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Knorr & Hirth

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Geschäftshaus der Münchner Neuesten Nachrichten 1912, das dem Knorr & Hirth Verlag gehörte (Abb. aus München und seine Bauten, München 1912, S. 328)
Das alte Haus am Färbergraben. Illustration aus dem Jahre 1867, abgedruckt in den "Münchner Neuesten Nachrichten" 1922. (aus: Fünfundsiebzig Jahre Münchner Neueste Nachrichten 1848-1922, München 1922, S. 4; Bayerische Staatsbibliothek 2 Eph. pol. 62)
Grundriss des Geschäftshauses des Münchner Neuesten Nachrichten und des Knorr & Hirth-Verlages. (Abb. aus München und seine Bauten, München 1912, S. 329)
Cover eines Kataloges zur Japanischen Kunstausstellung in München 1887, der im Verlag Knorr & Hirth erschien. (Abb. aus: Edmund Naumann,  Katalog der Japanischen Kunst-Ausstellung im Kgl. Glaspalast zu München, München 1887) (Bayerische Staatsbibliothek Bavar. 1955 p)
Titelblatt eines Auktionskataloges von 1892, das im Verlag Knorr & Hirth gedruckt wurde. (Ulrich Bauer, Illustrierter Auktionskatalog der Kunst- und Antiquitäten-Sammlung von Ulrich Bauer, München 1892) (Bayerische Staatsbibliothek 4 Don.Reg. 5 i
Vorstandssitzung mit den Delegierten der Gesellschafter. (aus: Fünfundsiebzig Jahre Münchner Neueste Nachrichten 1848-1922, München 1922, S. 5; Bayerische Staatsbibliothek 2 Eph. pol. 62)
Werbungsanzeige des Knorr & Hirth-Verlages 1935. (Aus: 125 Jahre Münchener Oktoberfest, 1810 - 1935, München 1935, S. 40) (Bayerische Staatsbibliothek Bavar. 700 l,C-1/11)

von Paul Hoser

Münchner Verlag, 1875 hervorgegangen aus der Druckerei "Knorr & Hirth" des Münchner Verlegers der "Münchner Neuesten Nachrichten", Thomas Knorr (1851-1911), und seines Schwagers Georg Hirth (1841-1916). 1894 wurden dessen Kunstverlag, die Druckerei sowie der Verlag Knorrs zum gemeinsamen Verlag "Knorr & Hirth" zusammengelegt. 1920 kaufte ein schwerindustriell beherrschtes Konsortium das gesamte Unternehmen, das in den folgenden Jahren weiterwuchs. 1935 kaufte der nationalsozialistische Eher-Verlag das Unternehmen, 1945 ging es an den bayerischen Staat über, der es mit Ausnahme des Buchverlags 1951 an die Lizenzträger der "Süddeutschen Zeitung" weiterverkaufte.

Entwicklung bis 1914

1875 gab der Verleger der "Neuesten Nachrichten" in München, Julius Knorr (1826-1881), seinem Sohn Thomas (1851-1911) und seinem Schwiegersohn Georg Hirth (1841-1916) 40.000 Mark für die Gründung der Druckerei "Knorr & Hirth". Sie wurde rasch eine der bedeutendsten Druckereien Deutschlands und druckte zum einen die Zeitung, zum anderen die in "Georg Hirth's Kunstverlag" erscheinenden Werke. Hirth schwebte eine künstlerische Verbesserung des Buchdrucks vor. Er veröffentlichte in seinem Verlag Kunstbücher in bibliophiler Aufmachung, die nach den neuesten Erkenntnissen der Reproduktionstechnik illustriert waren. Die Druckerei stellte auch die 1896 von Georg Hirth gegründete Zeitschrift "Jugend" her, die dem Jugendstil seinen Namen gab.

1894 wurde die "Knorr & Hirth, Buch- und Kunstdruckerei oHG" mit dem Verlag der Zeitung vereinigt und in eine Gesellschaft "Druck und Verlag der Münchner Neuesten Nachrichten Knorr & Hirth G.m.b.H." umgewandelt. 1911 organisierte man das Unternehmen als Kommanditgesellschaft "Knorr & Hirth – Münchner Neueste Nachrichten".

Der Verlag in der Zeit der Weimarer Republik

1920 wurde der Verlag an ein schwerindustriell dominiertes Konsortium verkauft (darunter die Gutehoffnungshütte), das ihn wieder als Gesellschaft mit beschränkter Haftung unter dem Titel "Knorr & Hirth G.m.b.H." führte. Zusätzlich zu den "Münchner Neuesten Nachrichten" erschien dort seit 1922 anstelle der bisherigen Abendausgabe die auf Sensationsmeldungen ausgerichtete "Telegrammzeitung" (später "Münchner Telegramm-Zeitung" und ab 1933 bis 1936 "Abendblatt"). 1925 kaufte man die vom Verlag "Richard Pflaum AG" ins Leben gerufene "Münchner Illustrierte Presse". Deren Auflage stieg von 53.400 im Jahr 1928 auf 650.000 im Jahr 1933. Neben weiteren Presseerzeugnissen erschien zwischen 1926 bis 1943 die ursprünglich demokratisch ausgerichtete Wochenzeitung "Süddeutsche Sonntagspost", die 1933 eine Auflage von 200.000 erreichte.

Während der Herrschaft des Nationalsozialismus

Neben dem Verlagsdirektor, dem Herausgeber und dem Chefredakteur der "Münchner Neuesten Nachrichten" wurden 1933 auch die jeweils leitenden Redakteure der "Münchner Telegrammzeitung", Karl Rabe (geb. 1890), der "Münchner Illustrierten", Stefan Lorant (1901-1997), und der "Süddeutschen Sonntagspost", Walter Tschuppik (1899-1955), zeitweise inhaftiert. 1935 übernahm der nationalsozialistische Eher-Konzern den Verlag. 1935 erschien erstmals der "Illustrierte Rundfunk" mit über 85.000 Exemplaren. Im folgenden Jahr wurde die satirische Zeitschrift "Simplicissimus" zwangsweise angegliedert, 1943 der Verlag "Langen-Müller". Der Buchverlag und das ebenfalls von "Knorr & Hirth" betriebene Reisebüro blieben bestehen.

Erwerb durch den Süddeutschen Verlag nach dem Zweiten Weltkrieg

Das Vermögen des Eher-Verlags und damit auch das von "Knorr & Hirth" ging 1945 an den bayerischen Staat über. 1951 erwarben die damals vier Lizenzträger der "Süddeutschen Zeitung" den bisher von ihnen gepachteten Verlagskomplex mit dem Inventar und den Verlagsrechten für die Firma "Süddeutscher Verlag G.m b.H." für fünf Millionen Deutsche Mark. Nur der Buchverlag war ausgenommen. Er wurde 1952 in München neu gegründet und brachte weiter Kunstbücher heraus. Alleiniger Inhaber des später nach Hannover übergesiedelten Verlags war 1955 Berthold Fricke.

Literatur

  • Paul Hoser, Die „New York Times von Bayern“. Die Anfänge der Süddeutschen Zeitung, in: Lutz Hachmeister/Friedemann Siering (Hg.), Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945 (Beck'sche Reihe 1457), München 2002, 121-145 und 289-303.
  • Peter Hartl, Anpassung und Veränderung einer bürgerlichen Zeitung im Dritten Reich und die Berufswege ihrer Journalisten am Beispiel der Münchner Neuesten Nachrichten, [Maschinschr.] Diplomarbeit an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität München 1989.
  • Kurt Koszyk, Deutsche Presse 1914-1945 (Geschichte der deutschen Presse 3), Berlin 1972.
  • Walter Flemmer, Verlage in Bayern. Geschichte und Geschichten, Pullach bei München 1974.
  • Paul Hoser, Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Hintergründe der Münchner Tagespresse. Methoden der Pressebeeinflussung (Europäische Hochschulschriften III 447). 2 Bände, Frankfurt am Main 1990.

Quellen

  • Friedrich Trefz, Die Gründung der Münchner Neuesten Nachrichten und ihre Entwicklung, in: Fünfundsiebzig Jahre Münchner Neueste Nachrichten, München 1922, 1-3.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Verwandte Artikel

Georg Hirth's Kunstverlag, Knorr & Hirth, Buch- und Kunstdruckerei oHG, Druck und Verlag der Münchner Neuesten Nachrichten Knorr & Hirth G.m.b.H.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser, Knorr & Hirth, in: Historisches Lexikon Bayerns, publiziert am 03.07.2006; URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Knorr_&_Hirth (29.03.2024)