• Versionsgeschichte

Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst

Aus Historisches Lexikon Bayerns

(Weitergeleitet von Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst)
Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst, München, Ostern 1926. Ganz vorne: Edger Rupprecht, Hans Hofmann (2.v.r.). Rechts neben dem Aktmodell Ludwig Weninger (1904-1945) Fotograf unbekannt. (Hofmann Estate, USA)
Bildbesprechung während des Sommerkurses auf Capri, um 1927. Von links nach rechts: Ernest Thurn, zwei unidentifizierte Personen, Elizabeth Foster Vytlacil, Hans Hofmann, Vaclav Vytlacil, eine unidentifizierte Person; Fotograf unbekannt. (Hofmann Estate, USA)
Maria (Miz) und Hans Hofmann in Provincetown, 1948; Fotograf unbekannt. (Hofmann Estate, USA)

von Tina Dickey

Eine der ersten Schulen für moderne Kunst, gegründet 1915 in München. Leiter war der Maler Hans Hofmann (1880-1966). Er übersiedelte 1932 in die Vereinigten Staaten, wurde dort zu einem der einflussreichsten Kunstlehrer und gilt heute als wesentliches Bindeglied zwischen der Kunst Wassily Kandinskys (1866-1944) und den Vertretern des Abstrakten Expressionismus.

Eine der ersten Schulen für moderne Kunst

Der aus dem mittelfränkischen Weißenburg stammende Maler Hans Hofmann (1880-1966) eröffnete 1915 eine der ersten Schulen für moderne Kunst, die Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst. Sie war in einem kleinen Gartenhaus in der Georgenstraße 40 in München untergebracht.

Seit 1903 hatte sich Hofmann als Maler in der Gemeinschaft von Künstlern wie Pablo Picasso (1881-1973), Georges Braque (1882-1963), Juan Gris (1887-1927) und Robert Delaunay (1885-1941) in Paris aufgehalten. Ein Berliner Mäzen, Philipp Freudenberg, unterstützte ihn in dieser Zeit finanziell. Während seines Besuchs in München 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Hofmann war gezwungen, in Deutschland zu bleiben. Er begann, als Kunstlehrer zu arbeiten.

Vision der Moderne: Hofmanns Kunsttheorie

Der Unterricht in seiner Schule ähnelte auf den ersten Blick dem jener Ateliers in München und Paris, die Hofmann selbst besucht hatte: Es gab kritische Besprechungen einzelner Akte oder Stilleben, einen "Abendakt" und einen "Obmann", der den Atelierbetrieb beaufsichtigte. Hier jedoch endeten die Übereinstimmungen: Hofmann verehrte zwar die Kompositionskunst der alten Meister, die akademischen Techniken der Linearperspektive und des Chiaroscuro sowie anatomische Studien lehnte er jedoch ab. Die Schüler entwickelten unter seiner Anleitung ein Gespür für den Raum auf der Bildfläche, der nach Hofmann Dynamik und Volumen besaß, erzeugt durch die Spannung zwischen beweglichen Ebenen und komplexe Farbkontraste.

Die Hofmann Schule wird ein internationaler Erfolg

In den ersten Jahren besuchte nicht mehr als ein Dutzend Schüler die Schule. Sommerkurse fanden zunächst im bayerischen Alpenvorland statt (Murnau, 1919; Herrsching am Ammersee, 1920; Seefeld, 1921; Hechendorf am Pilsensee, 1922; Gmund am Tegernsee, 1923), später auch in Dubrovnik (damals Ragusa, 1924). Im Winter 1920/21 entdeckten zwei US-Kriegsveteranen, die Maler Ernest Thurn (1884-1971) und Vaclav Vytlacil (1892-1984) die Schule. Sie holten vermehrt amerikanische Kunstlehrer in Hofmanns Schule, insbesondere zu den Sommerkursen in Capri (1925-1927) und St. Tropez (1928-1929). Bis 1928 hatte sich die Schule zu einem internationalen Erfolg entwickelt und zog Schüler aus Schweden, China, Finnland, Russland, England, Italien, Frankreich, der Türkei und der Tschechoslowakei an.

Übersiedelung in die Vereinigten Staaten

Die University of California in Berkeley und die Chouinard School of Art in Los Angeles luden Hofmann 1930-1931 bzw. 1931-1932 in die Vereinigten Staaten ein, um dort Sommerkurse abzuhalten. Während seines Aufenthaltes im Sommer 1932 beschloss Hofmann, der über den Erfolg der NSDAP bei den Reichstagswahlen im Juli informiert war, in den USA zu bleiben. Er unterrichtete zunächst bei der Student Art League (1932-1933) sowie zwei Sommer lang an der Thurn School of Art in Gloucester, Massachusetts (1933-1934). Parallel dazu eröffnete er zwei eigene Schulen, in New York (1933-1956) und in Provincetown (1935-1958). Die Münchner Schule stellte den Unterricht schrittweise bis Herbst 1934 ein.

Bedeutung

Seine Fähigkeit, traditionelle Elemente der Malerei in den Kontext der modernen Kunst zu übersetzen, zog Kunstlehrer des ganzen Kontinents an und hatte prägenden Einfluss auf die nordamerikanische Kunstausbildung. Hofmann, der fünf Generationen von Malern unterrichtete, führte die moderne europäische Kunst in Amerika ein. Er wurde zum Katalysator für die Kunstrichtung des Abstrakten Expressionismus und gilt heute als einer der einflussreichsten Kunsterzieher des 20. Jahrhunderts.

Literatur

  • Tina Dickey, Nexus of the new: the Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst, in: Felix Billeter/Antje Günther/Steffen Krämer (Hg.), Münchner Moderne. Kunst und Architektur der zwanziger Jahre, München/Berlin 2002, 166-181.
  • Tina Dickey, Bild und Raum: Rhythmus und Natur, in: Helmut Friedel (Hg.), Hans Hofmann. Wunder des Rhythmus und Schönheit des Raumes, Ostfildern-Ruit 1997, 89-99.
  • Helmut Friedel (Hg.), Hans Hofmann. Wunder des Rhythmus und Schönheit des Raumes, Ostfildern-Ruit 1997.
  • Peter Ruthenberg, Vergessene Bilder: 8 Studenten von Hans Hofmann, Ausst. Kat. Berlin/Franfurt am Main 1986.
  • James Yohe (Hg.), Hans Hofmann, New York 2002.

Weiterführende Recherche

Externe Links

Empfohlene Zitierweise

Tina Dickey, Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst, publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Hans Hofmann Schule für Bildende Kunst> (28.03.2024)