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Aktionsausschuss, 1918/19

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Der Tagungsort des Aktionsauschusses: das Wittelsbacher Palais. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv, port-011670)

von Georg Köglmeier

Als Aktionsausschuss wurden verschiedene Gremien in der Revolutionszeit in Bayern 1918/19 bezeichnet, die sich jeweils aus Vertretern mehrerer Rätegremien oder auch anderer Institutionen zusammensetzten. Ein erster Aktionsausschuss mit 21 Mitgliedern wurde am 28. November 1918 gebildet, er koordinierte die Arbeit der verschiedenen Rätegremien. Ein neuer Aktionsausschuss mit 35 Mitgliedern entstand am 21. Februar 1919. Dieser verkleinerte, ständig tagungsbereite Rätekongress wählte den Zentralrat. Während es in der I. Räterepublik keinen Aktionsausschuss gab, bestand in der II. Räterepublik (ab 13. April 1919) als Regierungsorgan ein 15- bzw. 20-köpfiger Aktionsausschuss, der aus seiner Mitte einen Vollzugsrat bildete.

Der Aktionsausschuss in der Zeit der Regierung Eisner

Einen ersten, 21-köpfigen Aktionsausschuss wählte eine Sitzung von Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräten am 28. November 1918 aus den Exekutivorganen der drei Rätegremien, die jeweils sieben Vertreter entsandten. Er diente als Koordinationsorgan dieser Räte. Sein Anspruch, die Stellung als höchste Körperschaft innerhalb der bayerischen Rätebewegung einzunehmen und auch die Regierung zu kontrollieren, blieb ohne praktische Folgen.

Der Aktionsausschuss nach der Zweiten Revolution

Ein zweiter Aktionsausschuss wurde im Rahmen der "Zweiten Revolution" am 21. Februar 1919 aus den Mitgliedern der drei Exekutivorgane und Vertretern des Revolutionären Arbeiterrats, der Gewerkschaften und der drei sozialistischen Parteien (SPD, USPD und KPD), insgesamt mindestens 35 Mitglieder, gebildet. Er stellte zusammen mit dem Zentralrat das zentrale Rätegremium in Bayern nach der Zweiten Revolution dar und war mit diesem bis zur Wahl der Regierung Hoffmann am 17. März 1919 auch im Besitz der Regierungsgewalt. Der bayerische Rätekongress wählte bis zum 6. März 1919 den Aktionsausschuss in etwas veränderter Zusammensetzung mit nun exakt 35 Mitgliedern neu und bestimmte damit zugleich die Spitzen der bayerischen Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte, d.h. ihre Exekutivorgane. Der Aktionsausschuss wiederum wählte aus seiner Mitte einen neuen Zentralrat. Nach der Vertagung des Rätekongresses fungierte der Aktionsausschuss als verkleinerter, ständig tagungsbereiter Kongress.

Die Aktionsausschüsse in der Zeit der Räterepubliken

Eugen Leviné (1883-1919) war Vorsitzender des Vollzugsrat der Kommunistischen Räterepublik in München. (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-2647)

In der ersten Räterepublik wurde kein Aktionsausschuss mehr erwähnt. In der (zweiten) kommunistischen Räterepublik wählte die Versammlung der Betriebs- und Soldatenräte auf Initiative Eugen Levinés (1883–1919) am 13. April 1919 einen 15-köpfigen Aktionsausschuss, der wiederum sogleich einen Vollzugsrat wählte und in den folgenden Tagen durch Kooption und Zuwahl erweitert wurde. Er sollte als hauptsächliches Regierungsorgan der kommunistischen Räterepublik die gesetzgebende und vollziehende Gewalt besitzen und sah sich somit als die oberste Gewalt in Bayern. Nach dem Misstrauensvotum der Betriebs- und Soldatenräte trat der gesamte Aktionsausschuss am 27. April 1919 zurück. Damit war die kommunistische Räterepublik beendet. Ein am nächsten Tag von den Betriebs- und Soldatenräten neu gewählter 20-köpfiger Aktionsausschuss konnte den nun folgenden Bürgerkrieg in München und die Niederschlagung der Räterepublik nicht verhindern: Die Rote Armee wollte sich ihm nicht unterordnen und die Regierung Hoffmann weigerte sich, mit ihm zu verhandeln. Am 1. Mai 1919, einen Tag vor dem Einmarsch der Weißen Truppen in München, löste sich der Aktionsausschuss auf.

Literatur

  • Georg Köglmeier, Die Zentralen Rätegremien in Bayern 1918/19. Legitimation - Organisation - Funktion (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 135), München 2001.

Weiterführende Recherche

Aktionsausschüsse

Empfohlene Zitierweise

Georg Köglmeier, Aktionsausschuss, 1918/19, publiziert am 26.03.2007; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Aktionsausschuss,_1918/19> (29.03.2024)