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Hutten, Adelsfamilie

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Wappen der Freiherrn von Hutten zum Stolzenberg. (Privatbesitz der Familie Hutten; Foto: Hanna)
Ulrich von Hutten (1488-1523), Humanist und Publizist. (Historisches Museum Hanau/Hanauer Geschichtsverein 1844 e. V.)
Moritz von Hutten (1503-1552), regierte 1539 bis 1552 als Fürstbischof von Eichstätt. (Gemälde: Privatbesitz der Familie Hutten; Foto: Hanna)
Grabdenkmal von Loy Hering in der Kirche Maria Sondheim bei Arnstein für Philipp von Hutten (1505-1546), ermordet 1546 in Venezuela. (Foto: Hanna)
Christoph Franz von Hutten (1673-1729), regierte 1724 bis 1729 als Fürstbischof von Würzburg. (Gemälde: Privatbesitz der Familie Hutten; Foto: Hanna)
Franz Christoph von Hutten (1706-1770), Kardinal und bibliophiler Sammler, regierte 1743 bis 1770 als Fürstbischof von Speyer. (Gemälde: Privatbesitz der Familie Hutten; Foto: Hanna)
Ahnenprobe um 1767 für Philipp Wilhelm Franz Ferdinand von Hutten (1737-1794). (DOZA Wien Abt. Ritter 199 Nr. 839; Foto: Hanna)
Karte der Orte des "Huttischen Grundes", 1752. (StA Marburg, 255 RGK)
Schloss Steinbach bei Lohr am Main wurde 1725 bis 1728 wohl nach Plänen von Balthasar Neumann (1687-1753) gebaut. (Foto: Hanna)
Siegel: Johann Gottfried von Hutten, um 1620, mit Wappen der von Hutten zum Steckelberg. (Privatbesitz der Familie Hutten; Foto: Hanna)

von Georg-Wilhelm Hanna

Seit ca. 1300 nachweisbare fränkische Adelsfamilie, die sich nach dem gleichnamigen Ort in Osthessen benennt. Die Familie teilte sich in mehrere Linien (Steckelberg, Stolzenberg, Gronau, Franken) und verfügte über Besitzungen in Hessen und Unterfranken. Die Hutten entstammten der Ministerialität und gehörten seit dem 16. Jahrhundert zur Reichsritterschaft. Familienmitglieder dienten in hohen geistlichen und weltlichen Ämtern und stellten mehrere Bischöfe und einen Kardinal. Bekanntester Vertreter der Familie war der Humanist Ulrich von Hutten (1488-1523).

Die Ursprünge der Hutten

Als Ort an den Rhönausläufern wird Hutten (Stadt Schlüchtern, Main-Kinzig-Kreis, Hessen) erstmals 1137 urkundlich erwähnt. Vertreter des Geschlechts lassen sich bis um 1300 zurückverfolgen. Als frühester Namensträger wird der 1274 als Zeuge für das Kloster Schlüchtern genannte Johann von Hutten angesehen. Seine Enkel Friedrich (gest. 1363) und Frowin (gest. 1377) sind die Begründer der Stolzenberger und Steckelberger Stämme.

Die vier Hauptlinien der Familie Hutten: Steckelberg, Gronau, Stolzenberg, Franken

Schon bald fing das Adelsgeschlecht an, sich weithin zu verzweigen und sich nach neu hinzugewonnenen Besitzungen und Burgsitzen zu benennen. Ab dem 14. Jahrhundert teilte sich die Familie in vier Hauptstämme auf:

Hutten-Steckelberg Hutten-Gronau Hutten-Stolzenberg Hutten-Franken
Besitztümer um Ramholz-Vollmerz (Stadt Schlüchtern, Main-Kinzig-Kreis, Hessen) Sitz in Burggronau (Altengronau, Gde. Sinntal, Main-Kinzig-Kreis, Hessen) Burgen und Schlösser um Soden-Salmünster (Main-Kinzig-Kreis, Hessen) beheimatet in Arnstein (Lkr. Main-Spessart), Birkenfeld (Markt Maroldsweisach, Lkr. Haßberge) und auf dem Vorderen Frankenberg (Gde. Weigenheim, Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim)
1422 ausgestorben 1704 ausgestorben blüht noch 1783 ausgestorben

Hutten-Steckelberg

Als Stammvater der Steckelberger gilt der seit 1346 als hanauischer Amtmann auf Schwarzenfels (Gde. Sinntal, Main-Kinzig-Kreis, Hessen) amtierende Frowin von Hutten. Seine Familie besaß zahlreiche Güter in der Umgebung des Steckelbergs (Stadt Schlüchtern, Main-Kinzig-Kreis, Hessen). Frowins Enkel Ulrich (gest. um 1394) erhielt 1388 den Steckelberg vom Würzburger Bischof zum Lehen und errichtete dort eine neue Burg. Mit Ulrichs gleichnamigem Sohn starb die Steckelberger Linie 1422 im Mannesstamm aus.

Die strategisch wichtige Burg Steckelberg kam durch die mit Johann von Hutten (gest. 1428) vom Gronauer Stamm verheiratete Schwester des letzten Steckelbergers, Margarete (gest. um 1408), zur Hälfte an die Hutten-Gronau. Die andere Hälfte der Burg fiel zu gleichen Teilen an Johann von Hutten zum Stolzenberg (gest. vor 1431) und Bartholomäus von Hutten zu Unterhutten (gest. 1452), beides Vettern des letzten Steckelbergers. Alle drei Besitzer bildeten noch 1423 eine Ganerbschaft, das heißt sie verwalteten und nutzten den Besitz gemeinsam.

Hutten-Gronau

Die Gronauer gehen auf Ludwig von Hutten (gest. ca. 1300/1310) zurück, der 1278 den Rotenberg bei Schlüchtern zu Lehen hatte. Mit Trägern des Vornamens Ludwig (Lutz) setzte sich die Stammfolge fort: Zu nennen sind Ludwig von Hutten (gest. vor 1386), 1374/75 Amtmann in Steinau (Main-Kinzig-Kreis, Hessen), und Ritter Ludwig von Hutten, der 1384 als Amtmann von Schwarzenfels Erwähnung fand. Von Ludwigs Sohn Johann, der die Schwester des letzten Hutten-Steckelberger, Margarete, zur Frau nahm, stammen alle späteren Angehörigen der Gronauer ab. Aus diesem Familienzweig ging der Humanist und Publizist Ulrich von Hutten (1488-1523) hervor. Sein Bruder Frowin (gest. 1540) war Amtmann in Brückenau (Lkr. Bad Kissingen), und ein weiterer, Johann (gest. 1552), würzburgischer Amtmann auf Trimberg (Markt Elfershausen, Lkr. Bad Kissingen). Frowins Sohn Wolf Dietrich (gest. 1575) war Domdekan in Würzburg. Die Linie erlosch 1704 mit Johann Hartmann von Hutten.

Hutten-Stolzenberg

Hermann von Hutten, der Vater und Begründer der Stolzenberger und Steckelberger Linien, fand 1303 mit seinem Stammsitz Erwähnung ("residens in Stolzenberg"). Sein ältester Sohn Friedrich war erst fuldischer Marschall (1329) und wurde in den Jahren 1341/45 kaiserlicher Landvogt in der Wetterau. Aus dessen Ehe mit Hedwig von Rannenberg gingen fünf Söhne und zwei Töchter hervor. Der Sohn Frowin (gest. 1373) gründete den Stamm Hutten-Stolzenberg. Friedrichs Bruder Conrad (gest. 1387) war der Stammvater der fränkischen Linie. Frowin, der - wie bereits sein Großvater - fuldischer Marschall war, kam in einer Fehde mit Ulrich von Hanau im Schloss zu Steinau an der Straße zu Tode. Frowins drei Söhne sicherten den Fortbestand der Hutten-Stolzenberger, die sich später in die Unterlinien Hausen, Soden, Salmünster und Steinbach verzweigten.

Hutten-Stolzenberg-Hausen

Frowins Enkel Hans (gest. vor 1431) war hanauischer Amtmann auf Stolzenberg und Gründer des Zweiges Hausen (Stadt Bad Soden-Salmünster, Main-Kinzig-Kreis, Hessen). Einer seiner Nachfahren, gleichfalls ein Frowin (gest. 1529), wurde ein bekannter Ritter: Der Mainzer Erzbischof und Kardinal Albrecht II. (reg. 1514-1545) machte ihn zu seinem Hofmeister. Kaiser Maximilian I. (reg. 1486-1519) ernannte ihn zum Geheimen Rat. Seine Beteiligung auf Seiten Franz von Sickingens (1481-1523) während der Kämpfe gegen den Kurfürsten von Trier und dessen Verbündete (1522) führte zum Verlust seiner sämtlichen Besitzungen, jedoch erhielt er infolge seiner Beteiligung am Bauernkrieg sein Eigentum zurück. Da Frowin keine männlichen Nachkommen hatte, verkaufte er kurz vor seinem Tod seine Güter an seine fränkischen Vettern, welche diese 1540 an Kurmainz veräußerten.

Ludwig von Hutten-Stolzenberg (gest. 1532) als Stammvater der Unterlinien Salmünster, Soden und Steinbach

Ludwig von Hutten, Burggraf in Gelnhausen, setzte die Stolzenberger Linie fort. Sein Enkel Johann (gest. 1617) hatte drei Söhne:

  • Johann Hartmuth (gest. 1652), Gründer der Unterlinie Salmünster,
  • Daniel (gest. um 1637), mainzischer Kanzler unter dem schwedischen König Gustav II. Adolf (reg. 1611-1632) und Gründer der Unterlinie Soden und
  • Friedrich (gest. 1637), Gründer der Unterlinie Steinbach und Stammvater der späteren Erben des Huttischen Grundes um Romsthal.

Die Unterlinie Hutten-Salmünster stellte mit Georg Ludwig (gest. 1691), hanauischer Obrist und Festungskommandant und Johann Georg (gest. 1775), würzburgischer Generalfeldmarschall-Leutnant und Kommandant der Stadt und Festung Marienberg, hohe Militärs und starb mit Friedrich Christian Georg 1800 aus. Hingegen bestand der Zweig Hutten-Soden nur eine Generation lang, durch den Rittmeister Johann Friedrich (gest. 1646).

Hutten-Stolzenberg-Steinbach

Der dritte Sohn, Friedrich von Hutten, wurde im Dreißigjährigen Krieg kaiserlicher Oberst in Aschaffenburg und Hauptmann des Fränkischen Ritterkreises. Durch Heirat gelangte er 1629 in den Besitz von Steinbach (Stadt Lohr a. Main, Lkr. Main-Spessart) und machte es zu seinem Lebensmittelpunkt. Sein Sohn Johann (gest. 1690) war Würzburger Geheimer Rat und Amtmann in Mainberg (Gde. Schonungen, Lkr. Schweinfurt).

Die Söhne der Steinbacher Hutten hatten als geistliche Würdenträger würzburgische und fuldische Ämter inne: Der älteste Sohn Franz Ludwig von Hutten (gest. 1728) war Domherr in Würzburg und gab 1691 sein geistliches Amt auf. Der Hofmarschall heiratete 1700 Johanna Juliane von Bicken (gest. 1755) und setzte die Familie mit 15 Kindern fort. Ein weiterer Sohn Johanns, Christoph Franz von Hutten (1673-1729), regierte von 1724 bis 1729 als Bischof von Würzburg. Er tat sich als Förderer seines Hofarchitekten Balthasar Neumann (1687-1753) hervor. Peter Philipp (gest. 1729) konnte in Ämterhäufung Karriere machen: Er war Domkapitular und Oberpropst in Wechterswinkel (Gde. Bastheim, Lkr. Rhön-Grabfeld), Propst von Neumünster, Rezeptor der Julius-Universität und Kammerpräsident in Würzburg. Conrad Wilhelm (gest. 1739), mit Klosternamen Bonifaz, gehörte dem Fuldaer Stiftskapitel an und brachte es bis zum Propst auf dem Petersberg (Lkr. Fulda, Hessen).

Die größte Karriere machte Franz Ludwigs Sohn Franz Christoph (1706-1770), den 1743 das Domkapitel zum Bischof von Speyer wählte. 1761 wurde er zudem zum Kardinal ernannt. Er übersiedelte von Speyer nach Bruchsal (Lkr. Karlsruhe, Baden-Württemberg), ließ das Schloss im Rokokostil umbauen, begann mit dem Wiederaufbau des Speyerer Doms, gründete 1753 in Bruchsal ein Jesuitenkolleg und förderte das Volksschulwesen und die Bildung der Geistlichen.

Die weiteren Söhne waren Wilhelm Anton (gest. 1759), Domkapitular in Mainz und Würzburg und promovierter Physiker, Adalbert Philipp (gest. 1788), Dompropst, Obereinnahmspräsident und Kanzler der Universität in Bamberg, und Philipp Wilhelm (gest. 1757), Domherr in Hildesheim und Speyer. Dieser entsagte dem Segen der Kirche und heiratete Maria Dorothea Karolina Freiin von Rotenhan zu Merzbach (gest. 1784), mit der er elf Kinder hatte. Diese finden sich wieder als kirchliche Würdenträger, Diplomaten und hohe Offiziere. Philipp Wilhelms Sohn Friedrich Karl Adolf (gest. 1764) und seinem Enkel Franz Christoph (gest. 1830) verdankt das huttische Geschlecht seinen Fortbestand.

Hutten-Franken

Die fränkische Linie war zwei Jahrhunderte in Arnstein tätig, denn der Würzburger Fürstbischof Albrecht I. von Hohenlohe (reg. 1345-1372) verpfändete den Brüdern Conrad und Frowin das Schloss und das Amt Arnstein. Die von Hutten stellten die dortigen Amtmänner, bis 1489 Bischof Rudolf II. von Scherenberg (reg. 1466-1495) die Schuld einlöste und damit die Pfandschaft zurückerhielt. Unter den Enkeln Conrads spaltete sich der Stamm in die Zweige Ober- und Unterhutten auf. Letztere starben im Mannesstamm mit Erasmus von Hutten 1541 aus. Die Linie Oberhutten verließ in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Arnstein. Sie bildete unter Ludwig (gest. 1517) die Linie Frankenberg, die mit Konrad (gest. 1556) erlosch und unter Konrad (gest. 1513) die Linie Birkenfeld, die 1783 mit dem Tod des Ritterhauptmanns Johann Philipp Friedrich Freiherr von Hutten endete.

Soziale Stellung

Die aus der Ministerialität hervorgegangene Ritteradelsfamilie von Hutten zählte seit dem 16. Jahrhundert zur Reichritterschaft und war mit ihren Besitzungen in die Ritterkantone Rhön-Werra, Mittelrhein, Odenwald und Baunach inkorporiert. Das Geschlecht blieb überwiegend der alten Religion zugehörig, obwohl sich in der Reformationszeit verschiedene Zweige der neuen Lehre Martin Luthers (1483-1546) hinwendeten.

In ihrem gesellschaftlichen Wandel erfuhr die Familie keine Strandeserhöhung. Auch die Eheverbindungen entsprachen meist regionalen Heiratskreisen, die den verwandtschaftlichen Zusammenhang stärkten.

Familiengrablegen

Die Ritter von Hutten hatten sich das Kloster Schlüchtern, die Stiftskirche in Salmünster, die Kirche in Altengronau und das Kloster Himmelspforten in Würzburg zu ihrer Grablege auserkoren. Auch die 1445 erbaute Kirche Maria Sondheim bei Arnstein erinnert mit zahlreichen Grabdenkmälern an Mitglieder der fränkischen Adelsfamilie. Ein Wappenstein bezeugt in seiner Inschrift den jähen Tod des Stallmeisters Hans von Hutten (gest. 1515). Dort ist zu lesen: "...durch Herzog Ulrich von Württemberg unschuldig entleibt". Grund für den Mord war Herzog Ulrichs (reg. 1498-1550) Leidenschaft für Huttens schöne und galante Frau Ursula, eine geborene Thumb von Neuburg, gewesen. Ulrich von Hutten, der berühmte Humanist und Vetter des Ermordeten, erreichte durch seine offenen und flammenden Anklageschriften die kaiserliche Reichsacht gegen den Herzog.

Wappen

Das Wappen der Hutten zeigt zwei goldene Schrägrechtsbalken auf rotem Grund. Alle Familienstämme behielten den Wappenschild bei. Nur im Helmkleinod finden sich Unterschiede. Während die Steckelberger einen Flug (Flügel) wählten, führten die Stolzenberger und Franken einen wachsenden Männerrumpf, der Profil oder Vorderansicht zeigt.

Bedeutende Familienmitglieder

Ulrich von Hutten (1488-1523), Ritter, Poet, Humanist, Vagant, Publizist, Söldner und medizinischer Schriftsteller, ging aus der Hauptlinie Hutten-Gronau hervor. Als Schriftsteller und Agitator gegen das Papsttum seiner Zeit wurde er gebannt; als Fehdeführer gegen Klöster und Äbte stellte er sich gegen geltendes weltliches Recht. Als Mitherausgeber der "Dunkelmännerbriefe" kämpfte er gegen die Unzulänglichkeit scholastischer Gelehrtheit. Ulrich war ein engagierter Mitstreiter der neuen humanistischen Bildungselite, begeisterter Initiator eines deutschen Nationalbewusstseins. In ihm vereinigten sich viele Tendenzen und Ideen seiner Zeit - einer Zeit der Wende, der Erneuerung und Rückbesinnung. Er war einer derer, die, nicht angepasst, gegen die reale Macht ihrer Zeit angingen und vielleicht deshalb letztlich scheitern mussten.

Moritz von Hutten (1503-1552) aus der Birkenfelder Linie war Domherr in Eichstätt, Würzburg und Augsburg. Seine Studienjahre führten ihn an die bedeutendsten Universitäten des deutschsprachigen Raumes und nach Padua. 1530 erhielt er ein Domkanonikat in Würzburg, 1532 in Eichstätt. Nach seiner Bestellung zum Dompropst von Würzburg 1536 wurde er 1539 Fürstbischof von Eichstätt (Weihe 1542). Auf Anordnung Kaiser Karls V. (1500-1558, reg. 1519-1556) leitete er 1546 als Präsident das Regensburger Religionsgespräch, das zur Wiedervereinigung der getrennten Konfessionen führen sollte. Ihm ist die Sammlung des literarischen Nachlasses seines um die deutsche Einheit kämpfenden Vetters Ulrich von Hutten und die Ausgabe des Arminius-Dialogs zu verdanken. Nach seinem Tod 1552 vermachte er seiner Heimatstadt Arnstein eine Spitalstiftung, die ihm durch den Bau eines barocken Spitalgebäudes (1713-1730) ein bleibendes Denkmal setzte.

Philipp (1505-1546) entstammte ebenfalls der Birkenfelder Linie. Er war am Hof Kaiser Karls V. erzogen worden und ging 1534 im Auftrag des Augsburger Handelshauses der Welser nach Venezuela. Zweimal hatte er unter Strapazen weite Erkundungsritte bis zu den Anden unternommen, um das sagenhafte Goldland "El Dorado" zu suchen. Bei der Rückkehr fielen er und sein Freund Bartholomäus Welser (1512-1546) am Karfreitag 1546 dem Angriff eines Spaniers zum Opfer, der Gold bei ihnen vermutete und Philipp den Titel des Generalkapitäns streitig machte. Philipps Bruder Moritz ließ ihm durch den Bildhauer Loy Hering (1484/85-1554) ein Epitaph errichten, das von einem tiefen religiösen Ernst geprägt ist. Es zeigt den Bischof und seinen Bruder betend vor dem Kruzifix. Die Darstellung im Hintergrund schildert den Überfall von Indianern auf die Europäer am Orinokofluss.

Die Hutten im 19. und 20. Jahrhundert

1816 wurde die Familie, die heute noch in der Linie von Hutten zum Stolzenberg im Mainfränkischen blüht, in die bayerische Freiherrenklasse immatrikuliert.

Quellenlage und Forschungsstand

In neuerer Zeit wurde die historisch-genealogische Familiengeschichte der von Hutten im Alten Reich durch den Verfasser ausführlich aufgearbeitet und dabei Einsicht in das Familienarchiv und die relevanten Bestände der Staatsarchive Würzburg und Marburg genommen.

Literatur

  • Artur Brall, Die Hutten-Sammlung der Hessischen Landesbibliothek Fulda, Fulda 1988.
  • Wendelin Fleckenstein, Geschichte des Hochstifts Würzburg unter der Regierung des Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten (1724–1729), Diss. masch. Würzburg 1924.
  • Georg-Wilhelm Hanna, Mänade, Malefiz und Machtverlust: Herzog Ulrich von Württemberg und Hans von Hutten: politische Folgen eines Mordfalles, Köngen 2003.
  • Markus Lothar Lamm, Das Bistum und Hochstift Speyer unter der Regierung des Kardinals Franz Christoph von Hutten (1743–1770) (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 95), Mainz 1999.
  • Peter Laub (Hg.), Ulrich von Hutten, Ritter, Humanist, Publizist 1488-1523. Katalog zur Ausstellung des Landes Hessen anläßlich des 500. Geburtstages, Kassel 1988.
  • Karl Ried, Moritz von Hutten, Fürstbischof von Eichstätt (1539–52) und die Glaubenspaltung, Münster 1925.
  • Eberhard Schmitt/Friedrich Karl von Hutten (Hg.), Das Gold der Neuen Welt. Die Papiere des Welser-Konquistadors und Generalkapitäns von Venezuela Philipp von Hutten 1534–1541, Hildburghausen 1996.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Empfohlene Zitierweise

Georg-Wilhelm Hanna, Hutten, Adelsfamilie, publiziert am 10.09.2009; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Hutten,_Adelsfamilie> (16.04.2024)