auch sämtliche neuen Rechtsparteien gehörten zu den Verlierern, denn keine von ihnen vermochte, die Wählerschaft des national-konservativen Lagers zu vereinen. Die Konservative Volkspartei kam weder im Reich noch in Bayern über den Status einer winzigen Splittergruppe hinaus. Genaue Mitgliedszahlen liegen zwar nicht vor, es kann jedoch angenommen werden, dass die KVP – ähnlich wie die anderen DNVP-Nachfolgeparteien und auch die DNVP selbst – eine mitgliederschwache Honoratiorenpartei blieb. Auch aufgrund ihrer nur kurzen Existenz war ihre Bedeutung eher bescheiden: Nach dem Wahldebakel vom 14. September 1930 trat die KVP in Bayern nicht mehr zur Wahl an.

Literatur

  • Erasmus Jonas, Die Volkskonservativen 1928-1933. Entwicklung, Struktur, Standort und staatspolitische Zielsetzung (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 30), Düsseldorf 1965.
  • Jakob Seibert, Walter Otto. Professor in München 1918-1941, in: Ders. (Hg.), 100 Jahre Alte Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München 1901-2001, Berlin 2002, 51-68.

Quellen

  • Bundesarchiv, Berlin: Nachlass Kuno Graf von Westarp, Teilnachlass 1.
  • Freiherr Hiller von Gaetringensches Archiv in Gärtringen, Krs. Böblingen: Nachlass Kuno Graf von Westarp, Teilnachlass 2.
  • Universitätsbibliothek München: Nachlass Walter Otto.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Verwandte Artikel

Empfohlene Zitierweise

Elina Kiiskinen, Konservative Volkspartei (KVP), 1930, publiziert am 26.06.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Konservative_Volkspartei_(KVP),_1930 (28.03.2024)