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Beisetzung Ludwigs III., München, 5. November 1921

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Aufbahrung Ludwigs III in der Ludwigskirche. Bis zum Morgen der Beisetzung blieben die Särge am Hochaltar der Ludwigskirche aufgebahrt. Abb. aus: Das Bayerland, Jahrgang 33 vom 02.11.1921, 69. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 198 ta-33)
Beisetzungsfeierlichkeiten für das bayerische Königspaar, 5. November 1921; Kronprinz Rupprecht von Bayern im Profil (Bildmitte). (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-5704)
Die Königswagen nach der Durchfahrt durch die Propyläen am Königsplatz. Abb. aus: Das Bayerland, Jahrgang 33 vom 02.11.1921, 73. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Bavar. 198 ta-33)
Beisetzungsfeierlichkeiten für das bayerische Königspaar, 5. November 1921 in München. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-5690)
Aufbahrung der Särge vor der Münchner Frauenkirche. Foto von Heinrich Hofmann (1885-1957). (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-5686)
Trauerzug der Särge durch München. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-5697)
"Gugelmänner" passieren im Trauerzug für das bayerische Königspaar den Odeonsplatz. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-5703)

von Dieter J. Weiß

Die Beisetzung König Ludwigs III. von Bayern (1845-1921, reg. 1912/13-1918) und seiner Ehefrau Königin Marie Therese (1868-1919) am 5. November 1921 in der Münchner Frauenkirche wurde wie ein Staatsakt in Zeiten der Monarchie inszeniert. Die erhoffte oder befürchtete Restauration an diesem Tag unterblieb aber: Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869-1955) wollte einen Königsputsch vermeiden.

Der Tod Ludwigs III.

Ludwig III. (1845-1921, reg. 1912/13-1918), der nie auf seinen Thronanspruch verzichtet hatte (Anifer Erklärung), starb am 18. Oktober 1921 auf seinem ungarischen Gut Sárvár, wo er sich zu einem Besuch aufgehalten hatte. Sein Leichnam wurde mit dem seiner bereits 1919 heimgegangenen Gemahlin Marie Therese (1849-1919) über Schloss Wildenwart im Chiemgau nach München überführt.

Die Organisation der Beisetzung

Aus Rücksicht auf die Reichsregierung erhielt der entthronte König kein Staatsbegräbnis, was seine merkwürdige staatsrechtliche Stellung verdeutlicht. Die bayerische Staatsregierung wollte dem toten Monarchen aber dennoch alle Ehren erweisen. So verfiel sie auf den Ausweg, die Organisation dem vormaligen Ministerpräsidenten und derzeitigen Regierungspräsidenten von Oberbayern, Gustav Ritter von Kahr (BVP, 1862-1934), als Privatperson zu übertragen, der dazu ein Komitee aus Künstlern und Vertretern aller gesellschaftlich relevanten Gruppen einsetzte.

Der Trauerkondukt

Die Särge des Königspaares wurden am 5. November 1921 aus der Ludwigskirche durch die mit Trauerschmuck gezierten Straßen in weitem Bogen über den Königs- und Karolinenplatz zur Frauenkirche gebracht. Noch einmal wurde das gesamte Zeremoniell der Monarchie mit sechsspännigen Hoftrauerwagen, Gugelmännern und Hartschieren als Ehrengeleit entfaltet. Die Familienangehörigen, die Staatsregierung, Reichswehr und Veteranenvereine, die Beamten der Ministerien und Behörden sowie Abordnungen aus allen acht Regierungsbezirken folgten dem Kondukt, insgesamt nahmen über 100.000 Menschen teil. In der Frauenkirche, in deren Gruft die Beisetzung auf besonderen Wunsch Ludwigs III. stattfand, hielt der Erzbischof von München und Freising, Michael Kardinal von Faulhaber (1869-1952), die Trauerrede mit einem Bekenntnis zur Monarchie und zum Gottesgnadentum.

Putschgerüchte und die Haltung Kronprinz Rupprechts

In der Presse und den Lebenserinnerungen ganz unterschiedlicher Persönlichkeiten wird von Putschgerüchten berichtet. Die Staatsregierung hatte sich eigens von Ritter von Kahr versichern lassen, dass die Ausrufung der Monarchie nicht geplant sei. Ein Königsputsch unterblieb 1921, weil Kronprinz Rupprecht (1869-1955) den Tod seines Vaters nicht zu einem Gewaltstreich ausnützen wollte. Er ließ sich nicht von radikalen Kräften instrumentalisieren und wollte seine Rechte nur auf legalem Weg antreten. Der Kronprinz, der sich den Ovationen der Menge nach der Beisetzung entzogen hatte, ließ an diesem Tag eine Erklärung mit einer Formel veröffentlichen, mit der er an seinen Thronansprüchen festhielt, aber keine konkreten politischen Forderungen stellte: "Eingetreten in die Rechte meines Herrn Vaters".

Literatur

  • Alfons Beckenbauer, Ludwig III. von Bayern 1845-1921. Ein König auf der Suche nach seinem Volke, Regensburg 1987.
  • Dieter J. Weiß, Zwischen Revolution und Restauration. Zum Tod und zu den Beisetzungsfeierlichkeiten für König Ludwig III. von Bayern, in: Petronilla Gietl (Hg.), Vom Wiener Kongreß bis zur Wiedervereinigung Deutschlands. Betrachtungen zu Deutschland und Österreich im 19. und 20. Jahrhundert. Festschrift für Hubert Rumpel zum 75. Geburtstag, München 1997, 183-206.

Quellen

  • Gustav von Kahr, Vor zehn Jahren. Wie König Ludwig III. und Königin Marie Therese zu Grabe gebracht wurden, in: Süddeutsche Monatshefte 29 (November 1931), 142-147.
  • Arthur Achleitner, Von der Umsturznacht bis zur Totenbahre. Die letzte Leidenszeit König Ludwigs III., Dillingen 1922.

Weiterführende Recherche

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Empfohlene Zitierweise

Dieter J. Weiß, Beisetzung Ludwigs III., München, 5. November 1921, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Beisetzung_Ludwigs_III.,_München,_5._November_1921> (29.03.2024)