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Fulda, Fürstabtei: Politische Geschichte (Spätmittelalter)

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Die mittelalterliche Burg der Fürstäbte von Fulda - Ansicht von Osten. (Ausschnitt aus der Stadtansicht Brosamers, um 1550)
Das Territorium der Fürstabtei Fulda (farblich hevorgehoben) und seine Nachbarn um 1400. (Ausschnitt der Karte von Ziegelbrenner lizensiert durch CC BY 2.5 via Wikimedia Commons)
Abriss der Jagdgrenzversteinung zwischen dem Hochstift Würzburg und Sachsen bei Fladungen mit Darstellung der Landwehr, 1586 (Staatsarchiv Würzburg, Würzburg Risse I 403)
Karte von Franken mit Stadtveduten (u.a. Würzburg und Fulda), Kupferstich von A. Goos, 1626 (Vonderau Museum Fulda II F 110)
Landkarte der Fürstabtei Fulda mit Vedute der Residenzstadt von Südwesten, Kupferstich von J.G. Püschner in Schannat, Dioecesis Fuldensis, 1727 (Vonderau Museum Fulda II F 90)
Errichtung des Klosters Fulda. Bonifatius beobachtet vom Frauenberg die Bauarbeiten. Kupferstich von Peter Fehr (1681-1740) in Schannat, Historia Fuldensis, 1729
Princiaptus Hennebergensis, Altkolorierter Kupferstich von H. Hondius, um 1650 (Vonderau Museum Fulda II F 85)

von Thomas Heiler

Das 744 gegründete Kloster Fulda wurde 1220 zur Fürstabtei erhoben. Die Fürstabtei Fulda zählte im Spätmittelalter zu den kleineren geistlichen Territorien, traditionell unterhielten die Fuldaer Äbte enge Verbindungen zum Königtum. Ein Hauptkonfliktfeld der Fürstabtei war seit dem Hochmittelalter das Verhältnis zum benachbarten Hochstift Würzburg, mit dem es um die Ausübung von Herrschaftsrechten konkurrierte. Interne Machtkämpfe bestanden im Spätmittelalter zwischen Fürstabtei, Stiftsadel und Bürgertum. Wegen zunehmender steuerlicher Belastung der Kommunen kam es zu teilweise heftigen Bürgerprotesten, die im Aufstand der Stadt Fulda im Jahre 1331 einen Höhepunkt erreichten.

Fuldas Stellung im Reich

Die Rolle der Fürstabtei Fulda auf der politischen Bühne des Spätmittelalters ist gekennzeichnet durch das Missverhältnis zwischen einer ruhmreichen Vergangenheit als eines der bedeutendsten Klöster im Reich und der von zahlreichen inneren und äußeren Gefährdungen geprägten Gegenwart eines kleinen geistlichen Territoriums, das erst 1752 formell zum Fürstbistum erhoben wurde. Das fuldische Territorium erstreckte sich im Radius von ca. 20 bis 25 Kilometer um die Hauptstadt Fulda und reichte nur an wenigen Stellen darüber hinaus: im Südwesten nach Bad Soden-Salmünster (Hessen), im Nordosten mit den Ämtern Rockenstuhl/Geisa sowie Vacha in das heutige Thüringen. Von großer politischer und wirtschaftlicher Bedeutung für die Reichsabtei war allerdings der ca. 40 Kilometer lange, über Motten und Brückenau bis nach Hammelburg (alle Lkr. Bad Kissingen) weit in das heutige Unterfranken hineinreichende Landstreifen, letztlich eine Folge der durch König Karl (reg. 768-814, Kaiser ab 800) im Jahre 777 verfügten Schenkung des Fiskus Hammelburg an das Kloster Fulda.

Die traditionell enge Bindung an das Königtum, die in dem durch die Goldene Bulle 1356 verbrieften Ehrentitel für den Abt als "Erzkanzler der Kaiserin" ihren sichtbaren Niederschlag fand, führte durch die materiellen und militärischen Leistungen im Rahmen des Reichsdienstes während des Hochmittelalters zu einer Auszehrung der knappen finanziellen Ressourcen des Landes. Bereits für das späte 10. Jahrhundert ist bezeugt, dass Fulda die ungewöhnlich hohe Zahl von 60 Panzerreitern für den Italienzug Kaiser Ottos II. (reg. 973-983) zu stellen hatte. Die den Fuldaer Landesherren vom Königtum abgetretenen Regalien (Markt, Münzprägung, Zoll und Judenschutz) schufen für diese Belastungen einen nur unzureichenden finanziellen Ausgleich.

Unter Abt Heinrich von Weilnau (reg. 1288-1313), der sich 1289/90 monatelang im Umfeld König Rudolfs von Habsburg (reg. 1273-1291) aufhielt, erreichten die Verpflichtungen gegenüber dem Reich einen Höhepunkt. Es kam deshalb zu Spannungen mit dem Konvent, die 1294 in der Trennung von Abts- und Konventstisch als jeweils eigenständige Vermögensbereiche endeten. In der Folge verließ der Abt das Kloster und residierte in der südöstlich davon errichteten Abtsburg, die unmittelbar an den Mauerring der Mitte des 12. Jahrhunderts befestigten Stadt Fulda anschloss. Das enge Verhältnis zum König hielt auch Abt Heinrich von Hohenberg (reg. 1315-1353) aufrecht, der in den Auseinandersetzungen zwischen Papsttum und Ludwig dem Bayern (reg. 1314-1347, ab 1314 als römisch-deutscher König, ab 1328 als Kaiser) meist auf Seiten des Wittelsbachers stand.

Die enge Verbindung zum Königtum kam zuletzt unter Fürstabt Heinrich von Kranlucken (reg. 1353-1372) zum Tragen, da dieser in längeren Aufenthalten am Hof Kaiser Karls IV. (reg. 1346-1378, Kaiser ab 1355) zwischen 1355 und 1361 mehrere bedeutende Privilegien für sein Stift erwarb. Zudem konnten sich die Äbte bis dahin auf die Unterstützung durch das Königtum gegen innere (Ritterschaft, Städte) und äußere Gegner (Würzburg, Mainz, Hessen) verlassen.

Danach fiel Fulda als politischer Faktor auf Reichsebene wegen seiner desolaten Finanzlage, die unter Abt Johann von Merlau (reg. 1395-1440) ihren Höhepunkt erreichte, weitgehend aus. Gründe für die anhaltende Schuldenlast waren die insbesondere seit dem frühen 14. Jahrhundert einsetzenden Verpfändungen gerade im südlichen Teil des Stiftsgebiets (Ämter Schildeck/Brückenau und Saaleck/Hammelburg), die zu einer Verringerung der Landeseinnahmen führten, sowie der Umstand, dass sich der Stiftsadel der Besteuerung weitgehend entzog; dadurch wurden die Stiftsstädte übermäßig belastet. Bei der Bildung der Reichskreise erhielt Fulda im Jahr 1500 einen Platz auf der Bank der geistlichen Fürsten des Oberrheinischen Kreises.

Das Verhältnis zu den angrenzenden Territorien: Hochstift Würzburg, Erzbistum Mainz, Landgrafschaft Hessen

Hochstift Würzburg

Die Überlagerung von fuldischen Herrschaftsgebieten um Brückenau und Hammelburg mit dem Territorium des Hochstifts Würzburg, das seinerseits mit dem Amt Auersburg/Hilders an der östlichen Flanke des Fuldaer Stifts weit in die hohe Rhön ausgriff, war für Fulda eines der herausragenden politischen Konfliktfelder seit dem Hochmittelalter. Insbesondere im Hammelburger Raum, der von den fuldischen Burgen Saaleck, Schildeck bei Schondra und Werberg bei Wildflecken (alle Lkr. Bad Kissingen) gesichert wurde, entzündeten sich die Konflikte um die Ausübung von Herrschaftsrechten. Den durch Fulda veranlassten Stadterhebungen von Hammelburg (1232/42) und Brückenau (1310) stand im mittleren Saaleraum eine Würzburger Expansion gegenüber, die nicht nur gegen Fulda, sondern auch gegen die Grafen von Henneberg gerichtet war. In diesen Zusammenhang sind die Würzburger Initiativen bei der Stadterhebung Mellrichstadts (Lkr. Rhön-Grabfeld, erstmals 1232 nachzuweisen), der Gründung Neustadts a.d.Saale (Lkr. Rhön-Grabfeld, zwischen 1216 und 1232) und dem Erwerb der hennebergischen Herrschaft Botenlaube (Lkr. Bad Kissingen) im Jahre 1234 einzuordnen. Zwischen Fulda und Würzburg kam es daher immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen (1242, 1283, 1323 und 1385). Diese änderten letztlich nichts mehr am bis zum Ende des Alten Reiches bestehenden territorialen Zustand, auch wenn Würzburg seit dem 15. Jahrhundert verstärkt versuchte, über den Geltungsbereich seines Landgerichts und unter Hinweis auf die Bestimmungen der "Güldenen Freiheit" von 1168, seine weltliche Gerichtsherrschaft auch für das fuldische Stiftsgebiet zu beanspruchen.

Begleitet wurde der Streit mit Würzburg von der Diskussion um die geistlichen Rechte des Fuldaer Abtes und die damit verbundene Frage, ob die für das Kloster im Jahre 751 gewährte päpstliche Exemtion auch auf weitere Bereiche, für die der Würzburger Bischof die Diözesangewalt beanspruchte, übertragen werden konnte. Der reformfreudige Abt Johann von Henneberg (reg. 1472-1513) erreichte 1476 ein Privileg des Papstes, das die Fuldaer Pfarrkirche St. Blasius mit dem zugehörigen Archidiakonat, der die Pfarreien Fulda, Kämmerzell und Florenberg umfasste, in den Abtstisch inkorporierte. Damit hatte Fulda zwar nur die geistliche Oberhoheit über drei Pfarreien erlangt, doch sah man hier den Hebel, um gegenüber Würzburg die geistliche Gerichtsbarkeit auch in den anderen Seelsorgesprengeln des fuldischen Territoriums im Sinne eines Landeskirchentums einzufordern. Ohnehin besaß man mit den alten Fuldaer Nebenklöstern in Holzkirchen (Lkr. Würzburg) sowie in Thulba (Gde. Oberthulba, Lkr. Bad Kissingen) zwei in würzburgischem Einflussbereich gelegene Propsteibezirke, für welche die alte Ausgliederung (Exemtion) des Hauptklosters zweifellos galt.

Erzbistum Mainz und Landgrafschaft Hessen

Weitaus besser als zu Würzburg war das Verhältnis zum Erzbistum Mainz, obwohl zu dessen Diözesansprengel kleinere Teile des Stiftsgebiets westlich der Fulda und im Nordosten um Vacha gehörten, wodurch auch Mainz von den fuldischen Ambitionen im Hinblick auf die Ausdehnung der geistlichen Gerichtsbarkeit betroffen war. In mehreren Fällen sind Mainzer Erzbischöfe als Verwalter des Stifts Fulda in Erscheinung getreten, so Siegfried III. von Eppstein (reg. 1230-1249) von 1246-1249, Werner von Eppstein (reg. 1259-1284) 1272-1273, Adolf I. von Nassau (reg. 1381-1390) 1383-1390 und Johann II. von Nassau (reg. 1397-1419) 1403-1405. Zu Spannungen kam es vor allem in der Regierungszeit des Fürstabts Johann von Merlau, als Mainz in seiner großen Auseinandersetzung mit der hessischen Landgrafschaft die Städte und Burgen des neutralen Fulda für seine Kriegszüge zu nutzen suchte. Gegen den Widerstand des Abtes stellte sich das Stiftskapitel auf die Seite von Mainz und erlangte 1419 die Einsetzung eines Koadjutors (Hermann von Buchenau, Fürstabt von Fulda 1440-1449). Begleitet wurde dessen Amtszeit seit 1420 von einer abermaligen Mainzer Pflegschaft durch Erzbischof Konrad III. von Dhaun (reg. 1419-1434), die durch eine gleichzeitige Schutz- und Schirmherrschaft des Würzburger Bischofs Johann II. von Brunn (reg. 1411-1440) ergänzt wurde.

Befriedet wurde das Stift dadurch nicht. In zwei großen Schlachten des Jahres 1427 bei Großenenglis (südlich von Fritzlar, Hessen) und auf dem Münsterfeld bei Fulda erlitt Mainz gegen die Landgrafschaft schwere Niederlagen. Fortan war die expandierende Landgrafschaft Hessen, die als Belohnung einen Teil der an Mainz verpfändeten fuldischen Besitzungen erhielt, die Hauptgefahrenquelle im Hinblick auf die Wahrung von Fuldas territorialer Souveränität. Doch im Gegensatz zum Stift Hersfeld (Hessen), das 1648 in die Landgrafschaft Hessen-Kassel eingegliedert wurde, konnte sich die Fürstabtei Fulda mit Ausnahme einer dreijährigen hessischen Besetzung 1631-1634 während des Dreißigjährigen Krieges bis zum Ende des Alten Reiches allen Annexionsversuchen des nördlichen Nachbarn erwehren.

Die Auseinandersetzungen mit dem fuldischen Stiftsadel

Eine Konstante des Spätmittelalters in Fulda stellte die Auseinandersetzung des Landesherrn mit dem Stiftsadel dar, der aus der Ministerialität hervorgegangen war. Dessen Versuche zur Etablierung eigener Herrschaftsbereiche, nicht zuletzt durch die Errichtung von Burgen, beantworteten die Äbte mit energischem Widerstand. Offenbar unter dem Eindruck des in vielen Fällen urkundlich nicht mehr nachweisbaren Verlusts des umfangreichen früh- und hochmittelalterlichen klösterlichen Grundbesitzes, über dessen Entfremdung schon Abt Marquard (reg. 1150-1165) in seinem im "Codex Eberhardi" überlieferten Tätigkeitsbericht geklagt hatte, setzten die Äbte alles daran, einer weiteren Aushöhlung des innersten Stiftsgebiets entgegenzutreten. Bereits unter Abt Heinrich von Erthal (reg. 1249-1261) wurden zahlreiche Burgen der Ritterschaft (u. a. Trimberg, Gde. Elfershausen, Lkr. Bad Kissingen) zerstört, während die Verteidigungsanlagen um Hammelburg verstärkt und kleinere Orte, darunter Brückenau, erstmals umfassend befestigt wurden.

Der größte Widersacher gegen die fuldische Landesherrschaft stand mit den Grafen von Ziegenhain, welche mutmaßlich seit der Mitte des 11. Jahrhunderts im Besitz der fuldischen Klostervogtei waren, in eigenen Diensten. Immer wieder verbanden sich die Ziegenhainer mit den Stiftsadeligen und seit dem 14. Jahrhundert auch mit den emanzipationswilligen Städten gegen die Herrschaft des Fürstabts. Erst mit dem im Jahre 1344 vollzogenen Rückkauf der Vogtei gelang es den Äbten, die Ziegenhainer als Machtfaktor in ihrem Stiftsgebiet auszuschalten.

Darstellung der Ermordung des Fürstabts Bertho II. von Leibolz im Jahre 1271 während der Messe in der Jakobskapelle neben der Fuldaer Abtsburg (Vonderau Museum Fulda II Ec 213)

Spektakulärer Höhepunkt in der Auseinandersetzung zwischen Adel und Landesherr war die Ermordung des Abtes Bertho von Leibolz (reg. 1261-1271). Dieser ließ nicht weniger als 15 Burgen der Ministerialen schleifen und seinen Hauptwidersacher Hermann von Ebersberg (gest. 1270) unter Bruch des freien Geleits hinrichten, bevor er selbst während der Messe in der Jakobuskapelle neben der Abtsburg durch Verwandte des Ebersbergers erstochen wurde. Auch mit anderen Adeligen, wie den Herren von Buchenau, Eberstein, Hune (Burghaun), Mörle (genannt Behm), Riedesel zu Eisenbach, Steinau-Steinrück und Weyhers, kam es zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert immer wieder zu Auseinandersetzungen um die Ausübung hoheitlicher Rechte.

Mit dem Ausscheiden der buchonischen Ritterschaft aus dem Fuldaer Territorialverband im Jahre 1656 wurde hier ein neuer reichsrechtlicher Zustand geschaffen, der durch einen Vertrag zwischen Ritterschaft und Abt besiegelt wurde. Die Ritter erlangten hierdurch die Reichsunmittelbarkeit und damit insbesondere das ius reformandi, das volle Besteuerungsrecht und die Gerichtsbarkeit über ihre Untertanen. Lediglich für ihre stiftischen Lehen hatte die Ritterschaft den Abt und seine Nachfolger als Lehensherrn anzuerkennen. Trotz des Vertrags von 1656 bestanden die Streitigkeiten zwischen dem Stift und dem nunmehr als Teil des Kantons Rhön-Werra der Fränkischen Ritterschaft selbstständig gewordenen Adel weiter und konzentrierten sich vor allem auf die Bereiche der Steuern, der Gerichtsbarkeit und der Huldigung.

Die Städte

Neben der Hauptstadt Fulda gab es in dem relativ dünn besiedelten Stiftsgebiet nur noch wenige Städte, nämlich Brückenau, Geisa, Hammelburg, Herbstein (Hessen), Hünfeld (Hessen), Salmünster und Vacha. Unter diesen ragte Hammelburg aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung durch den Weinbau weit heraus. Bis in die Frühe Neuzeit stand die Stadt, die im 16. Jahrhundert etwa 3.000 Einwohner zählte, der Residenz Fulda in Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft nur geringfügig nach. Insbesondere wegen der zunehmenden steuerlichen Belastung der Kommunen durch die Bede, mit deren Hilfe die Überschuldung des Stifts reduziert werden sollte, kam es zu heftigen Bürgerprotesten. Ihren Höhepunkt erreichten diese im Aufstand der Stadt Fulda 1331. Im Zusammenwirken mit den Grafen von Ziegenhain zielte das städtische Meliorat auf die Emanzipation von der Stadtherrschaft des Abtes. Zwei Erhebungen in diesem Jahr endeten mit einer Niederlage der Bürgerschaft. Der wichtigste Teil der Kaufleute wanderte daraufhin in das benachbarte Frankfurt ab.

Zwar gab es nach 1331 noch Einungen der Städte Fulda, Hammelburg und Vacha gegen die fürstäbtische Landesherrschaft, doch diese führten nicht zu dem gewünschten Erfolg, zumal sich seit dem 14. Jahrhundert insbesondere in Fulda und Hammelburg innerhalb der Bürgerschaft verschiedene Gruppierungen (Schöffen, Kaufleute, Zunfthandwerk) um den Einfluss im städtischen Rat stritten. Die von Abt Friedrich von Romrod (reg. 1383-1395) erlassenen Ratsverfassungen von 1384 (Fulda) bzw. 1385 (Hammelburg) stärkten den Einfluss der Bürgerschaft sowie des Fuldaer Zunfthandwerks gegenüber der alten Führungsschicht der Schöffen. Doch unabhängig davon war in den fuldischen Städten bis zum Ende des Alten Reiches der begrenzte Wirkungskreis des Rates, welcher der Aufsicht eines vom Abt eingesetzten Schultheißen unterstand, festgeschrieben.

Forschungslage und Quellen

Im Gegensatz zur intensiv erforschten früh- und hochmittelalterlichen Geschichte des Klosters Fulda ist die Zeit ab ca. 1250 bis zur Reformation nur unzureichend aufgearbeitet. Die schlechte Forschungslage spiegelt nicht nur den gewaltigen Bedeutungsverlust der Reichsabtei seit dem 13. Jahrhundert wider, sondern ist vor allem auf die ungünstige spätmittelalterliche Quellenüberlieferung zurückzuführen. Zwar gibt es für das Reichsstift bedeutende Urkundenfonds in den Staatsarchiven Marburg (Bestand 75: Fulda, Reichsabtei; Bestand 76: Fulda, Lehenreverse) und Würzburg (Hochstift Fulda Urkunden bzw. Kloster/Propstei Thulba Urkunden), doch fehlen aussagekräftige Amtsbuch- und Aktenbestände fast völlig.

Die Fürstäbte von Fulda im Spätmittelalter
Name Lebensdaten Regierungszeit
Konrad III. von Malkos 1221–1249
Heinrich IV. von Erthal gest. 1261 1249–1261
Bertho II. von Leibolz gest. 1271 1261–1271
Bertho IV. von Biembach 1273–1286
Markward II. von Bickenbach vor 1246-ca. 1288 1286–1288
Heinrich V. Graf von Weilnau gest. 1313 1288–1313
Eberhard von Rotenstein 1313–1315
Heinrich VI. von Hohenberg 1277-1353 1315–1353
Heinrich VII. von Kranlucken 1303-1372 1353–1372
Konrad IV. von Hanau gest. 1383 1372–1383
Friedrich I. von Romrod gest. 1395 1383–1395
Johann I. von Merlau gest. 1440 1395–1440
Hermann II. von Buchenau gest. 1449 1440–1449 Koadjutor 1419–1427
Reinhard von Weilnau 1424-1476 1449–1472
Johann II. von Henneberg-Schleusingen 1439-1513 1472–1513

Literatur

  • Wolfgang Breul-Kunkel, Fulda und Erfurt. Der Einfluß des Humanismus auf die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, in: Fuldaer Geschichtsblätter 75 (1999), 71-132.
  • Wolfgang Breul-Kunkel, Herrschaftskrise und Reformation. Die Reichsabteien Fulda und Hersfeld ca. 1500-1525 (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 71), Gütersloh 2000.
  • Martin Früh, Die Lehnsgerichtsbarkeit der Reichsabtei Fulda im Spätmittelalter, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 49 (1999), 39-65.
  • Thomas Heiler, Das Archiv als Seele des Staatskörpers. Bemerkungen zur Geschichte des Fuldaer Landesarchivs seit dem späten Mittelalter, in: Thomas Heiler/Alessandra Sorbello Staub/Bernd Willmes (Hg.), "Der Weise lese und erweitere sein Wissen". Beiträge zu Geschichte und Theologie. Festgabe für Berthold Jäger zum 65. Geburtstag (Fuldaer Studien 18), Fulda 2013, 109-136.
  • Anneliese Hofemann, Studien zur Entwicklung des Territoriums der Reichsabtei Fulda und seiner Ämter (Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 25), Marburg 1958.
  • Berthold Jäger, Das geistliche Fürstentum Fulda in der Frühen Neuzeit: Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung. Ein Beitrag zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte kleiner Territorien des Alten Reiches (Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 39), Marburg 1986.
  • Friedhelm Jürgensmeier/Franziskus Büll (Bearb.), Die Benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Hessen. 7. Band: Hessen (Germania Benedictina), München 2004, 213-434.
  • Hermann Kratz, Die Beziehungen zwischen Stadt und Reichsabtei Fulda im Mittelalter, in: Walter Heinemeyer/Berthold Jäger (Hg.), Fulda in seiner Geschichte. Landschaft, Reichsabtei, Stadt, Fulda 1995, 349-372.
  • Josef Leinweber, Das Hochstift Fulda vor der Reformation (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und der Diözese Fulda 22), Fulda 1972.
  • Josef Leinweber/Johannes Merz, Der fuldische Süden, in: Peter Kolb/Ernst-Günter Krenig (Hg.), Unterfränkische Geschichte. 2. Band: Vom hohen Mittelalter bis zum Beginn des konfessionellen Zeitalters, Würzburg 1992, 195-212.
  • Josef Leinweber, Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, Frankfurt am Main 1989.
  • Konrad Lübeck, Die Fuldaer Äbte und Fürstäbte des Mittelalters. Ein geschichtlicher Überblick (Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins 31), Fulda 1952.
  • Johannes Merz, Fürst und Herrschaft. Der Herzog von Franken und seine Nachbarn 1470-1519, München 2000.
  • Johannes Merz, Fulda, in: Anton Schindling/Walter Ziegler (Hg.), Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500-1650. 4. Band: Mittleres Deutschland (Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung 52), Münster 1992, 128-145.
  • Peter Moraw, Fuldas Stellung im spätmittelalterlichen Reich, in: Berthold Jäger (Hg.), Fulda im Alten Reich (Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins 59), Fulda 1996, 63-83.
  • Edmund E. Stengel, Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte der Reichsabtei Fulda (Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins 37), Fulda 1960.
  • Alfred Wendehorst, Fulda und Würzburg. Tausend Jahre Konfrontation, in: Berthold Jäger (Hg.), Fulda im Alten Reich (Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins 59), Fulda 1996, 153-168.
  • Günther H. Wich, Brückenau-Hammelburg (Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken I/23), München 1973.

Quellen

  • Walter Heinemeyer (Bearb.), Chronica Fuldensis. Die Darmstädter Fragmente der Fuldaer Chronik (Archiv für Diplomatik. Beiheft 1), Köln/Wien 1976.
  • Joseph Kartels (Bearb.), Rats- und Bürgerlisten der Stadt Fulda, Fulda 1904.
  • Josef Leinweber, Der Fuldaer Abtskatalog des Apollo Vilbel. Zur Fuldaer Geschichtsschreibung des 16. Jahrhunderts und zur Chronologie der Fuldaer Äbte (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und der Diözese Fulda 25), Fulda 1986.
  • Josef Leinweber/Regina Pütz (Bearb.), Regesten der Urkunden in der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Fulda (1231-1898) (Fuldaer Hochschulschriften 45), Frankfurt am Main 2004.
  • Heinrich Meyer zu Ermgassen (Hg.), Der Codex Eberhardi des Klosters Fulda. 3 Bände (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 58/1-3), Marburg 1995-2007.
  • Johannes Mötsch (Bearb.), Fuldische Frauenklöster in Thüringen. Regesten zur Geschichte der Klöster Allendorf, Kapellendorf und Zella/Rhön (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Große Reihe 5), München/Jena 1999.
  • Gregor Richter (Hg.), Statuta maioris ecclesiae Fuldensis. Ungedruckte Quellen zur kirchlichen Rechts- und Verfassungsgeschichte der Benediktinerabtei Fulda (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und der Diözese Fulda 1), Fulda 1904.
  • Gregor Richter (Hg.), Urkunden der Fuldaer Stadtpfarrei, in: Die Fuldaer Stadtpfarrei (Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins 32), Fulda 1952.
  • Johann Friedrich Schannat, Codex Probationum Historiae Fuldensis, [Frankfurt am Main 1729].
  • Sebastian Zwies (Hg.), Das Kloster Fulda und seine Urkunden. Moderne archivische Erschließung und ihre Perspektiven für die historische Forschung (Fuldaer Studien 19), Freiburg im Breisgau 2014.

Weiterführende Recherche

Externe Links

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Empfohlene Zitierweise

Thomas Heiler, Fulda, Fürstabtei: Politische Geschichte (Spätmittelalter), publiziert am 18.04.2016; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Fulda,_Fürstabtei:_Politische_Geschichte_(Spätmittelalter)> (28.03.2024)