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Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA)

Aus Historisches Lexikon Bayerns

(Weitergeleitet von Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA))
Dr. Peter (l.), Präsident der LfA 1961-1975, mit Herrn Prof. Dr. Barbarino (1904-1999) auf einer Aufnahme aus dem Jahre 1971. Prof. Dr. Barbarino war ein maßgeblicher Initiator des Gesetzes vom 7. Dezember 1950, durch das die "Bayerische ‎Landesanstalt für Aufbaufinanzierung" (LfA) als Körperschaft des öffentlichen Rechts ‎gegründet wurde. ‎ (Foto aus: Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung [Hg.], 40 Jahre 1951-1991 Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung, München 1991, 10)
Sitz der LfA in der Königinstraße 17 in München (Foto von Rufus46 lizensiert durch CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons).
Arbeitslosenquoten in den Stadt- und Landkreisen Bayerns 1967. (LfA-Geschäftsbericht 1966, 53)
Förderungsgebiete des Bundes und des Landes in Bayern. (LfA-Geschäftsbericht 1966, 53)
Inhaberteilschuldverschreibung der LfA über 100.000 DM(Nullstück), 1990. (Quelle: Bayerisches Wirtschaftsarchiv, V 5)
Inhaberteilschuldverschreibung der LfA über 25.000 US-$(Nullstück), 1993. (Quelle: Bayerisches Wirtschaftsarchiv, V 5)

von Richard Winkler

Das 1950 gegründete staatliche Sonderkreditinstitut war zunächst für die Bearbeitung und Verwaltung aller Staatsbürgschaften für Kredite an die ‎gewerbliche Wirtschaft Bayerns verantwortlich. Schnell koordinierte die Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA) zusätzlich die Verteilung öffentlicher Förderdarlehen aus Bundes- und Landesmitteln an ‎bayerische Unternehmen. War die LfA zunächst vornehmlich auf die Unterstützung der Flüchtlingsunternehmen ausgerichtet, erweiterte sie ihr Aufgabenfeld schon bald um die Kredithilfe auch für einheimische Unternehmen. Seit Ende der 1950er Jahre wurde die Mittelstandsförderung ein zweiter Schwerpunkt ihrer Tätigkeit. Der LfA kam im Laufe ihres Bestehens auch bei großen Unternehmenskrisen Bedeutung zu, indem staatliche Kredite über die LfA an die Unternehmen weitergegeben wurden (u. a. Messerschmidt AG, Audi AG). In solchen Fällen war die Intention der Kreditvergabe auch stets die einer strukturellen Erneuerung des Unternehmens und/oder der gesamten Region (u. a. Oberfranken). Doch nicht nur in solchen Fällen trat die LfA in Erscheinung; auch bei sog. Wachstumsbranchen spielte sie eine große Rolle (u. a. Chemieindustrie), ebenso im Rahmen staatlicher Beteiligungen (u. a. Luft- und Raumfahrtindustrie).

Aufbauhilfe für Flüchtlinge

Bei Kriegsende 1945 kamen etwa 1,9 Mio. Flüchtlinge und Vertriebene nach Bayern. ‎Viele der in der alten Heimat unternehmerisch tätig gewesenen Flüchtlinge begannen ‎hier mit dem Wiederaufbau ihrer Betriebe. Um die Kreditinstitute zu einer ‎Darlehensvergabe an die kapitalbedürftigen Unternehmen zu bewegen, sicherte der ‎bayerische Staat die von den Geschäftsbanken gewährten Kredite durch ‎Staatsbürgschaften ab. ‎

Nach der Währungsreform im Juni 1948 gingen massenhaft Anträge auf staatsverbürgte ‎Flüchtlingskredite ein. Bis Anfang 1951 wurden Staatsbürgschaften für über 8.100 ‎Einzelkredite im Umfang von 98 Mio. DM bewilligt. Für deren bankmäßige Prüfung ‎war das Staatsministerium der Finanzen zuständig. Um die Behörde von den ihr ‎wesensfremden Geschäften zu entlasten, wurde auf maßgebliche Initiative von ‎Ministerialdirektor Dr. Otto Barbarino (1904-1999) durch Gesetz vom 7. Dezember 1950 die "Bayerische ‎Landesanstalt für Aufbaufinanzierung" (LfA) als Körperschaft des öffentlichen Rechts ‎gegründet. ‎

Das zunächst mit einem Grundkapital von 40 Mio. DM ausgestattete staatliche ‎Sonderkreditinstitut nahm am 1. Mai 1951 seine Geschäftstätigkeit auf. Es zeichnete ‎fortan für die Bearbeitung und Verwaltung aller Staatsbürgschaften für Kredite an die ‎gewerbliche Wirtschaft Bayerns verantwortlich. Zugleich wurde der LfA die bald ‎einsetzende Verteilung öffentlicher Förderdarlehen aus Bundes- und Landesmitteln an ‎bayerische Unternehmen übertragen. ‎

Hausbankprinzip als Geschäftsgrundlage

Gemäß dem im LfA-Gesetz verankerten Hausbankprinzip trat die LfA in der Regel nicht ‎in direkte finanzielle Beziehungen zu den geförderten Unternehmen. Sie beschränkte ‎sich auf die Funktion einer Refinanzierungsbank: Beschaffung der Fördermittel, Festlegung der Vergabebedingungen und Zinsmargen. Die Verhandlungen mit den ‎Letztkreditnehmern sowie die Ausreichung der Darlehen und die Primärhaftung blieb ‎Sache der Hausbanken. Dieser Grundsatz der Wettbewerbsneutralität trug wesentlich ‎dazu bei, anfängliche Befürchtungen der Geschäftsbanken vor einer staatlichen ‎Konkurrenz im Firmenkundengeschäft zu zerstreuen und eine gedeihliche ‎Zusammenarbeit zu gewährleisten.‎

Förderbank für die gesamte bayerische Wirtschaft

Die Entlastung der Flüchtlingsunternehmen von Kreditfinanzierungsrisiken blieb in den ‎ersten Geschäftsjahren ein wichtiges Aufgabenfeld. Gleichzeitig aber gewann die ‎Kredithilfe für einheimische Unternehmen immer größere Bedeutung. Zunächst waren es ‎restitutions-, kriegssach- und demontagegeschädigte Firmen, denen mit von der ‎Landesanstalt vermittelten staatlichen Kreditbürgschaften und Darlehen der ‎Wiederaufbau erleichtert wurde. Mitte der 1950er Jahre wandelte sich die LfA dann ‎endgültig von einer "Flüchtlingsbank" zu einem umfassenden Instrument staatlicher ‎Wirtschaftsförderung in Bayern.‎

Kritiker verstummen bald

Die ab Mitte der 1950er Jahre gestärkte Funktion der LfA als Element interventionistischer Wirtschaftspolitik traf freilich nicht auf uneingeschränkte Zustimmung. Von der bayerischen FDP, von Teilen der CSU sowie von einzelnen Wirtschaftsverbänden und -organisationen kamen durchaus kritische Töne. Aus Sicht dieser Kritiker waren öffentliche Wirtschaftsförderungskredite mit den Prinzipien der Marktwirtschaft unvereinbar und allenfalls für eine begrenzte Zeit zur Überwindung sozialer Notstände zulässig. Die Forderungen nach einer Zurückstutzung der LfA fanden aber letztlich keine Resonanz. Die bis zum Beginn der 1960er Jahre erzielten Erfolge in der Entwicklung des strukturschwachen ländlichen Raumes, an denen nicht zuletzt die LfA maßgeblichen Anteil hatte, nahm schließlich den politischen Gegnern der Förderbank den Wind aus den Segeln.

Regionalpolitische Fördermaßnahmen

Nach der Integration der Flüchtlingsbetriebe bildete die Regionalförderung von ‎strukturschwachen Gebieten einen dauerhaften Schwerpunkt in der Tätigkeit der LfA. ‎Über ein Viertel des bayerischen Staatsgebietes galt als strukturschwach. Neben traditionell gewerbearmen ländlichen Notstandsregionen waren dies vor allem die durch die ‎deutsche Teilung und den Eisernen Vorhang wirtschaftlich stark benachteiligten ‎Zonenrandgebiete im Osten und Norden des Freistaats. Noch 1957 befanden sich unter ‎den 34 ärmsten Landkreisen der Bundesrepublik 32 bayerische. ‎

Um diesen Regionen durch den Ausbau bestehender und die Ansiedlung neuer ‎Gewerbebetriebe Chancen für einen Anschluss an die allgemeine ‎Wirtschaftsentwicklung zu ermöglichen, legte der Freistaat seit 1954 regionale ‎Förderprogramme auf, die durch entsprechende Initiativen des Bundes noch ergänzt ‎wurden. Sie bestanden in langfristigen und zinsgünstigen Krediten, die über die LfA an ‎Industrie- und Handwerksbetriebe ausgereicht wurden. Auch der Tourismus profitierte von der Finanzhilfe. Kommunen und kommunale ‎Gebietskörperschaften erhielten Förderkredite für Infrastrukturinvestitionen.‎

In wirtschaftlichen Abschwungperioden – so etwa im Zuge der ersten ‎Nachkriegsrezession 1966/67, der Ölkrise 1973 und 1979 sowie später folgender ‎konjunktureller Schwächephasen – verstärkte die LfA regelmäßig ihre Förderleistungen, ‎um Firmenschließungen und der Abwanderung von Betrieben aus den industriearmen ‎Problemregionen entgegenzuwirken. Die jährlichen Darlehenszusagen mit ‎regionalpolitischer Zielsetzung lagen in den 1970er Jahren im Schnitt bei 260, in der ‎folgenden Dekade bei 830 Mio. DM. Ohne die Finanzhilfen der LfA wären die ‎arbeitsmarkt-, sozial- und regionalpolitischen Auswirkungen von Konjunktureinbrüchen ‎und des sich beschleunigenden wirtschaftlichen Strukturwandels in den wirtschaftlich ‎schwächeren Regionen Bayerns weit härter und nachteiliger ausgefallen.‎

Der Wegfall der Regionalförderung des Bundes für die bisherigen Zonenrandgebiete ‎durch die deutsche Wiedervereinigung führte zu einer Verstärkung der ‎Fördermaßnahmen der LfA. Beihilfebeschränkungen der EU-Kommission setzten dem ‎strukturpolitischen Engagement ab Mitte der 1990er Jahre jedoch zunehmend engere ‎Grenzen. ‎

Mittelstandsförderung

Den zweiten Schwerpunkt in der Geschäftstätigkeit der LfA bildete seit Ende der 1950er ‎Jahre die Förderung mittelständischer Betriebe. Aufgrund ihrer erheblichen Bedeutung ‎für Beschäftigung und Wirtschaftsleistung, die in Bayern regelmäßig zur Hälfte von ‎kleineren und mittleren Unternehmen erbracht wurde, sowie im Interesse einer ‎ausgewogenen Wirtschaftsstruktur stand die Verbesserung der Rahmenbedingungen ‎des mittelständischen Gewerbes kontinuierlich im Interesse des Staates. Die Ziele und ‎Grundsätze wurden im Mittelstandsförderungsgesetz zusammengefasst, das ‎Bayern als erstes Land der Bundesrepublik 1974 verabschiedete.‎

Um die Wettbewerbsnachteile der kleinen und mittleren Betriebe gegenüber den ‎Großunternehmen insbesondere bei der Kapitalbeschaffung auszugleichen, startete ‎‎1961 das bayerische Mittelstandskreditprogramm. Aus diesem und weiteren ‎Ergänzungsprogrammen reichte die LfA ohne regionale Einschränkung bayernweit ‎langfristige und zinsgünstige Förderkredite für gewerbliche Investitionen an ‎Mittelständler und Existenzgründer aus. Die Darlehen erreichten in den 1970er Jahren ‎im Schnitt ein jährliches Ausgabevolumen von 280, im folgenden Jahrzehnt von 670 ‎Mio. DM. Im Geschäftsjahr 1991 lagen die Darlehenszusagen mit mittelstandspolitischer ‎Zielsetzung bei knapp über einer Mrd., 1999 bei zwei Mrd. DM. ‎

Etwa 40 % der seit Ende der 1970er Jahre bis dahin bewilligten Mittelstandskredite ‎waren Existenzgründungsdarlehen für junge Unternehmer. Auf diese Weise begleitete ‎die LfA bis zur Jahrtausendwende über 65.000 Nachwuchskräfte mit Förderkrediten von ‎rund 5 Mrd. DM in die wirtschaftliche Selbständigkeit. Kreditbürgschaften und ‎Haftungsfreistellungen bildeten ein zusätzliches Förderinstrumentarium. Um ‎Mittelständlern ohne Zugang zum Kapitalmarkt haftendes Eigenkapital zur Verfügung zu ‎stellen, brachte die LfA selbst Gesellschaftskapital ein. 1983 war sie zusammen mit ihren ‎Tochtergesellschaften bei über 250 mittelständischen Unternehmen mit fast 100 ‎Mio. DM beteiligt.‎

Finanzfeuerwehr in Krisenfällen

In Krisenphasen von Großunternehmen, bei denen der Verlust von Tausenden von ‎Arbeitsplätzen auf dem Spiel stand, intervenierte der Staat häufig über Finanzhilfen ‎seiner Förderbank. Zu einer Vielzahl von Beispielen zählt die Augsburger ‎Messerschmitt AG, die 1957 vor dem Konkurs stand und mit LfA-Krediten saniert wurde. ‎Dies war eine zentrale Voraussetzung für den späteren, mit weiteren staatlichen ‎Geldern unterstützten Aufstieg des Flugzeugbauers zum führenden Luftfahrtkonzern ‎"Messerschmitt-Bölkow-Blohm" (MBB). Als der Münchner Fahrzeughersteller BMW ‎aufgrund einer verfehlten Modellpolitik 1959 mit seinen über 6.000 Beschäftigten vor der ‎Pleite stand, gelang die Sanierung nur mit massiver öffentlicher Finanzhilfe unter ‎Einschaltung der LfA. Sie stellte bis 1968 fast 90 Mio. DM an Krediten zur ‎Verfügung und sorgte damit auch für einen Erhalt des im strukturschwachen ‎Niederbayern gelegenen BMW-Standorts Dingolfing. Als es 1974 bei der Audi AG zu ‎Massenentlassungen kam, stellte die LfA für Ingolstadt ein Sonderprogramm im Umfang ‎von 20 Mio. DM für Auffanglösungen bereit.‎

Für die gefährdeten Großunternehmen der schwäbisch-fränkischen Textilindustrie legte ‎die LfA 1965 ein eigenes Kreditprogramm zur Förderung der Anpassung an den ‎verschärften internationalen Wettbewerb auf. Nach dem Konkurs des größten ‎bayerischen Textilverbunds Glöggler 1975 beteiligte sich die Bank an der Schaffung ‎von Auffanggesellschaften und trug über Kapitalbeteiligungen zur Erhaltung einzelner ‎Textilgroßbetriebe bei. Mit Staatsbürgschaften und LfA-Darlehen gelang 1961/66 die ‎Rettung der vor dem Konkurs stehenden "Papierwerke Waldhof-Aschaffenburg" (PWA), ‎an der sich die Bank schließlich mit 10 % am Aktienkapital beteiligte. Aus einem ‎‎1977 eigens eingerichteten Notfallfonds der LfA wurden allein im Krisenjahr 1982 133 ‎Mio. DM für Konsolidierungs- und Sanierungsdarlehen eingesetzt, unter anderem für ‎den kriselnden Maschinenbauer MAN. ‎

Das 1981 in Not geratene Stahlwerk Maxhütte (MH) in Sulzbach-Rosenberg (Lkr. Amberg-Sulzbach) mit 5.000 Beschäftigten konnte nur durch massive staatliche ‎Finanzhilfen unter Mitwirkung der LfA am Leben gehalten werden. Als das ‎Schwerindustrieunternehmen 1993 dennoch in Insolvenz ging, zur gleichen Zeit ‎die Region Schweinfurt infolge der hart angeschlagenen Kugellagerindustrie zur ‎Problemzone wurde und schließlich auch die oberfränkische Porzellan-, Glas- und ‎Textilindustrie mit massiven Problemen kämpfte, versuchte der bayerische Staat mit ‎zwei Aktionsprogrammen im Volumen von mehreren 100 Mio. DM und ‎zusätzlichen Kreditaktionen der LfA die konjunktur- und strukturbedingten Krisen zu ‎überwinden.‎

Förderung von Wachstumsbranchen

Mit Fördermitteln stützten der bayerische Staat und die LfA gezielt Wachstumsbranchen, ‎um die Wirtschaftskraft des Landes zu steigern und neue Arbeitsplätze zu schaffen. ‎Beispielhaft dafür steht die chemische Großindustrie. Die Ansiedlung der Erdöl- und ‎Raffinerieindustrie im Raum Neustadt a.d.Donau wurde mit Finanzhilfen der Bank ‎gefördert. Ende der 1960er Jahre rückte die "Farbwerke Hoechst AG", die durch ihre ‎Unternehmensbeteiligungen, insbesondere im südostbayerischen Chemiedreieck, stark ‎engagiert war, zum größten Bürgschafts- und Kreditnehmer Bayerns auf, weil Freistaat ‎und LfA den Ausbau der bayerischen Standorte mit Kreditbürgschaften von rund 300 ‎Mio. DM sowie Direktkrediten von über 50 Mio. DM förderten. 1988 und 1997 konnte der ‎Burghausener Chemiekonzern Wacker, der in Bayern rund 12.000 Arbeitnehmer ‎beschäftigte, mit LfA-Großkrediten in eine Umstrukturierung von Standorten sowie in ‎neue High-Tech-Verfahren investieren und dadurch seine Wettbewerbsfähigkeit ‎festigen.‎

Strategische Beteiligungen

Als Instrument zur Steigerung der Wirtschaftskraft und zur Erweiterung des staatlichen ‎Steuerungseinflusses in strategisch wichtigen Industriebereichen engagierte sich die ‎Bayerische Staatsregierung besonders unter Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU, 1915-1988, Ministerpräsident 1978-1988) in den 1980er ‎Jahren auch über die LfA massiv durch Anteilserwerb in der Privatwirtschaft. So wurde ‎die von der öffentlichen Hand im Verbund mit der LfA seit den 1960er Jahren gehaltene ‎Beteiligung an "Messerschmitt-Bölkow-Blohm" bis 1985 von 14 auf über 35 % aufgestockt, um die ‎Entwicklung der zukunftsträchtigen Luft- und Raumfahrtindustrie mitzubestimmen. Mit ‎Blick auf den Flugzeugabsatz von ‎"Messerschmitt-Bölkow-Blohm" und den Bau des Flughafens "München II" erwarb ‎die LfA im Verbund mit der Bayerischen Landesbank eine Beteiligung von über 25 % an ‎der Frankfurter Lufthansa AG. Rüstungspolitische Interessen führten zum Einstieg der ‎öffentlichen Hand mit einer 35 %-Beteiligung bei der Münchner Krauss-Maffei AG. ‎Um die Entwicklung der Film- und Fernsehindustrie zu beeinflussen, übernahm die LfA ‎‎1984 20 % am Gesellschaftskapital der Bavaria Film AG. ‎

Mit dem Regierungsantritt von Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU, geb. 1941, Ministerpräsident 1993-2007) erfolgte ab 1993 ein wirtschaftspolitischer Kurswechsel. Der von der bayerischen Staatsregierung eingeschlagene Privatisierungskurs schmälerte das Beteiligungsportfolio der LfA erheblich. Entsprechend verlor das strategische Beteiligungsgeschäft der Förderbank an ‎Bedeutung. Aus den Erlösen der Privatisierungspolitik erhielt die LfA-Gruppe jedoch neue ‎Finanzmittel zur Förderung junger technologiegetriebener Unternehmen im Rahmen der ‎‎"High-Tech-Offensive".‎

Marktaktive Förderbank

Die stetige Zunahme der Förderaufgaben und Leistungen bedingte insgesamt einen ‎Wandel der LfA von einer bloß ausführenden Wirtschaftsstützungsanstalt zu einer ‎marktaktiven Förderbank. Dieser Entwicklung wurde schließlich 1997 mit der ‎Umbenennung in "LfA Förderbank Bayern" Rechnung getragen. Der deutlich veränderte Stellenwert zeigte sich jedoch schon weit früher bei der Mittelbeschaffung.

In der Anfangszeit erhielt die Bank die für ihre Ausleihungen notwendigen Gelder fast ‎ausschließlich als Darlehen aus dem Staatshaushalt zur Durchleitung an die Wirtschaft, ‎aber schon 1967 nahm sie ihre Refinanzierungsmittel vollständig am Kapitalmarkt zu ‎Marktkonditionen selbst auf. Die aufgenommenen Gelder wurden vom Staat soweit ‎möglich durch Zuschüsse aus dem Haushalt ergänzt. Durch diese Subventionen konnten Darlehen ‎verbilligt und deutlich unter der marktüblichen Verzinsung an die Empfänger ausgereicht ‎werden. Allerdings standen nicht für das gesamte Fördervolumen staatliche Mittel zur ‎Zinsverbilligung zur Verfügung, doch konnte die Bank aufgrund der ‎Gewährträgerhaftung des Staates und ihrer entsprechend hohen Bonität am Finanzmarkt ‎bei der Mittelaufnahme stets optimale Konditionen erzielen. Aus diesen günstigen Refinanzierungsmöglichkeiten und dem ‎weitgehenden Verzicht auf eine eigene Gewinnmarge ergab sich für die Empfänger der LfA-Förderkredite stets ein Zinsvorteil.

‎1973 erhielt die Förderbank, die sich bis dahin meist über Schuldscheindarlehen am ‎Kapitalmarkt refinanziert hatte, das Emissionsrecht für eigene Schuldverschreibungen ‎und Obligationen. Ab 1980 wurden die bislang im geregelten Freiverkehr notierten ‎Emissionen der LfA für die amtliche Notierung zugelassen und damit die ‎Refinanzierungsmöglichkeiten über die Börse erheblich gestärkt. Laufende ‎Kapitalerhöhungen sorgten dafür, dass die Bank mit einem gefestigten finanziellen ‎Fundament eigenständig am Markt operieren konnte. Von 40 Mio. DM bei der Gründung ‎stieg das Eigenkapital auf 974 Mio. € 2012.‎

Gesteigertes Geschäftsvolumen

Das zunehmende Gewicht der Bank spiegelte sich deutlich im Wachstum der ‎Bilanzsumme. Sie stieg von 50,4 Mio. DM bei der Gründung auf 5,3 Mrd. DM 1975 und ‎verneunfachte sich fast bis 2012 auf 22,6 Mrd. €. In den ersten 25 Jahren ihres ‎Bestehens reichte die LfA knapp 57.000 Darlehen im Umfang von 5,8 Mrd. DM aus. Von ‎‎1976 bis 1990 kamen 24,2 Mrd. DM in rund 113.000 Einzelkrediten zur Auszahlung. Von ‎‎1991 bis 2000 bearbeitete die Förderbank über 100.000 Darlehensvergaben im ‎Gesamtvolumen von 36 Mrd. DM. Von 2001 bis 2010 schließlich wurden 9,8 Mrd. € an Krediten bewilligt. 2012 beschäftigte die LfA Förderbank Bayern 344 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.‎

Die Vorsitzenden des Verwaltungsrats der LfA
Name Lebensdaten Amtszeit
Dr. Willi Gutsmuths 1901-1981 01.05.1952-28.02.1963
Gerhard Wacher 1916-1990 01.03.1963-05.12.1966
Franz Sackmann 1920-2011 06.12.1966-10.12.1978
Anton Jaumann 1927-1994 11.12.1978-03.06.1988
Gerold Tandler geb. 1936 01.07.1988-19.10.1988
Dr. h.c. August Lang 1929-2004 18.11.1988-17.06.1993
Dr. Otto Wiesheu geb. 1944 28.06.1993-30.11.2005
Erwin Huber geb. 1946 01.12.2005-16.10.2007
Emilia Müller geb. 1951 01.11.2007-30.10.2008
Martin Zeil geb. 1956 01.12.2008-09.10.2013
Ilse Aigner geb. 1964 seit 01.10.2013
Die Vorsitzenden des Vorstands
Name Lebensdaten Amtszeit
Dr. Joseph Gebhardt 1887-1976 01.03.1951-29.02.1956
Dr. Sebastian Endres 1896-1966 01.03.1956-28.02.1961
Dr. Hans Peter 1910-1975 01.03.1961-14.01.1975
Dr. Heinz Artmann 1919-2003 01.04.1975-31.03.1985
Udo Walter 01.04.1985-10.11.1990
Dr. Rupert Pfeffer 01.05.1991-30.04.2000
Rudolf W. Schmitt 01.05.2000-31.12.2006
Michael Schneider 01.01.2007-31.12.2011
Dr. Otto Beierl seit 01.01.2012
Übersicht der neu übernommenen Bürgschaften und Haftungsfreistellungen
Bürgschaften (in Mio. €) Haftungsfreistellungen (in Mio. €)
1958-1960 16
1961-1970 27
1971-1980 98
1981-1990 143
1991-2000 438 121
2001-2013 1.152 1.568

Quelle: LfA Förderbank Bayern (Hg.), LfA Einblicke. Wir fördern Bayern, München o.J.

Darlehenszusagen Start- und Investitionskredite
Jahr Betrag in Mio. € inkl. Ergänzungsfinanzierungen
1961-1970 348
1971-1980 1.361
1981-1990 2.870
1991-2000 4.321
2001-2013 9.085

Quelle: LfA Förderbank Bayern (Hg.), LfA Einblicke. Wir fördern Bayern, München o.J.

Literatur

  • Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (Hg.), Chronik 50 Jahre LfA Förderbank Bayern, München 2001.
  • Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (Hg.), 40 Jahre Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung 1951-1991, München 1991.
  • LfA Förderbank Bayern (Hg.), 60 Jahre LfA. Einblicke, München 2011.
  • Richard Winkler, Die Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung 1951-1964, in: Christoph Daxelmüller/Stefan Kummer/Wolfgang Reinicke (Hg.), Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. Aufsätze zur Bayerischen Landesausstellung 2009 (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 57), Augsburg 2009, 160-171.
  • Volker Wöhrl, Die Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung - 25 Jahre im Dienst der bayerischen Wirtschaft, in: Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (Hg.), 25 Jahre Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung. Geschäftsbericht 1975, München 1975, 5-50.

Quellen

  • Bayerisches Wirtschaftsarchiv München (Geschäftsberichte der LfA 1951-2012).
  • LfA Förderbank Bayern (Hg.), LfA Einblicke. Wir fördern Bayern, München o.J.

Weiterführende Recherche

Externe Links

LfA Förderbank Bayern

Empfohlene Zitierweise

Richard Winkler, Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA), publiziert am 11.08.2014; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bayerische_Landesanstalt_für_Aufbaufinanzierung_(LfA) (19.04.2024)