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Bayernwacht, 1924-1933: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Version vom 9. September 2021, 12:46 Uhr

von Otto Altendorfer

Emblem der Bayernwacht (aus: Archiv für Christlich-Soziale Politik, Nachlass Franz Elsen, Akte 1.1.4.).
Fritz Schäffer in seiner Zeit als BVP-Vorsitzender auf einer Fotografie um 1929 (aus: Otto Altendorfer/Peter Claus Hartmann [Hg.], 100 Jahre Fritz Schäffer. Politik in schwierigen Zeiten, Passau 1988, 77).
Hans Ritter von Lex (1893-1970), Mitglied der BVP, von 1932-1933 Landesführer der Bayernwacht. (aus: Die Bayernwacht 1/1932, 3; Bayerische Staatsbibliothek 4 Bavar 3219 u)
Titelblatt der Ausgabe der Zeitung "Die Bayernwacht" vom 5. März 1933. (Bayerische Staatsbibliothek 4 Bavar. 3219 u)

Bewaffneter Saalschutzverband der Bayerischen Volkspartei (BVP), gegründet 1924 in München. Zunächst weitgehend auf die Landeshauptstadt beschränkt, versuchte die BVP erst ab 1930, die Bayernwacht als bayerisch-katholisches Gegengewicht gegen SA, SS und Reichsbanner zu etablieren und landesweit zu verankern. Bei der nationalsozialistischen "Machtergreifung" im März 1933 griff die zahlenmäßig und organisatorisch beachtliche Bayernwacht unter der Leitung von Hans Ritter von Lex (1893-1970) jedoch nicht ein. Sie löste sich am 13. April 1933 auf.

Anfänge 1924/25

Die Ursprünge der Bayernwacht gehen zurück auf die nationalsozialistischen Umtriebe 1923 (siehe Hitlerputsch) und die Wahlkämpfe des Jahres 1924. Als Folge der Störung von Versammlungen der Bayerischen Volkspartei (BVP) in München richtete der neue Kreisvorsitzende der Münchner BVP, Fritz Schäffer (1888-1967), im Sommer und Herbst 1924 eine straff organisierte "Ordnungsmannschaft" ein, um mit solchen Störungen umgehen zu können. Vermutlich 1925 konstituierte sich diese Ordnungsmannschaft als "Bayernwacht". Im Dezember 1927 fand die erste festliche Fahnenweihe der Bayernwacht statt.

Saalschutzverband der Münchner BVP

In den mittleren Jahren der Weimarer Republik versah die Bayernwacht unter ihrem Wahlspruch "Kernbayerisch und treudeutsch!" durchaus effektiv den Saalschutz der Münchner BVP. So berichtete der Völkische Beobachter am 27. März 1928 respektvoll: ein "offenbar aus der Blüte der katholischen Jünglings- und Gesellenvereine" aufgestellter Saalschutz nehme "jeden sofort beim Wickel (...), der es wagte, seinem Missfallen über diese oder jene Äußerung des Herrn Ministerpräsidenten auch nur durch einen halblauten Zwischenruf Ausdruck zu geben."

Im Laufe des Jahres 1928 betonte die BVP den Heimat- und Wehrgedanken und zielte damit auf den konservativen Teil der nationalistisch-aktivistisch eingestellten Weltkriegsjugend. So hieß es im Mitteilungsblatt der Münchner BVP im April 1928: "Unsere Ziele sind: Wecken der Liebe zur bayerischen Heimat, staatsbürgerliche und vaterländische Erziehungsarbeit, Pflege der Kameradschaft und des Geistes der Wehrhaftigkeit sowie körperliche Ertüchtigung unserer Jugend. Unser Mittel sind: Kameradschaftsabende mit vaterländischen, geschichtlichen und staatsbürgerlichen Vorträgen, gemeinsame Wanderungen, Kleinkaliberschießen sowie Leibesübungen für unsere Jungmannschaft. Unser Kampf gilt allen Feinden der Eigenstaatlichkeit unserer lieben bayerischen Heimat!"

Verstärkter Ausbau gegen Ende der Weimarer Republik

Ab Sommer 1930 setzten nach dem Bruch der Beziehungen zwischen BVP und Bayerischem Heimatschutz erstmals bayernweit Werbebemühungen für die "Partei-Sicherheits-Abteilung" (Schäffer) ein. Über den Münchner Kern (Ende 1931 knapp 700 aktive Mitglieder) hinaus entstanden Gruppen mit Schwergewicht in Oberbayern, Niederbayern und Unterfranken, nur vereinzelt in der Oberpfalz und in Schwaben. Ende Dezember 1930 gründete die BVP einen als Verein eingetragenen Landesverband der Bayernwacht.

Neben der Landesvorstandschaft gliederte sich die Bayernwacht in Ortsvereine (Kameradschaften), die in Gau- und Kreisverbänden zusammengefasst waren. Mitglied werden konnten alle über 17 Jahre alten Bayern mit christlicher und "treudeutscher" Gesinnung. Die Mannschaft war eingeteilt in eine Jungmannschaft (17 bis 30 Jahre) und eine Altherrenschaft (über 30 Jahre).

Eine erste echte Bewährungsprobe erfuhr die Bayernwacht bei der Reichspräsidenten- und Landtagwahl im Frühjahr 1932. Sie wurde in vielen Orten Bayerns als Versammlungsschutz gegen nationalsozialistische Störer aufgeboten.

1932: SA kontra Bayernwacht

Im Zuge der Aufhebung des SA-Verbotes durch Reichskanzler Franz von Papen (1879-1969) im Juni 1932 beschloss der Landesausschuss der BVP, die Bayernwacht landesweit auszubauen. Eine eigenständige Bayernwacht-Landesleitung unter dem Landesführer Hans Ritter von Lex (1893-1970) sowie Kreisstäbe wurden eingerichtet, die Mitgliederzeitschrift "Bayernwacht" erschien erstmals. Der BVP-Vorsitzende Schäffer appellierte an Bayerns "junge Söhne, um die Straße nicht einer Partei überantworten zu müssen" (Altendorfer, Schäffer, 527). Alois Hundhammer (1900-1974) und Sebastian Schlittenbauer (1874-1936) vom Christlichen Bauernverein wiesen auf das Vorbild des Revolutionsjahres 1919 hin, in dem bayerische Bauernsöhne mit der Räterepublik "in kurzer Zeit aufgeräumt" hätten (Altendorfer, Schäffer, 528, Anm. 991); Landesführer Lex bezeichnete die Bayernwacht als "Volksbewegung gegen Diktatur und Terror" (Altendorfer, Schäffer, 529). Auch die Verstärkung der Schwesterorganisation "Pfalzwacht" ging voran.

Ende 1932 verzeichneten Bayernwacht und Pfalzwacht zusammen rund 30.000 Mitglieder. Finanzmittel kamen u. a. vom jüdischen Centralverein und dem katholischen Klerus. Kooperationen ging die Bayernwacht im katholischen Kerngebiet Bayerns nicht ein; nur in der Pfalz scheint es zu einer vereinzelten Zusammenarbeit mit dem sozialdemokratischen Reichsbanner gekommen zu sein.

Aufruf, aber kein Eingreifen 1933

Seit 4. Februar 1933 befanden sich Bayernwacht und Pfalzwacht in erhöhter Alarmbereitschaft. Am 17. Februar 1933 drohte der BVP-Vorsitzende Schäffer in einem Gespräch mit Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847-1934) im Falle eines SA-Putsches in Bayern mit einem "offenen Kampf" (Altendorfer, Schäffer, 719) zwischen Bayernwacht auf der einen und SA und SS auf der anderen Seite. Ende Februar 1933 häuften sich die Zusammenstöße zwischen Bayernwacht und SA, beispielsweise in Bamberg, Forchheim, Traunstein, Erlangen, Landau a.d. Isar und in der Pfalz.

Bei der nationalsozialistischen Machtübernahme in Bayern am 9. März 1933 war die Bayernwacht vorgewarnt und in Bereitschaft versetzt. Es gab jedoch keinen Befehl zum Eingreifen. Vermutlich war sich die Bayernwacht-Führung bewusst, dass sie nach dem Ausfall der Reichswehr und Berichten über die Unzuverlässigkeit der Bayerischen Landespolizei allein zu schwach war, noch das Blatt zu wenden. Am 10. und 11. März 1933 wurden ihre Führer in Haft genommen, am 13. März 1933 verbot Lex jeglichen Widerstand und am 13. April 1933 erklärte er die Bayernwacht für aufgelöst.

Literatur

  • Otto Altendorfer, Fritz Schäffer als Politiker der Bayerischen Volkspartei 1888-1945 (Untersuchungen und Quellen zur Zeitgeschichte 2). 2 Bände, München 1993.
  • Karl Schwend, Bayern zwischen Monarchie und Diktatur. Beiträge zur bayerischen Frage in der Zeit von 1918 bis 1933, München 1954.

Weiterführende Recherche

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Empfohlene Zitierweise

Otto Altendorfer, Bayernwacht, 1924-1933, publiziert am 03.07.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bayernwacht,_ 1924-1933> (18.04.2024)