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Freilichtmuseen

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Freilichtmuseum Finsterau (Lkr. Freyung-Grafenau), 2004. (Foto: Landesamt für Denkmalpflege)
Eine Stube in Kleinlosnitz (in situ erhalten) zeigt die einst ärmlichen Verhältnisse im Fichtelgebirge. (Foto: Landesamt für Denkmalpflege)
Freilichtmuseum Finsterau: Böhmerwaldhof, Wiederaufbau 2006. Das Bild lässt die Komplexität der Umsetzungs- bzw. Wiederaufbauarbeiten erahnen: Jedes Bauteil muss abgebaut und wieder an seinem ursprünglichen Platz eingefügt werden. (© Freilichtmuseum Finsterau/Massing)
Neusath-Perschen, bauliches Ensemble, teilweise bewirtschaftet, 2004. (Foto: Landesamt für Denkmalpflege)
Ein sog. "Behelfsheim" von etwa 1942 am alten Standort in Gessertshausen (heute im Museum in Illerbeuren). Schönes Beispiel für ein Objekt des 20. Jh., 2010. (Foto: Landesamt für Denkmalpflege)
Eine sog. "schöne Kammer" (auch "Obere Stube") mit bürgerlichem Anspruch im Freilichtmuseum Finsterau, 2004. (Foto: Landesamt für Denkmalpflege)
Freilichtmuseum Glentleiten: Hof aus Altenbeuern (Lkr. Rosenheim), Hausname "Bachl" (Erbauungsjahr 1769, Präsentationsjahr 1950). Im Hintergrund die Kopie eines Kalkofens aus Lenggries (Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen). Der Blumenschmuck am Hof lässt das Ausstellungsobjekt nicht als steriles museales Objekt erscheinen, sondern veranschaulicht dem Besucher eine für die Jahreszeit typische und potentiell reale Momentaufnahme. (Foto: Archiv FLM Glentleiten)
Freilichtmuseum Glentleiten (Lkr. Garmisch-Partenkirchen): Wetzsteinmacherei aus Unterammergau (Lkr. Garmisch-Partenkirchen; ca. Ende 19./Anfang 20. Jh.). (Foto: Archiv FLM Glentleiten)
Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim (Lkr. Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim): Köblerhaus (1702) aus Oberfelden (Landkreis Rothenburg) und Häckerhaus (1706) aus Ergersheim. (Foto: Wikimedia Commons/ Public Domain)
Holzknechtmuseum Laubau bei Ruhpolding: Transportschlitten, diente bis ca. 1960 zum Abtransport von Baumstämmen im Winter. (Foto von Hubert Fröhlich lizensiert durch CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons)
Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren (Lkr. Unterallgäu): Backhaus (2. Hälfte 19. Jahrhundert) und Austraghaus (1823) aus Woringen (Lkr. Unterallgäu) (von l. nach r.), 2007. Die Gebäude werden zu teilweise realen oder fiktiven, aber möglichen Dorfsituationen arrangiert. (Foto von Bene16 lizensiert durch CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

von Georg Waldemer

Das ambivalente Wesen von Freilichtmuseen als architektur- und sozialgeschichtliche Einrichtungen ist in Bayern seit den 1950er Jahren vertreten. Dieser Museumstypus geht auf skandinavische Ursprünge zurück und begreift sich als Ort von Milieubildern, indem nicht nur die Architektur historischer Landschaften thematisiert wird, sondern auch der sozialgeschichtliche Hintergrund der einstigen Architekturbenutzer. Mit ihrem Wesen machen Freilichtmuseen den Besuchern die historischen Lebensformen durch Begehbarkeit erfahrbar. Durch die lange Tradition dieses Museumstyps konnten von Bayern aus zahlreiche wegweisende Entwicklungen sowohl in konservatorischen als auch in konzeptionellen Fragen ausgehen.

Definition

Der 1966 gegründete Verband der Europäischen Freilichtmuseen (AEOM) verabschiedete im Jahr 1982 eine Deklaration über "Grundsätze über die Anlage und den Betrieb von Freilichtmuseen", der mit folgender Definition beginnt: "Freilichtmuseen sind wissenschaftlich geplante und geführte oder unter wissenschaftlicher Aufsicht stehende Sammlungen ganzheitlich dargestellter Siedlungs-, Bau-, Wohn- und Wirtschaftsformen unter freiem Himmel und in einem zum Museumsgelände erklärten Teil der Landschaft."

Anfänge in Skandinavien vor 1900

Die Geschichte dieses sehr populären Museumstyps beginnt in Skandinavien (1891 in Skansen bei Stockholm und 1896 in Kristiana bei Oslo). Auslöser für diese Initiativen war der tiefgreifende Wandel, von dem Skandinavien - wie andere europäische Länder auch - im Zuge der Industrialisierung erfasst worden war. Ziel der Museumsgründer war es, möglichst eindrucksvolle und stimmige Milieu-Bilder aus unterschiedlichen Regionen der jeweiligen Länder zu schaffen - nicht zuletzt, um das nationale Bewusstsein zu stärken.

Entwicklung in Deutschland

Diese auf ganzheitliche Präsentation kulturhistorischer Aspekte basierende Idee fand in den darauffolgenden Jahren im Deutschen Reich nur vereinzelt im Norden im kleinen Rahmen Nachahmung. Die Gründung des etwa 5 Hektar umfassenden "Museumsdorfes Cloppenburg" in Niedersachsen im Jahr 1934 blieb lange ohne entsprechende Nachfolge. Erst angesichts einer sich bis in den Alltag hinein tiefgreifend verändernden Welt nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine Welle von Freilichtmuseumsgründungen ein.

Anfänge in Bayern

Die Gründung von Freilichtmuseen in Bayern setzt 1954 mit dem "Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren" im Süden von Bayerisch-Schwaben (Gde. Kronburg, Lkr. Unterallgäu) ein, einer ursprünglich bürgerschaftlichen Initiative. Wie schon in den frühen Beispielen in Skandinavien suchte man durch Rettung landschaftstypischer Bauten und einer möglichst komplett wirkenden Ausstattung der Räume einheitliche Bilder einer vom Wandel bedrohten ländlichen Welt zu präsentieren.

In Hinblick auf die Repräsentation bestimmter geographischer Räume setzte sich in der weiteren Entwicklung in Bayern der Gedanke einer Aufteilung regionaler Zuständigkeit auf die sieben Regierungsbezirke des Freistaats immer stärker durch.

Einzelne Freilichtmuseen wurden dabei um einen Nukleus von historischen Gebäuden vor Ort ("in situ") entwickelt, so zum Beispiel Illerbeuren, Kleinlosnitz (Gde. Zell, Lkr. Hof), Bad Windsheim (Lkr. Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim) ["Baugruppe Stadt" und "Kirche in Franken"] und Fladungen (Lkr. Rhön-Grabfeld), andere dagegen auf bis dahin unbebautem Gelände, wie Neusath-Perschen (bei Nabburg, Lkr. Schwandorf), Massing (Lkr. Rottal-Inn), Mauth-Finsterau (Gde. Mauth, Lkr. Freyung-Grafenau), Glentleiten (Großweil, Lkr. Garmisch-Partenkirchen), Amerang (Lkr. Rosenheim) und Kleinhohenried (Gde. Karlshuld, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen).

Entwicklung in Bayern nach 1960

Noch in die 1960er Jahre fallen die Eröffnungen der anfangs bescheidenen Anlagen im oberpfälzischen Perschen bei Nabburg 1964 und im niederbayerischen Massing 1969. Die Gründung des mittlerweile zweitgrößten Freilichtmuseums innerhalb der Grenzen Bayerns an der Glentleiten, unweit von Murnau (Lkr. Garmisch-Partenkirchen) im oberbayerischen Voralpenland, im Jahr 1971 erfolgte noch vor dem Inkrafttreten des erneuerten Denkmalschutzgesetzes am 1. Oktober 1973; sein Gründungsdirektor Ottmar Schuberth (1911-2001) war vorher in der praktischen Denkmalpflege aktiv gewesen.

Im Rahmen des Vollzugs des neuen Gesetzes kam es in den darauffolgenden Jahren vereinzelt zu Konflikten mit den Freilichtmuseen: In Einzelfällen richtete sich das Interesse der Freilichtmuseen auf Bauten, die nun als Denkmäler eingetragen waren und deren Erhalt vor Ort für die Denkmalpflege Priorität haben musste. In den vergangenen Jahren hat sich aber die konstruktive Kooperation zwischen Freilichtmuseen und Denkmalpflege weiter gefestigt.

Mit der Eröffnung des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen nahe der Grenze zu Thüringen im Jahr 1990 war eine in sich logische Entwicklung zu einem vorläufigen Ende gekommen: Jeder der sieben Bezirke besaß nun mindestens ein Freilichtmuseum, einige zwei oder drei.

Schwerpunkte der fachlichen Arbeit

Technologie der Transferierung

Zwei wichtige Entwicklungen und Neuerungen der letzten Jahre in mitteleuropäischen Freilichtmuseen nahmen in Bayern ihren Anfang oder wurden zumindest von einzelnen bayerischen Freilichtmuseen stark vorangetrieben:

So zählen einzelne Freilichtmuseen in Bayern europaweit zu den Pionieren in der Fortentwicklung der Transferierungstechnologie (v. a. die Fränkischen Freilandmuseen Fladungen und Bad Windsheim). Mittlerweile konnte die Methodik so ausgebaut und differenziert werden, dass auch die Übertragung von Massivbauten in Großteilen gelingt und damit der Erhalt ungestörter historischer Bausubstanz mit allen Spuren ihrer Geschichte ("Urkunde Haus").

Dieser technologische Fortschritt beim Erhalt der baulichen Substanz hat allerdings auch das Bewusstsein für die konservatorischen Probleme geschärft, die ein Museum zu bewältigen hat, welches seine Hauptexponate - historische Gebäude - Wind und Wetter aussetzen muss.

Darüber hinaus leistet die im Wesentlichen in den Freilichtmuseen Bayerns erprobte und entwickelte "Temperierung" - eine die Frostfreiheit sicherstellende Beheizung der in ihrem musealen Dasein unbewohnten Gebäude - besonders an klimatisch rauheren Standorten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Gebäudesubstanz und Innenausstattung.

Pflege der Architekturobjekte und der mobilen Sammlungen

In jüngerer Vergangenheit hat man sich über den Einsatz klimastabilisierender Mittel hinaus erfolgreich darum bemüht, den Verschleiß - eine zweite Gefahr für den Bestand, die durch das hohe Besucheraufkommen (zwischen 10.000 und über 200.000 Besuche pro Jahr) unvermeidlich ist - stark einzugrenzen.

Die Pflege der mobilen Bestände nimmt bei den stark gewachsenen volkskundlichen bzw. alltagsgeschichtlichen Sammlungen der Freilichtmuseen (meist fünfstellige Zahlen) breiten Raum ein. Die Freilichtmuseen begegnen dieser Herausforderung durch die Schaffung hochwertiger Magazinräumlichkeiten und den Bau von Zentraldepots. An der Entwicklung des modernen Depotbaus für große kulturgeschichtliche Sammlungen haben einige der Freilichtmuseen in Bayern durch ihre Initiativen der vergangenen Jahre einen beträchtlichen Anteil genommen (insbesondere Mauth-Finsterau, Massing, Neusath-Perschen).

Forschung und Publikationswesen

Aufgrund des Fehlens eines volkskundlich ausgerichteten Landesmuseums fällt in Bayern insbesondere den Freilichtmuseen die Rolle zu, im regionalen Rahmen die Alltagsgeschichte zu erforschen und zu präsentieren. Ein seit Mitte der 1990er Jahre aktiver Ausstellungsverbund zwischen den Freilichtmuseen in Bayern, der in unregelmäßiger Folge einschlägige Themen bearbeitet, hat mittlerweile eine Reihe von Wanderausstellungen volkskundlicher und sozialgeschichtlicher Ausrichtung mit beachtlichen Begleitpublikationen hervorgebracht.

Eigene Publikationsreihen sind nur bei den großen und mittelgroßen Freilichtmuseen anzutreffen. So gibt das Fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim zusammen mit den anderen fränkischen Freilichtmuseen die Reihe "Franken unter einem Dach" heraus; das Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten zusammen mit dem Bauernhausmuseum Amerang ein Jahrbuch.

Präsentationskonzepte

Konzept der Hausformenlandschaften

Traditionell fußten auch die Präsentationskonzepte der bayerischen Freilichtmuseen auf dem Konzept der "historischen Hausformenlandschaften", das Merkmalskombinationen aus Baumaterial, Konstruktion, Form und Funktion zu landschaftlich prägenden Typen verdichtet hatte. Seit den 1980er Jahren ist dieses Konzept zurecht kritisch hinterfragt worden. Hierfür sind zwei Gründe verantwortlich: Eine regional sehr unterschiedlich intensive Grundlagenforschung erlaubt es kaum, großflächig repräsentative Typen zu identifizieren; außerdem hat die verstärkte Hinwendung zur individuellen Biographie der einzelnen, ins Museum übertragenen Bauten einschließlich ihrer Erbauer und Nutzer, wie sie durch eine intensive Bauforschung interdisziplinär ermittelt wird, den Schwerpunkt von einer Entwicklungsgeschichte regionaler Haustypen verschoben hin zur Darstellung vielgestaltiger lebensweltlicher Themen, wie sie sich in den einzelnen Bauten materialisiert haben.

Die Präsentation historischer Bauten in den mittelgroßen und großen Freilichtmuseen Bayerns, die auch den unmittelbaren Umgriff von Bauten rekonstruiert, erfolgt in sog. Baugruppen. Bei den großen Freilichtmuseen entstehen dabei dorfähnliche Anlagen, in denen Beispiele einzelner regionaler Hausformentypen zusammengeführt sind. Damit folgte man einem Konzept, das 1953 im Flämischen Freilichtmuseum Bokrijk (Belgien) entwickelt worden war und das die bis dahin üblichen "Parkmuseen" mit lockerer Verteilung der Bauten im Gelände ablöste.

Das Freilandmuseum in Bad Windsheim besitzt als Besonderheit darüber hinaus eine eigene Gruppe mittelalterlicher Bauten.

Museumspädagogische Angebote

Freilichtmuseen zeichnen sich traditionell durch vielfältige und besucherorientierte Vermittlungsangebote aus. Auch in Bayern spielen dabei Vorführungen einzelner Handwerkstechniken - meist konzentriert auf Aktionstage – eine wichtige Rolle. Im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen hat man im Jahr 2010 eine historische Dreiseitanlage in Betrieb genommen, die ausschließlich für museumspädagogische Programme genutzt wird. Das Freilichtmuseum an der Glentleiten in Oberbayern hat mit einem "Haus zum Anfassen", in dem Kinder zum selbsttätigen Erforschen ermuntert werden, ein attraktives Angebot geschaffen. Insgesamt herrscht ein ausgeprägtes Bewusstsein über die konservatorischen Risiken, das zur Konzentration auf geeignete Bauten und den Einsatz von Nachbauten statt originalen Geräten geführt hat. In den Freilichtmuseen Bayerns steht man, wie in den meisten deutschen Freilichtmuseen, szenischen Einlagen im Sinne eines andernorts populären "Reenactments" aus fachlichen Erwägungen ausgesprochen kritisch gegenüber.

Das 20. Jahrhundert als Darstellungszeitraum

In den 1980er Jahren trat neben die Versuche, eine möglichst frühe Zeitstufe bei der Einrichtung der Gebäude zu erreichen, das Ziel, auch jüngere Zustände der Innenausstattung zu präsentieren und damit den Wandel von Lebensverhältnissen bis hin zur Gegenwart anschaulich zu machen.

Seit wenigen Jahren sind nun auch Gebäude des 20. Jahrhunderts in den Fokus gerückt, so beispielsweise ein MAN-Stahl-Fertighaus von 1946 (Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim) oder ein sog. Behelfsheim des Jahres 1943 (Schwäbisches Bauernhofmuseum Illerbeuren). Diese Ausrichtung erweitert bzw. unterläuft damit die bisherige Orientierung an dem Konzept der Hausformenlandschaften, das aber ohnehin bereits für zahlreiche Aspekte des Bauens im 19. Jahrhundert keine Gültigkeit mehr beanspruchen kann. Eine Öffnung gegenüber Bauformen des letzten Jahrhunderts erscheint für die weiter im Ausbau befindlichen Freilichtmuseen Bayerns als attraktive Option.

Kurzcharakteristik zu einzelnen bayerischen Freilichtmuseen (in chronologischer Folge der Eröffnung)
Ort (Lkr.) Name Gründung Eröffnung Darstellungsraum Charakter (Besucherzahlen: Mittelwert der Jahre 2008-2012)
Kronburg-Illerbeuren (Lkr. Unterallgäu) Schwäbisches Bauernhofmuseum 1954 1955 Bayerisch-Schwaben auf etwa 17 Hektar Gelände etwa 35 historische Gebäude, ca. 55.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 30.000 kulturgeschichtlichen Objekten; ältestes Freilichtmuseum Süddeutschlands, im Kern einige in-situ-Bauten, im Gelände integriert: Schützenkompetenzzentrum mit Schützenmuseum (Neueröffnung 2016)
Massing (Lkr. Rottal-Inn) Freilichtmuseum Massing 1965 1969 Niederbayern südlich der Donau auf etwa 10 Hektar Gelände ca. 18 historische Gebäude, ca. 30.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 30.000 kulturgeschichtlichen Objekten; vorbildliche Depotsituation, Anwesen in Streulage angeordnet
Tittling (Lkr. Passau) Museumsdorf Bayerischer Wald 1974 1974 Unterer Bayerischer Wald auf etwa 20 Hektar Gelände etwa 150 historische Gebäude, keine Angaben zur Besuchszahl, Sammlung von ca. 60.000 kulturgeschichtlichen Objekten; sehr große, überaus dicht angelegte Gruppierung, darunter eine Ansammlung von 17 Getreidekästen; private Trägerschaft
Großweil (Lkr. Garmisch-Partenkirchen) Freilichtmuseum an der Glentleiten 1971 1976 Gebiet des Bezirks Oberbayern auf etwa 38 Hektar Gelände etwa 65 historische Gebäude, ca. 130.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 60.000 kulturgeschichtlichen Objekten; eines der vorbildlich geführten Freilichtmuseen in Bayern mit großem, gut ausgebildetem Mitarbeiterstab in landschaftlich eindrucksvoller Lage
Amerang (Lkr. Rosenheim) Bauernhausmuseum des Bezirks Oberbayern 1972 1977 südöstliches Oberbayern auf etwa 4 Hektar Gelände etwa 18 historische Gebäude, ca. 35.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 8.000 kulturgeschichtlichen Objekten; aus privater Initiative erwachsene, kleinere Anlage mit hauskundlich gut gewählten Architekturexponaten, seit einigen Jahren unter wissenschaftlicher Leitung (dem Freilichtmuseum an der Glentleiten zugeordnet)
Mauth-Finsterau (Lkr. Freyung-Grafenau) Freilichtmuseum Finsterau 1979 1980 Niederbayern nördlich der Donau auf etwa 8 Hektar Gelände etwa 20 historische Gebäude, ca. 70.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 30.000 kulturgeschichtlichen Objekten; in Streulage positionierte Einheiten, die ein breites Spektrum der regionalen Bauformen repräsentieren; erstes Freilichtmuseum nicht nur Bayerns mit vorbildlichem Objektmagazin
Mönchsondheim (Lkr. Kitzingen) Kirchenburgmuseum 1975 1981 Mainfranken (baulich am Beispiel musealisierter Bauten im Dorf) auf etwa 2 Hektar Gelände etwa 25 historische Gebäude, ca. 19.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 25.000 kulturgeschichtlichen Objekten; bemerkenswerte in-situ Anlage, deren Mittelpunkt die ins Mittelalter zurückreichende Kirchenburg bildet; keine transferierten Bauten
Bad Windsheim (Lkr. Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim) Fränkisches Freilichtmuseum 1976 1982 Mittelfranken, dazu Teile von Oberfranken, Unterfranken und Altmühltal. auf etwa 45 Hektar Gelände etwa 90 historische Gebäude, ca. 180.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 150.000 kulturgeschichtlichen Objekten; größtes Freilandmuseum Bayerns, hinsichtlich der Breite des Besucherangebotes und der wissenschaftlichen Forschungsleistung in der Spitzenposition
Zell-Kleinlosnitz (Lkr. Hof) Oberfränkisches Bauernhofmuseum 1981 1983 Fichtelgebirge auf etwa 2 Hektar Gelände etwa 12 historische Gebäude, ca. 10.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 10.000 kulturgeschichtlichen Objekten; bescheidene, aber v. a. durch den großen in-situ-Anteil eindrucksvolle Anlage; gemessen an der Größe des Museums bedeutendes Schriftgut-Archiv
Neusath-Perschen (Lkr. Schwandorf) Oberpfälzer Freilandmuseum 1977 1986 Gebiet des Bezirks Oberpfalz auf etwa 55 Hektar Gelände etwa 55 historische Gebäude, ca. 60.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 35.000 kulturgeschichtlichen Objekten; unweit des bereits 1964 eröffneten Bauernhofmuseums in Perschen geschaffenes Freilandmuseum; in der Qualität der Rekonstruktion der historischen Flur für Bayern längere Zeit Vorbild
Ruhpolding (Lkr. Traunstein) Holzknechtmuseum (mit Freilichtteil) ca. 1978 1988 Region um Ruhpolding auf etwa 3 Hektar Gelände etwa 15 historische Gebäude, ca. 27.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 3.500 kulturgeschichtlichen Objekten; auf dem Freigelände vermitteln transferierte und nachgebaute Holzknechtsunterkünfte ein anschauliches Bild der Lebens- und Arbeitswelt dieser historischen Bevölkerungsgruppe
Fladungen (Lkr. Rhön-Grabenfeld) Fränkisches Freilandmuseum 1983 1990 v. a. nördliche Teile Unterfrankens (Rhön. Spessart, Grabfeld, Haßberge) auf etwa 20 Hektar Gelände etwa 18 historische Gebäude, ca. 60.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 35.000 kulturgeschichtlichen Objekten; das jüngste der nach wissenschaftlichen Maßstäben konzipierten und geführten Freilandmuseen in Bayern, am Stadtrand von Fladungen gelegen, mit einer reichen Palette von bäuerlichen Anwesen und gewerblichen Bauten
Kleinhohenried (Lkr. Neuburg-Schrobenhausen) Freilicht- und Heimatmuseum Donaumoos 1989 1998 Donaumoos auf etwa 6 Hektar Gelände 5 historische Gebäude, ca. 15.000 Besuche im Jahr, Sammlung von ca. 1.000 kulturgeschichtlichen Objekten; bemerkenswerte Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft zu Umwelt-Bildungszentrum; vier Einheiten unterschiedlichster Sozialschichten aus dem erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts besiedelten Gebiet
Schliersee-Neuhaus (Lkr. Miesbach) Markus Wasmeier Bauernhof- und Wintersportmuseum Schliersee e.V. 1997 2007 "Altbayern" (die Bauten vornehmlich aus dem Gebiet um Schliersee) auf etwa 6 Hektar Gelände 12 historische Gebäude, ca. 100.000 Besuche im Jahr; stark besuchte Einrichtung, aus privater Initiative entstanden, die eine Vorstellung vom "altbayerischen Dorf" wachrufen soll

Literatur

  • Konrad Bedal, Hausforschung, in: Edgar Harvolk (Hg.), Wege der Volkskunde in Bayern. Ein Handbuch (Beiträge zur Volkstumsforschung 13; zugleich Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte 25), München/Würzburg 1987, 71-86.
  • Jan Borgmann/Ariane Weidlich (Hg.), Authentizität contra Klischee. 25 Jahre Museumsarbeit in Oberbayern. Festschrift für Dr. Helmut Keim (Schriften des Freilichtmuseums des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten 27), Großweil 2004.
  • Axel Burkarth (Red.), Vorfahrt mit Blaulicht für Museumshäuser. Erfahrungen mit der Technik der Großteile-Translozierung aus 5 Jahren Praxis, hg. von der Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg und der Arbeitsgemeinschaft der regionalen ländlichen Freilichtmuseen in Baden-Württemberg, Stuttgart 2005.
  • Torsten Gebhard, Freilichtmuseen - eine Aufgabe unserer Zeit, in: Schönere Heimat 54 (1965), 399-402.
  • Torsten Gebhard, Zum Problem der Freilichtmuseen in Bayern, in: Jahrbuch der Bayerischen Denkmalpflege 28 (1970-1971), München 1973, 9-23.
  • Henning Großeschmidt, Die Konservierung von Exponatgebäuden in Freilichtmuseen, in: Georg Waldemer (Red.), Freilichtmuseen. Geschichte – Konzepte – Positionen, hg. von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern (MuseumsBausteine 11), München/Berlin 2006, 105-113.
  • Ralf Heimrath, Kulturlandschaft im Freilichtmuseum. Ein Überblick über Geschichte und Konzepte, in: Georg Waldemer (Red.), Freilichtmuseen. Geschichte – Konzepte – Positionen, hg. von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern (MuseumsBausteine 11), München/Berlin 2006, 77-90.
  • Adriaan de Jong, Die Dirigenten der Erinnerung. Musealisierung und Nationalisierung der Volkskultur in den Niederlanden 1815-1940, Münster 2007.
  • Monika Kania-Schütz, Zur Präsentation von "Architektur-Exponaten", in: Georg Waldemer (Red.), Freilichtmuseen. Geschichte – Konzepte – Positionen, hg. von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern (MuseumsBausteine 11), München/Berlin 2006, 91-103.
  • Kilian Kreilinger, Bewahren - unmöglich? Zu den konservatorischen Problemen in Freilichtmuseen, in: Museum heute 7 (1994), 9-28.
  • Kilian Kreilinger, Die Freilicht- und Bauernhofmuseen in Bayern, in: Schönere Heimat 70 (Sonderheft, 1981), 23-47.
  • Herbert May/Ute Rauschenbach/Juliane Scheffold (Hg.), GROSS geworden ... 25 Jahre Fränkisches Freilandmuseum in Bad Windsheim (Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums in Bad Windsheim 52), Bad Windsheim 2007.
  • Uwe Meiners, Verlebendigungsstrategien im Freilichtmuseum. Gedanken über Chancen und Probleme populärer Vermittlungsversuche, in: Jan Carstensen/Uwe Meiners/Ruth E. Mohrmann (Hg.), Living History im Museum. Möglichkeiten und Grenzen einer populären Vermittlungsform, Münster 2008, 161-174.
  • Martin Ortmeier, Lernen vom Gebauten. Das Zentraldepot Finsterau als Wegweiser für das geplante Depot des Freilichtmuseums Massing, in: Das Museumsdepot. Grundlagen – Erfahrungen – Beispiele, hg. von Walter Fuger und Kilian Kreilinger im Auftrag der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern (MuseumsBausteine 4), München/Berlin 1998, 197-204.
  • Sten Rentzhog, Open Air Museums. The History and Future of a Visionary Idea, Kristianstad/Schweden 2007.
  • Georg Waldemer (Red.), Freilichtmuseen. Geschichte - Konzepte - Positionen, hg. von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern (MuseumsBausteine 11), München/Berlin 2006.
  • Adelhart Zippelius, Handbuch der europäischen Freilichtmuseen, hg. vom Verband europäischer Freilichtmuseen (Führer und Schriften des Rheinischen Freilichtmuseums und Landesmuseums für Volkskunde in Kommern 7), Köln 1974.

Quellen

  • Jahrbuch für die oberbayerischen Freilichtmuseen Glentleiten und Amerang/Freundeskreis Freilichtmuseum Südbayern e.V./Förderverein Bauernhausmuseum Amerang e.V., Münster u. a.
  • Tagungsberichte des Verbandes der europäischen Freilichtmuseen.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Verwandte Artikel

Freilandmuseum, Freilichtmuseum, Museumsdorf, Bauernhausmuseum , Bauernhofmuseum

Empfohlene Zitierweise

Georg Waldemer, Freilichtmuseen, publiziert am 19.11.2012; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Freilichtmuseen> (28.03.2024)