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Mit brennender Sorge (Enzyklika, 1937)

Aus Historisches Lexikon Bayerns

von Thomas Brechenmacher

Papst Pius XI (1857-1939). Fotografiert von Heinrich Hoffmann. (Bayerische Staatsbiliothek, Bildarchiv hoff-3073)

Die Enzyklika "Mit brennender Sorge" ist ein 1937 verfasstes Lehrschreiben Papst Pius’ XI. (1857-1939, reg. 1922-1939). Sie wendet sich gegen die christentumsfeindliche Ideologie und gegen die Ausschaltungsstrategie des Nationalsozialismus der deutschen katholischen Kirche gegenüber. Die Enzyklika wurde in deutscher Sprache auf Basis eines Entwurfs des Münchner Erzbischofs Kardinal Michael von Faulhaber (1869-1952, Erzbischof von München und Freising 1917-1952) durch Kardinalsstaatssekretär Eugenio Pacelli (1876-1958, als Pius XII. seit 1939 Papst) abgefasst. Sie wurde in den Palmsonntagsmessen (21. März) des Jahres 1937 von den Kanzeln der katholischen Kirchen in Deutschland öffentlich verlesen. Sie markierte einen Wendepunkt im Verhältnis der katholischen Kirche zum NS-Regime.

Kontext

In seinem Lehrschreiben "Mit brennender Sorge" verurteilte Papst Pius XI. gleichsam ex cathedra und an die Weltöffentlichkeit gerichtet die Grundsätze der nationalsozialistischen Weltanschauung – allen voran Führerkult, völkisches Prinzip sowie "Mythus von Blut und Rasse". Er legte die Winkelzüge der nationalsozialistischen Verhandlungstaktik gegenüber der Kirche seit 1933 bloß. Er appellierte abschließend an die katholische Jugend, die Priester und Ordensleute sowie an die Laien in Deutschland, trotz aller Bedrückungen durch den NS-Terror fest zu den Glaubensgrundsätzen der Kirche zu stehen.

Die Enzyklika bildet einen Höhepunkt im angespannten Verhältnis der katholischen Kirche gegenüber dem NS-Staat, mit der die bisherige Strategie des Heiligen Stuhls und des deutschen Episkopats, dem kirchlichen Leben in Deutschland unter den Bedingungen des totalitären NS-Regimes durch Verhandlungen Freiheitsräume zu sichern, mit großem öffentlichem Echo als gescheitert erklärt wurde. Das Verhältnis zwischen Kirche und NS-Staat stand fortan unter dem Eindruck dieses Vorfalls.

Bischöfe und Pfarrer verlasen in Deutschland am Palmsonntag (21. März 1937) die Enzyklika während der Gottesdienste. In einer Geheimaktion waren die Druckvorlagen zuvor nach Deutschland gebracht und vervielfältigt worden. Verlesung und Verteilung der Enzyklika erregten in Deutschland große Aufmerksamkeit und schwächten das Ansehen des NS-Regimes nach außen.

Auch wenn die Enzyklika den Eindruck eines päpstlichen Zornausbruches vermittelte, war sie doch das Ergebnis einer längeren Entwicklung und einer sorgfältigen Vorbereitung sowohl in Abstimmung mit dem deutschen Episkopat als auch im Reflexionsgrad ihrer theologisch-dogmatischen und politischen Inhalte.

Vorgeschichte

Bereits vor der "Machtergreifung" war das Verhältnis der katholischen Kirche zur nationalsozialistischen Bewegung von erklärter Distanz gekennzeichnet, obwohl die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) auf ein in ihrem Grundsatzprogramm von 1920 festgehaltenes "positives Christentum" verwies. Die Pastorale Anweisung der bayerischen Bischöfe vom 10. Februar 1931 betrachtete die NS-Ideologie als unvereinbar mit den katholischen Glaubensgrundsätzen. Eine Verlautbarung der Fuldaer Bischofskonferenz vom August 1932 erklärte die Mitgliedschaft von Katholiken in der NSDAP und ihren Organisationen für unzulässig. Die weltanschaulichen Prinzipien und der Alleinherrschaftsanspruch des Nationalsozialismus wurden als unvereinbar mit dem Christentum zurückgewiesen. Um die Zustimmung des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei (BVP) für das Ermächtigungsgesetz zu erreichen, versicherte Adolf Hitler (NSDAP, 1889-1945, Reichskanzler 1933-1945) in seiner Regierungserklärung am 23. März 1933, den neuen Staat auf der Grundlage der christlichen Bekenntnisse zu errichten. Daraufhin schränkten die Bischöfe die Unvereinbarkeitserklärung von 1932 ein.

Allerdings griff der nationalsozialistische Terror schon bald auch auf die katholische Kirche und die ihr nahestehenden Verbände und Einrichtungen über. Dies veranlasste Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli (1876-1958, als Pius XII. seit 1939 Papst) Anfang April 1933, auf ein Angebot von Vizekanzler Franz von Papen (1879-1969) einzugehen und Verhandlungen über ein Reichskonkordat aufzunehmen. Den Heiligen Stuhl lenkte dabei, in Absprache mit führenden Vertretern des deutschen Episkopats, die Idee, das kirchliche Leben in Deutschland völkerrechtlich abzu­sichern, um auch unter den Vorzeichen eines totalitären Staates bestehen zu können. Inhalt­lich ging es vor allem darum, Religionsunterricht und Bekenntnisschule zu schützen sowie das katholische Vereins- und Verbandsleben der Gleichschaltung zu entziehen. Als Gegenleistung sicherte der Heilige Stuhl dem Deutschen Reich zu, die Mitglied­schaft von Priestern und Ordensangehörigen in politischen Parteien zu untersagen. Dabei nahm er in Kauf, dass das Reichskonkordat von den Nationalsozialisten propagandistisch als internationaler Anerkennungserfolg dargestellt und zur Legitimation des Regimes genutzt wurde – eines der Hauptmotive Hitlers, den Vertrag zum Abschluss zu bringen.

Bereits während der Ver­handlungen zum Reichskonkordat häuften sich Übergriffe auf Priester, katholische Einrichtungen, Organisationen und Veranstaltungen durch Parteigliederungen ebenso wie durch die Polizei und ließen auch nach Abschluss des Konkordats nicht nach. Gewaltanwendung auf den unteren bei erklärter bzw. vorgetäuschter Gesprächsbereitschaft der obersten Ebene kennzeichnete auch nach der Unterzeichnung des Konkordats das Verhalten des NS-Staates gegenüber der katholischen Kirche. So war die Phase bis zur Errichtung des Reichskirchenministeriums im Juni 1935 einerseits geprägt von meist in Rom geführten Verhandlungen über die Auslegung und Ausführung des Reichskonkordates vor allem in Bezug auf die Freiheit der katholischen Vereine und Verbände, andererseits von diploma­tischem Protest, Noten des Vatikans und Eingaben der Bischöfe gegen die anhaltenden Konkordatsverletzungen. Beides blieb ohne greifbare Ergebnisse.

Das Jahr 1935 markiert durch die Einrichtung des Reichskirchenministeriums unter Hanns Kerrl (NSDAP, 1887-1941, Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten 1935-1941) einen Einschnitt in der Kirchenpolitik des NS-Regimes. Dem bisher zuständigen Reichsinnenministerium und dessen noch halbwegs moderaten Beam­ten wurden die entsprechenden Kompetenzen entzogen und auf einen NS-Funktionär ohne Sachkenntnis übertragen. Sukzessive ging der NS-Staat von der Gleichschaltungs- zu einer Ausschaltungs- und Marginalisierungsstrategie über. Immer deutlicher wurde erkennbar, dass das eigentliche Ziel nationalsozialistischer Kirchenpolitik in der "Endlösung der religiösen Frage" und nicht in Kompromissen bestand. Darauf deuteten auch die verschärften antikirchlichen Aktionen des Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda hin.

Seit Frühjahr 1935 denunzierte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels (NSDAP, 1897-1945, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda 1933-1945) auf Basis von Devisenprozessen gegen Ordenseinrichtungen die katholische Kirche öffentlichkeitswirksam als "Volks­schädling". Ein Jahr später entfachte er aus einer Reihe von Sexualvergehen in Klöstern eine weitere Kampagne gegen die Kirche insgesamt, unter dem pauschalen Vorwurf "sittlicher Verderbtheit". Eine bischöfliche Initiative, im Januar 1936 den abgerissenen Faden der Verhandlungen, diesmal mit Minister Kerrl, wieder anzuknüpfen, schlug ebenso fehl wie ein Besuch Kardinal Faulhabers bei Hitler auf dem Obersalzberg im November 1936.

Innerhalb des deutschen Episkopats hatten sich – ungeachtet der Ablehnung des National­sozia­lismus im Grundsätzlichen – von Anfang an unterschiedliche Auffassungen über die Art des Umgangs mit dem Regime herausgebildet. Während etwa der Vorsitzende der Fuldaer Bischofskonferenz, der Breslauer Erzbischof Adolf Kardinal Bertram (1859-1945, Erzbischof von Breslau 1914–1945, Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz 1920–1945), oder der Osna­brücker Bischof Wilhelm Berning (1877-1955, Bischof von Osnabrück 1914–1955) einer Politik der hartnäckigen, aber nicht­ öffentlichen Eingaben an die Reichsregierung zuneigten, standen die Kardinäle von München und Köln, Faulhaber und Karl Joseph Schulte (1871-1941, Erzbischof von Köln 1920–1941), der Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen (1878-1946, Bischof von Münster 1933–1946) sowie der dem Bistum Berlin vorstehende Konrad Graf von Preysing (1880-1950, Bischof von Berlin 1935–1950) für ein konfrontativeres, stärker in die Öffentlichkeit ausstrahlendes Agieren. Einig waren sich die Bischöfe aber im August 1936 in ihrem Wunsch, der Papst möge öffentlich Stellung nehmen. Faulhaber rückte aufgrund seiner Unterredung mit Hitler und seines daran anschließenden kirchenpolitischen Leitreferats auf der Plenarversammlung der Bischofskonferenz Anfang Januar 1937 in eine Führungsrolle unter den Bischöfen.

Engere Entstehungsgeschichte Faulhaber und Pacelli

Im Vatikan konvergierte der Wunsch des deutschen Episkopats mit einer bereits seit 1934 anhaltenden Linie der kritischen Prüfung nationalsozialistischer und völkischer Ideologeme, die einerseits zur Indizierung von Alfred Rosenbergs (NSDAP, 1893-1946) "Mythus des XX. Jahrhunderts" (Februar 1934), andererseits zu Debatten über die geeignete Form einer Verurteilung zentraler "Häresien der Zeit" geführt hatte. Als solche wurden identifiziert: Kult um Rasse und Blut, (Hyper-)Nationalismus und Totalitarismus. Zu den großen materialistisch-atheistischen Bedrohungen der Zeit wurden außerdem Kommunismus und Sozialismus gezählt. Deshalb ist die Enzyklika "Mit brennender Sorge" stets auch in einen Gesamtzusammenhang mit den fast gleichzeitigen Enzykliken "Divini redemptoris" (19. März 1937, gegen den Kommunismus) und "Firmissimam constantiam" (28. März 1937, gegen die revolutionäre Gewalt in Mexiko) zu setzen.

Nicht nur aus dem deutschen Episkopat trafen im Vatikan Bitten um ein päpstliches Wort ein. Bereits im Juli 1936 hatte der Generalsuperior der Steyler Missionare (SVD), Pater Josef Grendel (1878-1951), Pacelli eindringlich gebeten, eine Enzyklika gegen den "dämonische[n] Geist der Unheiligkeit" anzuregen, "der die heutige Welt und Menschheit vergiftet." Die eindringliche Metaphorik der in Grendels Schreiben verwendeten Formulierung, "brennendste Sorge um die Zukunft des Glaubens und der Gläubigen in [...] Deutschland" habe ihn dazu veranlasst, seine Gedanken vorzutragen, mag sich Pacelli durchaus so stark eingeprägt haben, dass er bei der Endredaktion des Textes – bewusst oder unbewusst – auf sie zurückkam.  

Die engere Entstehungsgeschichte der Enzyklika beginnt indessen mit einem Krisentreffen der Kardinäle Bertram, Schulte, Faulhaber sowie der Bischöfe Preysing und Galen im Vatikan, zu dem Pacelli für Mitte Januar 1937 eingeladen hatte. Obwohl ergebnisoffen geplant, kristallisierte sich in den teils am Krankenlager des gesundheitlich bereits stark angegriffenen Papstes abgehaltenen Sitzungen der mehrheitlich nicht (mehr) zum Appeasement geneigten Bischöfe schnell heraus, dass ein päpstliches Wort die ultima ratio war. Den ersten Textentwurf schrieb Faulhaber im Auftrag Pacellis zwischen dem 18. und 21. Januar noch in Rom im deutschen Priesterkolleg Santa Maria dell’Anima nieder. Am Beginn des Faulhaber-Entwurfs steht die Formel "Mit großer Sorge" – eine Steilvorlage für Pacelli, der von hier aus zur Endformulierung "Mit brennender Sorge" fand.

Doch nicht nur für die Eingangsformulierung zeichnete Kardinalstaatssekretär Pacelli verantwortlich. Beraten u. a. durch den polnischen jesuitischen Ordensgeneral Wladimir Ledóchowski (1866-1942) und in Abstimmung mit dem Papst selbst, übernahm Pacelli die von Faulhaber vorgeschlagenen Inhalte ebenso wie dessen Gliederung. Er erweiterte den Entwurf jedoch in wichtigen Punkten und prägte den scharf anklagenden, die Kirchenpolitik des NS-Regimes anprangernden und dessen rassistisches Welt- und Men­schen­bild verurteilenden Charakter der Endfassung. Ungeachtet der Vorarbeit Faulhabers und des nominell "sprechenden" Papstes Pius XI. ist die Enzyklika in ihrer Endgestalt eine Enzyklika Pacellis.

Politischer und dogmatischer Gehalt

Im Eingangsteil rekapituliert die Enzyklika die Jahre seit dem Abschluss des Reichskonkordats am 20. Juli 1933. Sie hält als Erkenntnis aus den zahlreichen gescheiterten diplomatischen Bemühungen fest – übrigens ohne den Terminus "Nationalsozialismus" auch nur ein einziges Mal zu nennen – , dass die Regierungsverantwortlichen in Deutschland "von Anfang an kein anderes Ziel kannten als den Vernichtungskampf". Dies ergebe sich folgerichtig aus deren "grundsätzlicher Feindschaft gegen Christus und seine Kirche".

Im zweiten Teil folgt eine intensive dogmatische Auseinandersetzung mit den biologistisch-rassistischen Lehren des Nationalsozialismus, insbesondere der Verabsolutierung von Rasse und Volk, der Propagierung eines germanischen Schicksalsglaubens oder Neuheidentums und des Führerkults. Das national­nalsozialistische Prinzip, "Recht ist, was dem Volke nützt", führe in einen ewigen Kriegs­zustand zwischen den verschiedenen Nationen und missachte die gottgegebenen Persön­lich­keitsrechte jedes einzelnen Menschen. "Nur oberflächliche Geister können der Irrlehre ver­fallen, von einer nationalen Religion zu sprechen, können den Wahnversuch unternehmen, Gott, den Schöpfer aller Welt [...], in die Grenzen eines einzelnen Volkes, in die blutmäßige Enge einer einzelnen Rasse einkerkern zu wollen." Die göttliche Offenbarung kenne "keinen Ersatz und keine Ablösung durch die willkürlichen 'Offenbarungen', die gewisse Wortführer der Gegenwart aus dem sogenannten Mythus von Blut und Rasse her­leiten wollen."

Den "willkürlichen Offenbarungen" setzt die Enzyklika die wahre, göttliche Offenbarung entgegen, den aus ihr folgenden "reinen Gottesglauben", "reinen Christusglauben", "reinen Kirchenglauben", den "Glauben an den Primat", das Verbot, "heilige Worte" umzudeuten sowie das Gebot, "Sittenlehre und sittliche Ordnung" anzuerkennen auf der Basis des sich aus dem göttlichen Recht als Naturrecht ableitenden Bildes des als Persönlichkeit mit gottgegebenen Rechten unveräußerlich ausgestatteten Menschen. Zur göttlichen Offenbarung zählt die Enzyklika ausdrücklich auch die "heiligen Bücher des Alten Bundes". "Wer die biblische Geschichte und die Lehrweisheit des Alten Bundes aus Kirche und Schule verbannt sehen will, lästert das Wort Gottes." Das war zwar kein offener Protest der Kirche gegen die Judenverfolgung, aber doch immerhin ein Bekenntnis zum untrennbaren Zusammenhang von Judentum und Christentum.

Unmittelbarer Eindruck, Repressalien, Nachwirkung

Hunderttausende Exemplare der Enzyklika wurden im Geheimen gedruckt und nach der Kanzelverlesung am 21. März 1937 sowie in den Tagen danach verteilt - meist unter der Hand. Die Enzyklika erschien parallel auf Deutsch und Italienisch im "Osservatore Romano" und wurde in allen weiteren großen europäischen Sprachen verbreitet. Der düpierte Repressionsapparat des NS-Staates schlug hart zurück: Vervielfältigung und Verbreitung der Enzyklika wurden untersagt, Exemplare beschlagnahmt; insgesamt zwölf Druckereien im Reichsgebiet wurden geschlossen und enteignet. In München traf dieses Schicksal die Firma Höfling und ihren Eigentümer Valentin Mayer (1892-1972). Die Druckerei hatte im Auftrag des Erzbischöflichen Ordinariats rund 45.000 Exemplare der Enzyklika hergestellt. Das Regime ließ aber auch diözesane Einrichtungen durchsuchen und verhängte Erscheinungsverbote über kirchliche Presseorgane. Abermals verschärfte sich die antikirchliche Propaganda, und eine neue Welle der "Sittlichkeitsprozesse" wurde angestoßen.

Ungeachtet des Terrors empfanden viele Katholiken die Enzyklika "geradezu wie eine Befreiung" (Galen), als Demonstration von Stärke und Einigkeit. Durch sie wurde manifest, dass die Weltkirche den Katholiken in Deutschland den Rücken stärkte. Für das NS-Regime bedeutete die Enzyklika nicht weniger als eine weltweit gehörte Anklage, die sein Prestige empfindlich schwächte. Trotzdem konnte die unmittelbare nationale wie internationale Wirkung nicht in nachhaltigere Ergebnisse umgemünzt werden. Das lag auch daran, dass die Kirche die hier öffentlich artikulierte Konfrontation nicht konsequent weiterführte. Eine vom Heiligen Stuhl im Sommer 1937 ins Auge gefasste verschärfte internationale Kampagne gegen den Nationalsozialismus blieb aus, nicht zuletzt auf Anraten Kardinal Faulhabers, der vor unberechenbaren Folgen für Kirche und Katholiken in Deutschland warnte. "Mit brennender Sorge" hatte die unüberbrückbare Distanz zwischen katholischer Kirche und Nationalsozialismus auf eindrucksvolle Weise und für alle Welt sichtbar erklärt. Vor der Konsequenz des offenen Bruchs, etwa in Form des Abbruchs der diplomatischen Beziehungen, schreckte der Heilige Stuhl jedoch aus Rücksicht auf die Situation in Deutschland zurück.  

Literatur

  • Fabrice Bouthillon/Marie Levant (Hg.), Pie XI, un pape contre le nazisme? L'encyclique "Mit brennender Sorge" (14 mars 1937). Actes du colloque international de Brest, 4-6 juin 2015, Brest 2016.
  • Thomas Brechenmacher, Die Enzyklika "Mit brennender Sorge" als Höhe- und Wendepunkt der päpstlichen Politik gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland, in: Rupert Graf Strachwitz (Hg.), Christen und Nationalsozialismus. Andechser Betrachtungen, München 2011, 26-74.
  • Thomas Brechenmacher: Der Heilige Stuhl und die totalitären Ideologien. Die März-Enzykliken von 1937 in ihrem inneren Zusammenhang, in: Historisches Jahrbuch 133 (2013), 342-364.
  • Robert Leiber, Mit brennender Sorge, in: Stimmen der Zeit 169 (1961/62), 417-436.
  • Angelo Martini, Il Cardinale Faulhaber e L’Enciclica "Mit brennender Sorge", in: Archivum Historiae Pontificiae 2 (1964), 303-320.
  • Angelo Martini, Il card. Faulhaber e l’Enciclica di Pio XI contro il nazismo, in: La Civiltà Cattolica 1964, 421-432.
  • Heinz-Albert Raem, Pius XI. und der Nationalsozialismus. Die Enzyklika "Mit brennender Sorge" vom 14. März 1937 (Beiträge zur Katholizismusforschung, Reihe B: Abhandlungen), Paderborn u. a. 1979.
  • Peter Rohrbacher: Die Enzyklika "Mit brennender Sorge", Zollschan, Pacelli und die Steyler Missionare, in: Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 109 (2014), 198–225.
  • Franz X. Schmid, Verborgener Inspirator. Bischof Joannes Baptista Sproll und die Enzyklika "Mit brennender Sorge" von Papst Pius XI., Lindenberg/Allg. 2019.
  • Ludwig Volk: Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Ausgewählte Aufsätze, hg. von Dieter Albrecht, Mainz 1987.
  • Rudolf Voderholzer, Die Enzyklika "Mit brennender Sorge", in: Peter Pfister/Susanne Kornacker/Volker Laube (Hg.), Kardinal Michael von Faulhaber 1869-1952. Eine Ausstellung des Archivs des Erzbistums München und Freising, des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und des Stadtarchivs München zum 50. Todestag (Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns 44), München 2002, 311-321.
  • Hubert Wolf, "Wechsel in der Kampftaktik"? 75 Jahre nach der Enzyklika "Mit brennender Sorge", in: Stimmen der Zeit 230 (2012), 241-252.

Quellen

Weiterführende Recherche

Mit brennender Sorge

Empfohlene Zitierweise

Thomas Brechenmacher, Mit brennender Sorge (Enzyklika, 1937), publiziert am 11.11.2019; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Mit_brennender_Sorge_(Enzyklika,_1937)>