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Deutsche Volkspartei in Bayern (DVP), 1919-1932

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Plakat der DVP zur Reichstagswahl am 20. Mai 1928 mit einer Werbung für den prominentesten DVP-Politker, Außenminister Gustav Stresemann. (Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Plakatsammlung)

von Petrus Müller

Nationalliberale Partei, die auf Reichsebene unter der Führung Gustav Stresemanns (1878-1929) Bedeutung erlangte, in Bayern jedoch während der gesamten Weimarer Republik keinen nennenswerten Erfolg erzielte. Sie trat zeitweise zusammen mit der DNVP auf und vereinigte sich 1932 mit der Wirtschaftspartei - Reichspartei des deutschen Mittelstandes (WP).

Entstehung und Organisationsform

Während sich die Mehrheit des politisch organisierten Liberalismus in der klar republikanisch orientierten Deutschen Demokratischen Partei (DDP) sammelte, schloss sich die nun – im Gegensatz zur Zeit vor 1918 – programmatisch heterogene und kleine Gruppe der alten Nationalliberalen in Bayern im Großen und Ganzen sowohl der BVP als auch mehrheitlich der deutschnationalen "Mittelpartei" bzw. DNVP um Dr. Hans Hilpert (1878-1946) an. Dennoch formierten sich im Laufe des Jahres 1919 um den Crailsheimer Geheimrat Hans Sachs (1874-1947) einige wenige Anhänger Gustav Stresemanns (1878-1929) in Bayern, um einen bayerischen Ableger der DVP zu begründen.

Im Unterschied zur Reichsebene, wo maßgeblich Stresemann die nationalliberale DVP als einflussreiche Partei ins Leben gerufen hatte, war die DVP in Bayern 1918/19 nur eine sehr kleine nationalliberale Splitterpartei. Sie hatte hier, anders als in den norddeutschen Reichsgebieten, während der gesamten 1920er Jahre eine schwache personelle und organisatorische Basis. Die Ursachen dafür lagen in der genannten Aufsplitterung des liberalen Milieus bzw. Mitgliederpotenzials ab 1918 in Bayern.

Programmatische Grundpositionen

Programmatisch trat die DVP in Bayern im Gegensatz zur DDP für eine monarchische Staatsform ein. Sie befürwortete einen klar machtpolitischen Kurs in der Außenpolitik und bekannte sich zu den Interessen von Großwirtschaft und Schwerindustrie. Den Gedanken einer sozialen Demokratie, wie er typisch für die DDP war, verwarf die DVP.

Gründungsvater der bayerischen DVP: Hans Sachs

Die zentrale Persönlichkeit des bayerischen Ablegers der Stresemannschen DVP war der Crailsheimer Rechts- und Staatswissenschaftler Hans Sachs. Als enger politischer Freund und Mitarbeiter Gustav Stresemanns hatte er den Auftrag, in Bayern und Württemberg die Parteiorganisation der nationalliberalen DVP in Konkurrenz zur DDP und zu den übrigen bürgerlichen Parteien aufzubauen. Dies gelang ihm aufgrund des geringen politischen Anklangs der Partei in Bayern nur mit sehr mäßigem Erfolg. Hinzu kam, dass sich Hans Sachs und mit ihm fast der gesamte bayerische Parteivorstand 1923 mit Gustav Stresemann überwarf. Stresemanns "Erfüllungspolitik" gegenüber den Alliierten trug die Gruppe um Hans Sachs nicht mit. Am 23. September 1923 trat der bayerische DVP-Landesverband aus der Reichspartei aus. Hans Sachs widmete sich nun in führender Position der 1924 neu gegründeten Nationalliberalen Landespartei (NLLP) in Bayern. Ab 1927 kandidierte er erfolgreich für die DNVP als Reichstagsabgeordneter, 1933 erfolglos für die NSDAP.

Wahlergebnisse in Bayern

Die kleine bayerische DVP trat nur bei den Reichstagswahlen 1920 in Bayern einmal etwas erkennbarer in Erscheinung, als sie bayernweit ein Wahlergebnis von 4,5 % erzielte. Hans Sachs erreichte als Reichstagsabgeordneter des Wahlkreises Franken-Nürnberg lediglich einen "Achtungserfolg". Bei den Landtagswahlen 1924 trat die kleine bayerische DVP zusammen mit der DNVP als "Vereinigte Nationale Rechte" auf. Gemeinsam errangen sie in Schweinfurt sogar 21,9 % aller Stimmen. Dies blieb jedoch ein absoluter Ausnahmefall. In den übrigen bayerischen Wahlkreisen variierten die Ergebnisse zwischen 5 % und 10 %, gelegentlich lagen sie sogar weit darunter. Direkte Konkurrenz erwuchs der DVP bei dieser Wahl aus der Nationalliberalen Landespartei (NLLP). Erst bei den Landtagswahlen 1928 trat die bayerische DVP als "Deutsche Volkspartei in Bayern – Nationalliberale Partei" auf Landesebene alleine in Erscheinung, jedoch ohne nennenswerten Erfolg - sie erhielt nur 3,2 % der Stimmen.

Vereinigung mit der Wirtschaftspartei 1932

Bereits bei den bayerischen Landtagswahlen 1932 vereinigte sich die DVP mit der Wirtschaftspartei - Reichspartei des deutschen Mittelstandes (WP), die jedoch keinen maßgeblichen politischen Einfluss mehr entfaltete.

Literatur

  • Petrus Müller/Konrad Weiß (1863–-1943), Pädagoge, Kommunalbeamter und Politiker, in: Fränkische Lebensbilder 1998 (Band 17), 231-247.
  • Joachim Reimann, Ernst Müller-Meiningen senior und der Linksliberalismus in seiner Zeit. Zur Biographie eines bayerischen und deutschen Politikers (1866-1944), München 1968.
  • Ludwig Richter, Die Deutsche Volkspartei 1918-1933 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 134), Düsseldorf 2002.
  • Renate Schober, Auszehrung. Die Geschichte der bayerischen Liberalen in der Weimarer Republik, in: Bayerischer Rundfunk (Hg.), Unbekanntes Bayern. Politik, Staat und Kirche. 2. Band, München 1980, 132-143.
  • Dietrich Thränhardt, Wahlen und politische Strukturen in Bayern 1848-1953. Historisch-soziologische Untersuchungen zum Entstehen und zur Neuerrichtung eines Parteiensystems (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 51), Düsseldorf 1973.

Quellen

  • Quellen, Daten und Informationen: bisher meist unveröffentlichtes Material aus Privatnachlässen und Archiven.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Verwandte Artikel

Nationalliberale Partei, Wirtschaftspartei (WP), Vereinigte Nationale Rechte

Empfohlene Zitierweise

Petrus Müller, Deutsche Volkspartei in Bayern (DVP), 1919-1932, publiziert am 08.01.2007; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Deutsche_Volkspartei_in_Bayern_(DVP),_1919-1932 (19.04.2024)