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Fränkisches Volksblatt: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 23. September 2021, 15:42 Uhr

Erste Ausgabe des Fränkischen Volksblatts vom 13. Juni 1868 mit einem Editorial zur politischen Ausrichtung des Blattes. Die Frau, die am Titelblatt Franken symbolisiert, hält in ihrer rechten Hand das Fränkische Herzogsschwert, in ihrer linken ein Wappenschild mit dem Fränkischen Rechen.
Liborius Gerstenberger, seit 1896 Redakteur, von 1903 bis 1925 Chefredakteur des Volksblatts. (Amtliches Handbuch der Kammer der Abgeordneten des Bayerischen Landtages, München 1900, S. 136)
Als Heimatbeilage des Volksblatts erschien "Die Fränkische Heimat", hier die Ausgabe vom 24. Februar 1931.
Ausgabe des Fränkischen Volksblatts vom 20. März 1953. Gegenstand der Berichterstattung sind Deutschlandvertrag und EVG-Vertrag.

von Christoph Weißmann

Das Fränkische Volksblatt wurde 1868 als regionale katholische Tageszeitung für den Raum Unterfranken gegründet und unterstützte die Ziele der 1869 entstandenen konservativ-katholischen Bayerischen Patriotenpartei. Für einen klar am Zentrum und der BVP orientierten Kurs sorgte vor allem der 1903-1925 amtierende Chefredakteur Liborius Gerstenberger (1864-1925). Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ständigen Schikanen ausgesetzt, verlor das Volksblatt 1936 durch die Unterstellung unter die Phoenix GmbH seine Selbständigkeit und wurde schließlich am 1. April 1943 eingestellt. Ab 1. April 1952 erschien die Zeitung wieder. 1971 wurde sie im Rahmen des "Würzburger Kooperationsmodells" der "Volksblatt Verlagsgesellschaft" angegliedert, die sich mehrheitlich in Händen der Eigentümer der Konkurrenzzeitung "Main-Post" befand. Seit 2004 erscheint das Volksblatt als Tageszeitung der Mediengruppe Main-Post.

Gründung

Die erste offizielle Ausgabe des Fränkischen Volksblattes erschien am 1. Juli 1868. Einige Wochen vorher, am 13. Juni, war bereits ein Probeblatt verteilt worden. Maßgeblich beteiligt an der Gründung der ersten katholischen regionalen Tageszeitung für den unterfränkischen Raum war der Würzburger Kaplan und Universitätsbibliothekar Dr. theol. Johann Baptist Stamminger (1836-1892), seit 1862 Herausgeber und Redakteur der Zeitschrift "Chilianeum. Blätter für katholische Wissenschaft, Kunst und Leben". Gründungsverleger war der Freiburger Leo Woerl (1843-1918), der in Würzburg seit 1866 eine Buch- und Kunsthandlung betrieb. Die Gründung des Volksblattes ist im Rahmen des allgemeinen Aufschwungs der konfessionellen Zeitungen nach der Einführung der Pressefreiheit in Bayern 1859 zu sehen, wobei im katholischen Bereich die Tagespresse im Verhältnis zu den vorher dominierenden Zeitschriften an Bedeutung gewann.

Entwicklung bis 1900

Kennzeichnend für die Entwicklung bis zur Jahrhundertwende war ein häufiger Wechsel der Verleger und verantwortlichen Redakteure der Zeitung, so dass sich außer einer allgemein katholischen Ausrichtung keine durchgängige programmatische Linie entwickelte. Zwischen 1868 und 1900 hatte die Zeitung 14 verschiedene Chefredakteure und fünf Verleger. Allerdings kennzeichnete das Blatt entgegen der in der Probeausgabe umrissenen gemäßigten katholischen Linie eine zunehmend scharfe antipreußische und antiliberale Ausrichtung. Diese Tendenz verstärkte sich auch durch die fortwährende Auseinandersetzung mit dem liberal ausgerichteten lokalen Konkurrenzblatt "Neue Würzburger Zeitung". Unter dem Chefredakteur Dr. Georg Ratzinger (1844-1899) bekannte sich das Volksblatt 1870 zu den Zielen der Bayerischen Patriotenpartei, zu der bereits seit Gründung der Zeitung Kontakte bestanden hatten. Diese Linie entsprach auch der Haltung Joseph Buchers (1838-1909), der Woerl 1870 als Verleger ablöste. Bucher, der beim Aufbau der katholischen Presse in Bayern eine zentrale Rolle spielte, hatte bereits 1862 die "Donau-Zeitung" übernommen und 1869 das "Allgäuer Volksblatt" gegründet. 1873 erwarb er noch den Münchner "Volksfreund".

Die durch die häufigen Wechsel der verantwortlichen Redakteure spürbaren inhaltlichen und qualitativen Schwankungen des Blattes spiegelten sich auch in der Entwicklung der Auflage wider. Bis 1879 stieg sie kontinuierlich bis auf 5.000 Exemplare. In den späten 1880er Jahren sank die Auflage bis auf ca. 2.500 Stück, bevor sie sich um 1900 bei ca. 3.500 Exemplaren einpendelte.

Gründung der Fränkischen Gesellschaftsdruckerei

Einen entscheidenden Einschnitt in der Entwicklung der Zeitung stellte die Gründung der "Echter Würzburg. Fränkische Gesellschaftsdruckerei und Verlag mbH" am 25. Januar 1900 dar. Das von einflussreichen Würzburger Katholiken gegründete Unternehmen erwarb den Zeitungsverlag und ermöglichte in den folgenden Jahren eine deutliche wirtschaftliche, redaktionelle und technische Professionalisierung. Einer angestrebten Expansion war schon 1900 durch den Erwerb der Burkardusdruckerei Rechnung getragen worden. Mit der Gründung der Nebenausgabe "Schweinfurter Volksblatt" 1905 baute die Zeitung ihre Präsenz im östlichen Teil Unterfrankens aus. Das gewonnene Selbstbewusstsein drückte sich 1915 auch durch den Umzug in ein neues Verlagsgebäude an zentraler Stelle in Würzburg, in das Echterhaus an der Juliuspromenade, aus.

Chefredakteur Liborius Gerstenberger 1903-1925

Eine entscheidende Rolle für die positive Entwicklung spielte der in der Zentrumspartei engagierte Landtags- und Reichstagsabgeordnete Liborius Gerstenberger (1864-1925), der von 1903 bis 1925 in Personalunion Geschäftsführer und Chefredakteur war. Unter seiner Leitung stieg die Auflage bis 1919 auf 15.000 Exemplare und die Zeitung entwickelte eine klare, konsequent an der Zentrumspartei ausgerichtete politische Linie. Diese wurde unter Berücksichtigung der Pressezensur während des Ersten Weltkrieges und der Vorzensur der Zeitung durch den örtlichen Würzburger Arbeiter- und Soldatenrat, die am 10. April 1919 endete, beibehalten.

In ihren Grundsätzen wurde die Generallinie auch nach dem Tod Gerstenbergers 1925 weitergeführt. In Streitfragen zwischen dem Zentrum und seiner bayerischen Schwesterpartei tendierte das Blatt ab Mitte der 1920er Jahre aber zunehmend zur Bayerischen Volkspartei. In der Folge galt das Fränkische Volksblatt in seiner politischen Ausrichtung als Sprachrohr der BVP in Unterfranken.

Fränkisches Volksblatt und NSDAP in Unterfranken

Seit dem Wahlerfolg der NSDAP bei der Reichstagswahl 1930 nahm das Volksblatt klar gegen die Nationalsozialisten Stellung. Der Geistliche Rat Heinrich Leier (1876-1948), seit 1928 Chefredakteur, griff seit 1929 in zahlreichen Artikeln die Partei, ihre Ideologie und ihre führenden Vertreter scharf an. Auf der anderen Seite betrachteten die unterfränkische NSDAP und ihr Gauleiter Otto Hellmuth (1896-1968), der sich mit antikatholischen Aktionen zu profilieren suchte, die katholische Kirche als einflussreichsten und gefährlichsten Gegner vor Ort. Dabei stand das Fränkische Volksblatt, das mit einer Auflagenhöhe von 22.000 Exemplaren im Jahr 1933 einflussreichstes Publikationsorgan des politischen Katholizismus in Unterfranken war, häufig im Zentrum der Auseinandersetzungen. Verschärft wurde dies dadurch, dass das bischöfliche Ordinariat und das Volksblatt über den Hauptschriftleiter Leier auch personell eng verbunden waren.

Maßnahmen des NS-Regimes gegen die Zeitung

Die Maßnahmen gegen die Zeitung setzten nach der "Machtergreifung" der NSDAP in Bayern im März 1933 ein: Insgesamt kam es allein in diesem Jahr zu fünf zeitlich befristeten Verboten mit einer Dauer von einem bis zu acht Tagen. Dazu kamen Verwarnungen, Geldstrafen, Hausdurchsuchungen und vorübergehende Inschutzhaftnahmen von Mitarbeitern, die sich wie die vorübergehenden Verbote in den nächsten Jahren fortsetzten. 1935 wurde der Verlag gestürmt, Redaktionsräume und Druckerei verwüstet. Der Versuch der Verlagsleitung Anfang 1935 durch die Einstellung des bekennenden Nationalsozialisten Hansjörg Maurer (1891-1959) als Chefredakteur die Machthaber zu beschwichtigen und die Eigenständigkeit der Zeitung zu wahren, scheiterte.

Gleichschaltung 1936

1936 endeten die offenen Maßnahmen gegen die Zeitung, da das Regime die Kontrolle des Fränkischen Volksblattes über den Umweg der ökonomischen Gleichschaltung erreicht hatte. Durch die eigens für den Bereich der katholischen Presse gegründete "Phönix GmbH", eine Holding des Franz Eher-Verlags, wurde das Volksblatt - ebenso wie die Masse der katholischen Zeitungen im Reich - übernommen und im Anschluss an die bisherigen Verleger zurückverpachtet, die sich dann bei Personalentscheidungen und der inhaltlichen Gestaltung ihrer Blätter in letzter Instanz den NS-Machthabern beugen mussten. Grundlage für dieses Vorgehen bildeten die drei Anordnungen von Max Amann (1891-1957) aus dem Jahr 1935, die dem Regime die Kontrolle über das deutsche Verlagswesen sicherten.

Einstellung des Volksblattes 1943

Im Rahmen der zweiten großen Stilllegungsaktion von Februar bis April 1943, der im Reich insgesamt ca. 950 Zeitungen zum Opfer fielen, kam am 1. April das Ende für das Fränkische Volksblatt. Gegen Zahlung einer Entschädigung an die Eigentümer wurde es durch den "Gauverlag Mainfranken" übernommen und eingestellt. Begründet wurde dies offiziell mit der kriegsbedingten Papierknappheit. Bereits 1942 war der "Echter-Verlag", der sich auf die Herausgabe religiöser Bücher spezialisiert hatte, geschlossen worden. Allerdings erhielt die zum Unternehmen gehörige "Fränkische Gesellschaftsdruckerei" auch nach der Stilllegung des Volksblattes die Genehmigung, für andere Verlage zu drucken.

Neubeginn 1952

Durch den verheerenden Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 war das Echterhaus mit den Redaktionsräumen des Volksblattes und der Druckerei vollständig zerstört worden. Nach dem zügig vorangetriebenen Wiederaufbau konnten zwar der "Echter Verlag", der als theologischer Fachverlag bereits am 10. Januar 1946 eine Lizenz erhalten hatte, und die "Fränkische Gesellschaftsdruckerei" ihren Betrieb wieder aufnehmen; das Volksblatt erhielt aber keine Lizenz. Diese Entscheidung folgte der Linie der amerikanischen Militärregierung, möglichst keine weltanschaulich gebundenen Blätter zu genehmigen.

Als das Volksblatt im Echter-Verlag am 1. April 1952 mit seinen Nebenausgaben für Aschaffenburg und Schweinfurt wieder erschien, musste es sich auf einem veränderten Zeitungsmarkt gegen bereits etablierte Konkurrenten behaupten. Inhaltlich wurde an die traditionelle konservativ-katholische Linie, angelehnt an die Positionen der CSU, angeknüpft. In Würzburg erschien seit dem 24. November 1945 als lizensierte Tageszeitung die "Main-Post"; in den unterfränkischen Städten Aschaffenburg und Schweinfurt waren ebenfalls Lizenzen vergeben worden. Zwar gelang es schnell, eine Auflage von ca. 14.000 Exemplaren zu erreichen, aber bereits Ende der 1950er Jahre wurde der Kostendruck spürbar. In Schweinfurt legte man das Volksblatt mit der Konkurrenzzeitung "Der Volkswille" zur "Schweinfurter Volkszeitung" zusammen. Die Kooperation mit anderen katholischen Blättern wurde intensiviert. In den 1960er Jahren wurden Redaktionsgemeinschaften mit dem Bamberger Volksblatt und der überregionalen Deutschen Tagespost gebildet.

Das Würzburger Kooperationsmodell

Aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen entstand am 1. April 1970 das "Würzburger Kooperationsmodell". Die Eigentümergesellschaften von "Fränkischem Volksblatt" und "Main-Post" gründeten die "Volksblatt Verlagsgesellschaft mbH", an der die Eigentümer der "Main-Post" 80 % hielten. Das Volksblatt arbeitete also fortan mit seiner schärfsten Konkurrenz, der "Main-Post" zusammen, mit der es seit 1952 fortlaufend publizistische Auseinandersetzungen geführt hatte. Das Volksblatt blieb zunächst eine Zeitung mit Vollredaktion, wobei die gemeinsame Produktion von Teilen der Zeitungen schrittweise ausgebaut wurde. Der Einfluss des Volksblattes innerhalb der Kooperation schwand aufgrund des rückläufigen Abonnenten- und Anzeigengeschäfts; inhaltlich näherten sich die Zeitungen immer stärker an. Ab 1989 verfügte das Volksblatt noch über eigene Stadt- und Lokalredaktionen in Würzburg, Schweinfurt, Aschaffenburg und Miltenberg.

Mediengruppe Main-Post

Nachdem 1991 die "Main-Post" von der Verlagsgruppe Holtzbrinck übernommen worden war, ging 1996 auch das Volksblatt zu 100 % an den Medienkonzern. 1994 war die Zeitung in "Volksblatt. Tageszeitung für Unterfranken" umbenannt worden. 1997 erfolgte eine weitere Namensänderung in "Volksblatt. Tageszeitung für Würzburg". Nach Umstrukturierungen innerhalb der "Holtzbrinck-Gruppe" erscheint das Blatt seit 2004 als Tageszeitung der im selben Jahr gegründeten "Mediengruppe Main-Post".

Literatur

  • Franz Dülk, Würzburgs Tagespresse 1900-1945. Presse zwischen Freiheit und Diktatur. 2 Bände, Würzburg 1955.
  • Echter-Verlag: Geschichte
  • Peter Krones, 1300 Jahre Würzburg - 300 Jahre Zeitungen in Würzburg. Würzburger Zeitungsgeschichte, Würzburg 2004.
  • Thomas Reuß, Öffentlichkeit und Propaganda. Nationalsozialistische Presse in Unterfranken 1922-1945, Bad Neustadt 1988.
  • Helmut Teufel/Klaus Eymann (Hg.), Von Tag zu Tag. Zeitungsgeschichte und Zeitungsgeschehen am bayerischen Untermain. Zum 50. Jahrestag der Lizenzierung des "Main-Echos", Aschaffenburg 1995.
  • Ulrike Goreßen, Der katholischen Weltanschauung verpflichtet: das Fränkische Volksblatt, in: Hans Wagner/Ursula E. Koch/Patricia Schmidt-Fischbach (Hg.), Enzyklopädie der bayerischen Tagespresse, München 1990, 581-590.
  • Klaus Wittstadt, Domkapitular Heinrich Leier (1876-1948). Der Hauptschriftleiter des Fränkischen Volksblattes im Kampf gegen den Nationalsozialismus, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 39 (1977), 255-274.

Weiterführende Recherche

Empfohlene Zitierweise

Christoph Weißmann, Fränkisches Volksblatt, publiziert am 08.12.2008; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Fränkisches_Volksblatt> (16.04.2024)