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Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen (IKON)

Aus Historisches Lexikon Bayerns

von Franz-Reiner Erkens

Institut der Universität Passau zur Erforschung des ostbairischen Kultur- und Geschichtsraums. 1926 als Institut für Ostbairische Heimatforschung in Passau gegründet, wurde es 1960 in die Philosophisch-Theologische Hochschule Passau integriert, die 1978 in der Universität Passau aufging. Mit einer Umstrukturierung 2009 erfolgte die Umbenennung in Institut der Universität Passau zur Erforschung des ostbairischen Kultur- und Geschichtsraums (IKON).

Das Institut für Ostbairische Heimatforschung seit 1926

Das Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen (IKON) setzt seit dem 1. Oktober 2009 das traditionsreiche Institut für Ostbairische Heimatforschung fort. Dieses ist 1926 in Passau auf Initiative einiger geschichtlich interessierter und heimatbewegter Bürger, u. a. des damaligen Oberbürgermeisters Carl Sittler (1882-1963) und des Professors an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Max Heuwieser (1878-1944), als private, vom nahezu gleichzeitig ins Leben gerufenen Verein für Ostbairische Heimatforschung vielfältig unterstützte Einrichtung gegründet worden.

Die enge personelle Verflechtung mit der am 9. Oktober 1939 vom bayerischen Kultusminister aufgrund konfessioneller Regimeferne geschlossenen Philosophisch-Theologischen Hochschule und darüber hinaus der Tod Max Heuwiesers am 10. Mai 1944, der seit 1933 zugleich Rektor der Hochschule gewesen war, gefährdeten die Existenz des Instituts, das praktisch erlosch. Dennoch konnte es über das Ende des Zweiten Weltkriegs hinweggerettet werden und seit ca. 1946/47 seine Tätigkeit mit Josef Oswald (1900-1984) an der Spitze ungehindert fortführen.

Eingliederung in Hochschule und Universität Passau

1960 wurde das Institut in die seit 1923 bestehende, ältere Bildungseinrichtungen fortsetzende Philosophisch-Theologische Hochschule integriert und damit eine staatlich finanzierte Institution, die nach der Überleitung der Hochschule in die 1978 eröffnete Universität Passau ein unmittelbar der Hochschulleitung unterstehendes Universitätsinstitut wurde. 1984 kam es entsprechend der am Institut beteiligten Fächer zur Bildung von Sektionen für:

  • Alte Geschichte
  • Kirchengeschichte
  • Kunstgeschichte
  • Mittelalterliche Geschichte
  • Neuere Geschichte
  • Rechtsgeschichte
  • Volkskunde

Umbenennung und Umstrukturierung 2009

Organigramm des Instituts für ostbairische Heimatforschung (bis 2009) und des IKON (ab 2010). (Bild: Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen)

Anlässlich der Umbenennung des Instituts 2009 wurde eine stärkere Umstrukturierung vorgenommen, die nicht nur auf den Wegfall von für die Institutsarbeit wichtigen Fächern reagierte, sondern vor allem auf den Zuwachs zweier Fächer zurückzuführen ist: Die Erweiterung um die Regionalgeographie und um die Sprachraumforschung hat zur Bildung entsprechender Abteilungen mit je eigenem Direktor geführt, welche nun zusammen mit der Abteilung für Geschichtliche Landeskunde, die praktisch das alte Institut umfasst, das IKON bilden. In turnusmäßigem Wechsel lösen sich die Direktoren der Abteilungen in der Geschäftsführung des Gesamtinstituts (bestehend aus der Abteilung für Geschichtliche Landeskunde mit den Fächern Alte Geschichte, Mittelalterliche Geschichte, Neuere und Neueste Geschichte, Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen, Kirchengeschichte, Kunstgeschichte, Rechtsgeschichte sowie Ältere Deutsche Literaturwissenschaft, der Abteilung für Regionalgeographie und der Abteilung für Sprachraumforschung) ab.

Forschungstätigkeit

Die Kirchenprovinz Salzburg um 1400.(Bild: Andreas Fohrer M. A., Universität Passau)
Der Lesesaal der Staatsbibliothek Passau. (Bild: Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen)

Trotz der Umstrukturierung und des Namenswechsels ist die Aufgabenstellung des Instituts seit 1926 unverändert geblieben und richtet sich nicht nur auf die Geschichte des östlichen Bayerns, also Ostbayerns, sondern auf diejenigen des alten, die Grenzen des Freistaats übergreifenden Ostbaiern als des östlichen Teils des ehemaligen bajuwarisch-bairischen Siedlungsgebietes (weswegen Bayern im Institutsnamen mit "ai" geschrieben wird). Dabei können die Stadt, das Bistum - das während Mittelalter und Früher Neuzeit bis zur ungarischen Grenze reichte - und das Hochstift Passau als natürlicher Ausgangspunkt des Forschungsinteresses gelten, für das die Vergangenheit Ostbaierns von der Antike bis zur Gegenwart Ziel und Zentrum bildet, und zwar im Spektrum von allgemeinen und regionalen, kirchlichen und rechtlichen, kulturellen und volkskundlichen Entwicklungen. Die überkommenen Zeugnisse der Vergangenheit sollen im Zuge der Institutsarbeit bewahrt und für die Gegenwart zum Sprechen gebracht werden. Dabei kann sich das Institut auf eine eigene Bibliothek von etwa 18.000 Bänden stützen, die z. Zt. in der Staatsbibliothek Passau, Michaeligasse 11, aufgestellt sind.

Die Mundartforschung und die Erfassung der regionalen Strukturen des Raumes sowie deren Auswirkungen auf soziale und wirtschaftliche Entwicklungen ergänzen nunmehr das traditionelle Forschungsspektrum des Instituts und runden es ab. Dass dies nicht mehr unter dem Tenor "Heimatforschung", sondern unter der Bezeichnung "Kulturraumforschung" geschieht, liegt einerseits daran, dass die Heimatbewegung, die 1926 die Namensgebung inspirierte, längst abgeklungen ist, und sich andererseits die Universität Passau in manchen Bereichen von Forschung und Lehre an Kulturräumen orientiert.

Publikationsorgane

  • Veröffentlichungen des Instituts für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen (seit Bd. 60, 2009, davor Bd. 1-59, 1951-2007 "Neue Veröffentlichungen des Instituts für Ostbairische Heimatforschung" und davor Bd. 1-21, 1926-1940 "Veröffentlichungen des Instituts für Ostbairische Heimatforschung", sowie 1945 insgesamt sechs Heftchen "Aus dem Institut für Ostbairische Heimatforschung")
  • Passauer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte, Geographie und Kultur Ostbaierns (von 1957 bis 2004 "Ostbairische Grenzmarken", davor bis 1930 Nr. 15-19 der 1926 schon bestehenden "Monatsschrift für die ostbayerischen/ostbairischen Grenzmarken", die seit 1924 "Die ostbairischen Grenzmarken" hieß)

Leiter des Instituts

Name Lebensdaten Amtszeit Bemerkung Portrait
Max Heuwieser 1878-1944 1926-1944 Max Heuwieser (1878-1944). (Bild: Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen)
Anton Mayer-Pfannholz 1891-1981 1944-1947 geschäftsführende Leitung

(Angaben unsicher)

Josef Oswald 1900-1984 1946/47-1969 genauer Beginn

der Amtszeit nicht ermittelbar

Dr. Josef Oswald (1900-1984). (Bild: Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen)
August Leidl 1933-1994 1969-1973 geschäftsführende Leitung

zusammen mit

Benno Hubensteiner (1924-1985)

August Leidl (1933-1994). (Bild: Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen
August Leidl 1973-1994
Egon Boshof geb. 1937 1994-2008 Egon Boshof (geb. 1937). (Bild: Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen)
Franz-Reiner Erkens geb. 1952 2008-2012 Prof. Dr. Franz-Reiner Erkens (geb. 1952). (Bild: Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen)
Werner Gamerith geb. 1967 2012-2015 Prof. Dr. Werner Gamerith (geb. 1967). (Bild: Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen)
Rüdiger Harnisch geb. 1955 2015-2018 Prof. Dr. Rüdiger Harnisch (geb. 1955). (Bild: Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen)
Franz-Reiner Erkens geb. 1952 seit 2018

Literatur

  • Franz-Reiner Erkens, Beständigkeit im Wandel. Ein neuer Name und eine alte Aufgabe, zugleich ein Dank an Egon Boshof, in: Passauer Jahrbuch 51 (2009), 9-16.
  • Max Heuwieser, Ein Institut für ostbairische Heimatforschung, in: Die ostbairischen Grenzmarken 15 (1926), 226-233.
  • Information über Verein und Institut zum 80-jährigen Bestehen 2006.
  • Anton Landersdorfer, Von der Hochschule der Jesuiten bis zum Department für Katholische Theologie - ein Streifzug durch die Geschichte der akademischen Bildungsstätten in Passau zwischen 1622 und 2009, in: Von der Fakultät zum Department Katholische Theologie an der Universität Passau. Actus academicus zur Eröffnung des Departments für Katholische Theologie (Schriftenreihe der Universität Passau 31), Passau 2010, 15-37.
  • August Leidl, 50 Jahre Verein und Institut für Ostbairische Heimatforschung in Passau, in: Ostbairische Grenzmarken 19 (1977), 9-13.
  • August Leidl, Verein und Institut für Ostbairische Heimatforschung in Passau. Eine Dokumentation (Neue Veröffentlichungen des Instituts für Ostbairische Heimatforschung der Universität Passau 37), Passau 1977.
  • Anton Mayer, Max Heuwieser zum Gedächtnis (Aus dem Institut für Ostbairische Heimatforschung. Erstes Heftchen), [Passau] 1945.
  • Josef Oswald, 40 Jahre Verein und Institut für Ostbairische Heimatforschung, in: Ostbairische Grenzmarken 8 (1966), 299-306.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Verwandte Artikel

Institut für Ostbairische Heimatforschung

Empfohlene Zitierweise

Franz-Reiner Erkens, Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen (IKON), publiziert am 19.01.2012; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Institut_für_Kulturraumforschung_Ostbaierns_und_der_Nachbarregionen_(IKON)> (18.04.2024)