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Abensberg, Grafen von

Aus Historisches Lexikon Bayerns

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Das Wappen der Grafen von Abensberg im Scheiblerschen Wappenbuch um 1450/80. (aus: Bayerische Staatsbibliothek, Cod.Icon. 312 c., fol. 18)
Stich des Grabmals des Grafen Gebhards I. von Abensberg (gest. 1169) in der Klosterkirche von Rohr (aus: Die Grabstätten der Grafen und Reichsherren von Abensberg in Kloster Rohr und Abensberg, Abensberg 1881, Taf. I) (Bayerische Staatsbibliothek Bavar. 2530 h)
Stich des Grabmals des Grafen Johanns III. von Abensberg (gest. ca. 1476) in der Klosterkirche von Rohr (aus: Die Grabstätten der Grafen und Reichsherren von Abensberg in Kloster Rohr und Abensberg, Abensberg 1881, Taf. I) (Bayerische Staatsbibliothek Bavar. 2530 h)
Stich des Grabmals des letzten Abensberger Grafen, Niclas (gest. 1485), im Kloster Abensberg (aus: Die Grabstätten der Grafen und Reichsherren von Abensberg in Kloster Rohr und Abensberg, Abensberg 1881, Taf. III) (Bayerische Staatsbibliothek Bavar. 2530 h)
Stammtafel der Grafen von Abensberg. Ausschnitt aus: Stammtafel der Grafen Abensberg und Traun, in: Karl Hopf, Historisch-genealogischer Atlas seit Chriti Geburt bis auf unsere Zeit, Gotha 1858, Nr. 623. (Bayerische Staatsbibliothek 2 H.un. 40 m-1,1)

von Helmut Flachenecker

Seit 1170 bezeugtes Adelsgeschlecht. Den Grafen bzw. Herren von Abensberg gelang es, eine eigenständige Herrschaft zwischen Ingolstadt und Kelheim bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert zu erhalten. Ihre Stellung basierte überwiegend auf Klostervogteien, Reichsrechten und der Übernahme von bayerischen Ämtern. Die Abensberger gehörten zu den wenigen hochfreien Adelsfamilien im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern.

Anfänge und Aufstieg

Die Abensberger zählten zu denjenigen Adelssippen, die sich aufgrund ihres erfolgreichen Herrschaftsaufbaus Ende des 12. Jahrhunderts den Grafentitel zuerkannten bzw. von der Umgebung erhielten. Bei den Abensbergern ist dies um 1180 zu beobachten. Möglicherweise war ihre Nähe zu den Wittelsbachern mit ausschlaggebend.

Hinter dem Begriff Abensberger stand ein vielköpfiger regionaler Sippenverband mit den nach Abensberg (Lkr. Kelheim) und Altmannstein (Lkr. Eichstätt) bezeichneten Hauptlinien und den mit Siegenburg, Ratzenhofen (beide Lkr. Kelheim) und Rottenegg (Lkr. Pfaffenhofen an der Ilm) bestimmten Nebenlinien. Damit dürften sie wohl von den Herrn von Abenberg in Mittelfranken zu unterscheiden sein. Das früheste Auftreten der Familie im 11. Jahrhundert ist schwierig zu belegen; der als Stammvater immer wieder herangezogene 'Babo' bleibt Fiktion. Erst ab den 1170er Jahren tauchen urkundliche Belege auf: So sind Altmann und Eberhard von Abensberg seit 1171 in der Umgebung des Bayernherzogs Heinrichs des Löwen (reg. 1156-1180, 1142-1180 Herzog von Sachsen) und der bayerischen Pfalzgrafen aus dem Hause der Wittelsbacher nachweisbar; Emma Mages zählt sie zu der Gruppe der wittelsbachischen Ministerialen. Seit dem Spätmittelalter gehörten sie zu der Gruppe der Hochfreien, d. h. zu denjenigen, welche die Turnierfähigkeit besaßen.

Das von den Abensbergern geführte Wappen war schräg geteilt, vorne silber, hinten schwarz.

Territorium

Der Familienverband herrschte über ein Gebiet zwischen dem Unterlauf der Altmühl, der Donau und der Abens. Die Grundlagen hierfür bildeten Allodien und Reichs- bzw. Kirchenlehen sowie Vogteirechte, welche die Familie in Verbindung mit Forst- und Rodungsrechten zum Aufbau eines kleinen Territoriums an der Nahtstelle zwischen Ober- und Niederbayern nutzte. Sie traten als Vögte der Augustinerchorherrenstifte Rohr (Lkr. Kelheim), Paring (Gde. Langquaid, Lkr. Kelheim) und Schamhaupten (Gde. Altmannstein, Lkr. Eichstätt) auf, ferner über das Benediktinerkloster Biburg (Lkr. Kelheim). Als Bruder des Stifters des Benediktinerklosters Biburg übernahm Ulrich von Altmannstein die Klostervogtei; sie blieb bei dieser Linie bis zu deren Aussterben 1232. Abensberger besaßen Vogteien über Klosterbesitzungen von Geisenfeld, Münchsmünster (beide Lkr. Pfaffenhofen a.d. Ilm), im 15. Jahrhundert auch von Ober- und Niedermünster (Regensburg) sowie Weltenburg (Lkr. Kelheim), besonders aber von St. Emmeram in Regensburg. Die exakte Vogteiübertragung ist unbekannt, seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind die Rechte jedoch nachweisbar. Dazu gehörten im Kern die Dörfer Thann, Dünzling, Peising (alle Lkr. Kelheim) und Gebraching (Lkr. Regensburg). Bei Besitzstreitigkeiten des Regensburger Schottenklosters St. Jakob in diesem Raum mit Dritten agierten die Abensberger bisweilen als Schiedsrichter.

Die Abensberger gründeten in den 1360er Jahren ein weltliches Chorherrenstift in Essing (Lkr. Kelheim). Seit 1332 hatten sie ihre Familiengrablege im Augustinerchorherrenstift Rohr, 1456 erfolgte eine Verlegung in eine neu gestiftete Heilig-Geist-Kapelle außerhalb des dortigen Klausurbereichs. 1354 kam es dort auch zu einer Stiftung eines Siechenhauses. In Paring gehörte ihnen ein Altar in einer eigenen Kapelle mit wöchentlicher Messe für das Seelenheil der Familienangehörigen. Hinzu trat 1457 eine Seelheilstiftung an der Alten Kapelle in Regensburg.

Zwischen Reichsunmittelbarkeit und Nähe zu den bayerischen Herzögen

Der Grundstein für die spätere Reichsunmittelbarkeit der Abensberger wurde unter Ulrich III. gelegt: Aufgrund seiner Nähe zu Ludwig dem Bayern (reg. 1314-1347, seit 1328 Kaiser) und dessen Familie gewannen die Abensberger zahlreiche kaiserliche und herzogliche Privilegien, die ihnen Blutgerichtsbarkeit und Marktrechte für verschiedene Orte ihrer Herrschaft gewährten; diese (auch die herzoglichen!) Privilegien erfuhren unter Ludwigs kaiserlichen Nachfolgern wiederholt reichsrechtliche Bestätigung bzw. wurden ausgeweitet. Eine Bestätigung seiner Besitzungen und Rechte als Reichslehen erhielt schließlich Niklas von Abensberg (gest. 1485) durch Friedrich III. (reg. 1440-1493, Kaiser seit 1452) im Jahre 1477.

Die Abensberger gehörten zu den wenigen Familien, die durch das Hin- und Herwechseln zwischen Reichsunmittelbarkeit und pragmatischer Nähe zu den Wittelsbachern eine eigenständige Position an der Nahtstelle zwischen Ober- und Niederbayern halten konnten. Am bayerischen Gerichtsort Kelheim handelten sie im 14./15. Jahrhundert oftmals als Pfleger im herzoglichen Auftrag. Um den mächtigen Nachbarn nicht zu verärgern, verzichteten sie ab 1275 nach dem Aussterben der Rottenegger Linie auf den Grafentitel und nannten sich fortan "Herren von Abensberg". Mehrere Abensberger sind in bayerischen Diensten zu finden, ohne dass sie in die Landständigkeit herabgesunken wären.

Ende und Übergang an Bayern

Der letzte Abensberger, Niklas, der seinem ca. 1476 verstorbenen Vater Johann III. in dessen Rechte nachfolgte, war eine zutiefst widersprüchliche Persönlichkeit zwischen prunkvoller Zurschaustellung von adeligem Standesethos und einer großen religiösen Stiftungstätigkeit. Am 28. Februar 1485 wurde er im Rahmen einer Fehde mit den oberbayerischen Herzögen Albrecht IV. (reg. 1465-1508) und Christoph (reg. 1449-1493) erstochen. Obwohl Abensberg reichsunmittelbares Territorium war, wurde es von Bayern sofort besetzt und gegen eine nicht unerhebliche Geldsumme von König Maximilian (reg. 1486-1519, Kaiser ab 1508) im Dezember 1493 endgültig durch die Wittelsbacher erworben.

Quellenlage

Die Quellenlage ist desperat. Das Stadtarchiv Abensberg besitzt überwiegend Akten aus der kommunalen Verwaltung des 19./20. Jahrhunderts. Das Stadtmuseum Abensberg verfügt über wenige Archivalien. So muss sich das Material – sofern es nicht ediert wie etwa in den Monumenta Boica vorliegt – aus mehreren Beständen monastischer Institutionen vorwiegend des Bayerischen Hauptstaatsarchivs zusammengesucht werden, so etwa für das Augustinerchorherrenstift Rohr. Ansonsten wären im Hauptstaatsarchiv der Bestand "Gerichtsliteralien Abensberg" bzw. im Staatsarchiv Landshut jener des "Landgerichts Abensberg" für die (früh)neuzeitliche Geschichte der Region zu konsultieren.

Literatur

  • Stefan Deutinger, Biburg, in: Michael Kaufmann u. a. (Bearb.), Die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner in Bayern (Germania Benedictina II), 3 Bände, Sankt Ottilien 2014, hier Band 1, 355-364.
  • Beatrix Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung Herzog Ludwigs des Reichen von Bayern-Landshut (1450–1479) (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 97/II), München 1999, 418f.
  • Helmut Flachenecker, Abensberg (A. Dynastie – B. Grafschaften und Herrschaften – C. Residenzen), in: Werner Paravicini (Hg.), Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich (Residenzenforschung 15/IV), Ostfildern 2012, 125-129.
  • Helmut Flachenecker, Die Grafen von Abensberg, in: Ferdinand Kramer/Wilhelm Störmer (Hg.), Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben (Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte 20), München 2005, 539-562.
  • Emma Mages, Abensberg (Historischer Atlas von Bayern. Teil Altbayern 67), München 2015.
  • Emma Mages, Kelheim. Pfleggericht und Kastenvogtgericht (Historischer Atlas von Bayern. Teil Altbayern 64), München 2010, 49f., 75f., 96-100.

Quellen

Weiterführende Recherche

Verwandte Artikel

Externe Links

Empfohlene Zitierweise

Helmut Flachenecker, Abensberg, Grafen von, publiziert am 21.03.2016; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Abensberg,_Grafen_von (29.03.2024)