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Literatur in Franken (Spätmittelalter)

Aus Historisches Lexikon Bayerns

Horst Brunner

Wichtigstes literarisches Zentrum Frankens war bis ca. 1400 die Bischofsstadt Würzburg, die in dieser Funktion dann von der Reichsstadt Nürnberg abgelöst wurde. Überliefert ist ein breites Spektrum literarischer Gattungen: Verserzählungen, Romane, Lehrgedichte, mystische Texte, Erbauungsliteratur, Meistergesang, politische Dichtung, Spruchdichtung, Fastnachtspiele, Sachliteratur. Sprachen waren Deutsch und Latein. Die wichtigsten spätmittelalterlichen fränkischen Autoren waren Konrad von Würzburg (gest. 1287), Hugo von Trimberg (gest. nach 1313), Michael de Leone (gest. 1355), Hans Rosenplüt (gest. 1460), Albrecht von Eyb (1420-1475), Hans Folz (gest. 1513) und Ludwig von Eyb (1450-1521).

Grundzüge

(Ost-) Franken (Francia orientalis), seit dem Hochmittelalter das Gebiet der Bistümer Eichstätt, Würzburg und Bamberg, war eine der zentralen Literaturlandschaften des Mittelalters. Bereits aus althochdeutscher Zeit (8.–frühes 11. Jahrhundert) liegen hier bedeutende Schriftdenkmäler vor, die vor allem in Fulda, daneben in Würzburg entstanden. Den Beginn der frühmittelhochdeutschen Literatur markiert das um 1060 in Bamberg entstandene "Ezzolied"; um 1200 wirkte in Franken unter anderem der Lieddichter und Epiker Wolfram von Eschenbach (gest. um 1220). In spätmittelalterlicher Zeit, die literaturgeschichtlich von etwa 1250 bis zur Reformation reicht, waren zunächst Würzburg, dann Nürnberg von herausragender Bedeutung; Bamberg und der Hof des Markgrafen von Ansbach spielten eine Nebenrolle. Adlige Auftraggeber waren in der politisch dezentralisierten Region ohne zentralen weltlichen Fürstenhof von untergeordneter Wichtigkeit.

Würzburg

Idealisierte Darstellung des Konrad von Würzburg in der "Großen Heidelberger Liederhandschrift" (Codex Manesse). (Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, fol. 383r)
Erwähnung von Walter von der Vogelweide im Hausbuch des Michael de Leone (Würzburger Liederhandschrift). (Universitätsbibliothek München, Cim. 4 [= 2° Cod. ms. 731], fol. 191v)

In Würzburg war um 1230 Walther von der Vogelweide begraben worden. Um diese Zeit, wohl gegen 1235, wurde hier Konrad von Würzburg (gest. 1287) geboren, einer der bedeutendsten Autoren des deutschen Spätmittelalters. Konrads frühestes datierbares Werk ist die Verserzählung "Der Schwanritter", die vermutlich 1257/58 im Auftrag Graf Ludwigs III. von Rieneck (gest. 1289) entstand. Um diese Zeit ging Konrad zunächst an den Niederrhein. Vermutlich im Auftrag oder durch Vermittlung der Grafen von Kleve schrieb er hier das politische Propagandagedicht für König Richard von Cornwall (dt. König 1257-1272), "Das Turnier von Nantes"; ferner verfasste er den kleinen Roman "Engelhard". Seine weiteren Gönner fand Konrad, der sich um oder bald nach 1260 in Basel niederließ, dort und in Straßburg. Er schuf seit dieser Zeit eine große Zahl von Werken unterschiedlicher Gattungen, darunter das Marienlobgedicht "Die goldene Schmiede" und den großen Roman "Trojanerkrieg". Während der Arbeit an diesem Werk starb Konrad am 31. August 1287 in Basel.

Ein weiterer herausragender Romanautor war Johann von Würzburg, der 1314 im Auftrag der Grafen von Hohenberg-Haigerloch (bei Tübingen) den bis in das 16. Jahrhundert hinein beliebten, genealogisch fundierten Abenteuerroman "Wilhelm von Österreich" abschloss, der auch ein begeistertes Lob der fränkischen Heimat des Autors enthält.

Unbekannt ist der Verfasser des um 1330/40 in oder bei Würzburg entstandenen Gedichts "Die Minneburg", der umfassendsten und bedeutendsten Minnelehre des deutschen Mittelalters. Kurze Verserzählungen schrieben um und bald nach 1300 Ruprecht von Würzburg ("Die zwei Kaufleute") und ein Autor, der sich "Armer Konrad" nennt ("Frau Metze").

Würzburgs Rang als Literaturstadt im 14. Jahrhundert macht jedoch vor allem Michael de Leone (um 1300–1355) aus. Michael wirkte nach juristischem Studium in Bologna ab 1328 in seiner Vaterstadt, zunächst als kaiserlicher Notar, dann als bischöflicher Protonotar und Scholaster der Schule des Neumünsters, dessen Kleriker er war. Den Großen Löwenhof (Dominikanergasse 6), nach dem er sich nannte, erwarb er 1332. Michael legte zwei Sammlungen an, das "Manuale" und das "Hausbuch", in die er deutsche und lateinische Texte unterschiedlicher Art, darunter zahlreiche Unica, eintragen ließ. In einem Teil des "Hausbuchs" findet sich eine bedeutende Sammlung von Minneliedern Reinmars des Alten (fälschlich auch Reinmar von Hagenau, gest. vor 1210) und Walthers von der Vogelweide (Minneliederhandschrift E, "Würzburger Liederhandschrift"); unter den Sachtexten ist das "Buch von guter Speise", das älteste deutsche Kochbuch, hervorzuheben.

Zur Sachliteratur zählen auch das in Würzburg vermutlich um 1280 verfasste, vielfach überlieferte und in fremde Sprachen übersetzte "Arzneibuch" Ortolfs von Baierland (gest. um 1300) und das ursprünglich lateinische, bald ins Deutsche übersetzte "Pelzbuch" (vor 1300) Gottfrieds von Franken (gest. um 1300) - ein Handbuch zu Fragen des Weinbaus und des Obstanbaus.

Nicht zuletzt wohl bedingt durch die Ereignisse und Folgen des Würzburger Städtekriegs 1397 bis 1400, die neben anderen Bernhard von Uissigheim (Utzingen) aus bischöflicher Sicht in politischen Ereignisgedichten beschrieb – sie wurden von einem Unbekannten 1527 als zusammenhängende Dichtung veröffentlicht ("Vom Würzburger Städtekrieg") –, verlor Würzburg nach 1400 seine literaturgeschichtliche Bedeutung. Im 15. Jahrhundert sammelte und schrieb der Franziskaner Johannes Sintram (um 1380–1450) eine große Zahl geistlicher Handschriften, die er seinem Kloster übergab. Der Autor der Beschreibung einer Jerusalemreise in den Jahren von 1417/18 - überliefert unter dem nicht zutreffenden Namen "Stephan von Gumpenberg", - ist unbekannt. Historiographische Aufzeichnungen finden sich in Würzburg selten; am bedeutendsten ist die über längere Zeit unter anderem von Siegfried von Bacharach (belegt 1475–1505) geführte "Ratschronik". Um 1500 betätigten sich als humanistisch gebildete Übersetzer (Apuleius, Lukian, Plutarch) die bischöflichen Sekretäre Johann Sieder (erw. 1479-1502) und Johann Pfeiffelmann (gest. ca. 1527). Gleichfalls am Humanismus orientiert war Hiermonymus Schenck von Siemau (gest. vor 1527), Verfasser eines Traktats über Kindererziehung (erschienen 1502) und anderer Schriften.

Reiterdarstellung als Titelblatt einer Renner-Handschrift des 15. Jahrhunderts. Der Reiter gilt als Sinnbild der Dichtung. (Bayerische Staatsbibliothek Cgm 7375, fol. 1)

Bamberg

Albrecht von Eyb, Das Ehebüchlein, Augsburg 1517. Das Titelblatt zeigt den Verfasser. (Staatsbibliothek Bamberg, RB.Inc.typ.N.1)

Am Bamberger Kollegiatstift St. Gangolf in der Teuerstadt wirkte ab etwa 1260 der um 1235 in dem heute zur Gemeinde Niederwerrn gehörenden Oberwerrn bei Schweinfurt geborene, nach 1313 verstorbene Schulrektor Hugo von Trimberg. Hugo verfasste lateinische und deutsche Schriften, die allesamt Bezug auf seine Lehrtätigkeit haben. In lateinischer Sprache schrieb er unter anderem ein Heiligenkalendergedicht, eine Schulliteraturgeschichte, eine Sammlung mit Erzählungen als Hilfsmittel für Prediger. Sein Nachruhm beruht indes auf dem umfangreichen, überaus verbreiteten deutschen Lehrgedicht "Der Renner" (abgeschlossen 1300), einem enzyklopädischen Haus- und Realienbuch.

Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts machte Bamberg dann literaturgeschichtlich wieder von sich reden. Damals wirkte hier zeitweise Albrecht von Eyb (1420–1475), Domherr in Eichstätt, Würzburg und Bamberg, ein in Italien ausgebildeter Gelehrter, der einer der führenden Vertreter des deutschen Frühhumanismus war. Bei seinem Bamberger Aufenthalt 1452 schrieb er in lateinischer Sprache unter anderem ein Lob Bambergs. Nach seiner endgültigen Rückkehr aus Italien 1459 ließ Albrecht sich in Eichstätt nieder, war jedoch in ganz Franken juristisch tätig. Neben lateinischen Schriften verfasste er auch deutsche Werke sowie Übersetzungen lateinischer Dichtungen (unter anderem zweier Komödien von Plautus).

Nürnberg

In Nürnberg entstand ab dem Beginn des 14. Jahrhunderts eine beinahe unübersehbare Fülle deutscher und lateinischer Texte unterschiedlicher Art.

Am Anfang der Nürnberger Literaturgeschichte stehen die seit dem frühen 14. Jahrhundert im Dominikanerinnenkloster Engelthal aufgezeichneten mystischen Texte. Wichtigste Autoren waren Friedrich Sunder (1254-1328), Christine Ebner (1277-1356) und Adelheid Langmann (1306-1375). Um 1385 entstand die älteste Fassung der Legende des Stadtheiligen St. Sebald; um 1400 wurde im Dominikanerkloster "Der Heiligen Leben", das größte und erfolgreichste deutsche Legendar des Spätmittelalters, zusammengestellt. Ebenfalls vorwiegend dominikanische Autoren verfassten zahlreiche deutsche Predigten. Auf weitere geistliche Autoren gehen Übersetzungen, Erbauungstraktate, Kommentare sowie Kloster- und Ordenschroniken zurück. So war etwa die berühmte Klarisse Caritas Pirckheimer (1467-1532) Mitverfasserin einer Chronik ihres Klosters. Herausragend waren der Kartäuser Erhart Groß (um 1400-um 1450), dessen bekanntestes Werk, "Grisardis", die Umarbeitung einer auf Giovanni Boccaccio (1313-1375) zurückgehenden Novelle in einen Traktat darstellt, sowie der Franziskaner Stephan Fridolin (um 1430-1498), der mit seinem 1491 bei Anton Koberger (gest. 1513) gedruckten "Schatzbehalter" ein beliebtes Erbauungswerk schrieb.

Titelblatt von Hans Rosenplüt, Ein loeblicher Spruch von der erentreichen Stadt Bambergk, Bamberg, 1491. (Bayerische Staatsbibliothek, 4 Inc.s.a. 1692 m)
Titelblatt von Hans Folz, Item von dreyen studenten die vm ein aller schonste wirtin pulten, Nürnberg, 1480. (Bayerische Staatsbibliothek, Rar. 183)

Mitglieder des Patriziats betätigten sich literarisch in erster Linie als Verfasser sog. Geschlechterbücher, in denen vor allem die Herkunft und Genealogie der Familien und Besitzrechte festgehalten wurden. Das älteste Buch dieser Art schuf ab 1360 Ulman Stromer (1329-1407); weitere Geschlechter-, Gedenk-, Haushalts- und Wirtschaftsbücher stellten unter anderem Niklas Muffel (hingerichtet 1469), Lazarus Holzschuher d. Ä. (1472-1523) und Anton II. Tucher (1458-1524) zusammen. Auch als Autoren von Reise- und Pilgerberichten nach Jerusalem, Santiago de Compostela und Rom begegnen vielfach Mitglieder der Oberschicht.

Chronikalische Texte entstanden seit Beginn des 15. Jahrhunderts. Genannt seien die 1488 abgeschlossene Stadtchronik des Benediktiners Sigismund Meisterlin (um 1435-nach 1497) sowie die bedeutende und umfangreiche Stadtchronik des wohlhabenden Bierbrauers Heinrich Deichsler (1430-1506/07). Eine von den städtischen Schreibern Johannes Platterberger und Dietrich Truchseß 1459 abgeschlossene "Weltchronik" diente Hartmann Schedel (1440-1514) als eine der Quellen für seine berühmte, 1493 sowohl auf Lateinisch wie auf Deutsch (Übersetzung von Georg Alt [gest. 1510]) bei Anton Koberger erschienene "Weltchronik".

Zur Sachliteratur zu zählen sind mathematische Texte, Texte zum Bauwesen, Fecht- und Büchsenmeisterbücher, medizinische Schriften und anderes. Zur Dichtung gehören mehrere in Nürnberg entstandene Sammelhandschriften, die gleichsam das Ende der Überlieferungsgeschichte älterer literarischer Gattungen markieren, etwa die "Weimarer Lieder (Papier-)Handschrift F" (um 1460/70), die späteste Überlieferung von Minneliedern, oder das "Dresdener Heldenbuch" (1472), eine der spätesten Sammelhandschriften mit älteren Heldendichtungen. Zwei mit musikalischer Notation aufgezeichnete Nürnberger Liederbücher stellen wichtige Sammlungen zeitgenössischen weltlichen Liedgutes dar, das "Lochamer-Liederbuch" (1451/55) und das "Liederbuch des Hartmann Schedel" (1461-1467).

Als Autoren gereimter Texte betätigten sich so gut wie ausschließlich Handwerker. Die wichtigsten Texttypen sind Meisterlieder, politische Ereignislieder, Spruchdichtung in Reimpaaren mit unterschiedlicher Thematik und Länge (geistliche und weltliche, ernste, komische, scherzhafte Erzählungen, Politisches, Panegyrisches, Lehrhaftes u. a.) und Fastnachtspiele. Herausragende Autoren waren Hans Rosenplüt (auch Schnepperer, d. h. "Schwätzer"; Nürnberger Bürger seit 1426, gest. 1460) und Hans Folz (Nürnberger Bürger seit 1459, gest. 1513). Meistersinger, Handwerker, die die Dichtkunst und den Liedvortrag nach bestimmten Regeln ausübten, gab es in Nürnberg bereits seit dem frühen 15. Jahrhundert. Die meisten Lieder hatten geistliche Themen. Bekannte Nürnberger Meistersinger bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts waren neben Hans Folz: Fritz Kettner (erw. 1392/1411), Konrad Nachtigall (gest. 1484/85), Fritz Zorn (gest. 1482) und Lienhard Nunnenbeck (gest. vor 1527), der Lehrer des Hans Sachs (1494-1576) im Meistergesang.

Politische Ereignisdichtungen in Liedern und Reimsprüchen dienten der politischen Agitation, in erster Linie im Zusammenhang von Fehden und kriegerischen Ereignissen. Mehrere einschlägige Texte schuf Hans Rosenplüt; eine Reihe politischer Reimsprüche dichtete der seit 1501 in Nürnberg ansässige Berufsdichter Hans Schneider (um 1450-um 1513/14), der unter anderem als kaiserlicher Herold auftrat. Die älteste Spruchdichtung in Reimpaaren aus Nürnberg ist ein aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammendes deutsches Vagantengedicht, dessen Autor sich Johann von Nürnberg nennt. Von Rosenplüt stammen etwa 30 längere Reimsprüche unterschiedlicher Thematik (darunter die schon erwähnten politischen Ereignisdichtungen), ferner über 100 kurze Reimpaargedichte, die teilweise in brauchtümliche Zusammenhänge gehören (etwa Klopfansprüche als Neujahrsbrauchtum, Wein- und Biergrüße, ferner sog. Priameln). Von Folz haben sich 48 Reimsprüche ebenfalls mit unterschiedlicher Thematik erhalten. Nach dem Vorbild Rosenplüts schrieb Kunz Has (1460-1527), ein kleiner städtischer Bediensteter, 1490 einen "Lobspruch auf Nürnberg". Rosenplüt und Folz sind die einzigen namentlich bekannten Nürnberger Fastnachtspielautoren; insgesamt haben sich knapp über 100 Fastnachtspieltexte aus dem vorreformatorischen Nürnberg erhalten. Sie gehören in den Zusammenhang einer in Wirts- oder Privatstuben ausgeübten populären brauchtümlichen Spieltradition der Vorfastenzeit.

Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war in Nürnberg das stark pragmatisch orientierte Interesse der Oberschicht – deren Mitglieder nun vielfach studiert hatten, meist in Italien – am Humanismus in seinen unterschiedlichen Facetten unverkennbar. Unter anderem folgende humanistisch gebildete Autoren hielten sich in dieser Zeit kürzer oder länger in der Reichsstadt auf, stammten von hier oder waren hier ansässig: Gregor Heimburg (um 1400-1472), Johannes Regiomontanus (1436-1476), Hartmann Schedel, Konrad Celtis (1459-1508), Johannes Cuno (um 1463-1513), Willibald Pirckheimer (1470-1530) und Johannes Cochlaeus (1479-1555).

Weitere Autoren

Illustration aus dem Turnierbuch des Ludwig von Eyb. (Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 961, fol 3')

Auch mehrere fränkische Adlige betätigten sich schriftstellerisch. Rat und langjähriger Vertrauter der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach bzw. der Kurfürsten von Brandenburg war Ludwig von Eyb d. Ä. zu Eybburg (1417-1502), der Bruder des oben erwähnten Albrecht von Eyb. Er schrieb in hohem Alter ein "Familienbuch" (um 1496) und zeichnete "Denkwürdigkeiten" (1500) auf. Rat und Diener des Markgrafen Albrecht Achilles (reg. 1440-1486) war auch der begüterte fränkische Adlige Heinrich Steinrück (gest. 1470), der zwischen 1433 und 1462 historische Ereignisse, vor allem in Franken, aufschrieb. Zeitweise ebenfalls im Gefolge des Markgrafen hielt sich der fränkische Ritter Michel von Ehenheim (1463-1518) auf; er verfasste eine "Familienchronik" (1515).

Der bedeutendste Autor dieser Gruppe war Ludwig von Eyb d. J. zum Hartenstein (1450-1521), der Sohn des älteren Ludwig. Er diente zuerst dem Bischof von Eichstätt, dann dem wittelsbachischen Pfalzgrafen in Neumarkt als Hofmeister. Nach dem Tod des Pfalzgrafen wurde er selbst Vicedom der Oberpfalz. Bevor er sich 1512 aus dem Fürstendienst zurückzog, hatte er noch in Kulmbach in markgräflichem Dienst gestanden. Ludwig von Eyb d. J. schrieb eine "Pilgerreise ins Hl. Land" (1476), eine kriegswissenschaftliche Bilderhandschrift, das "Kriegsbuch" (1500), ferner ein "Turnierbuch" (1519). Als sein bedeutendstes Werk gelten die "Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumberg" (1507), die teilweise nach Mustern der höfischen Romanliteratur gestaltete Biographie eines mit dem Autor verschwägerten Feldhauptmanns.

Forschungsstand

Zur Literaturgeschichte des Mittelalters in Franken liegen kürzere Darstellungen, vor allem zu den literarisch relevanten Städten, ferner Textausgaben, Detailuntersuchungen, Lexikonartikel zu den einzelnen Autoren und zu den anonym überlieferten Werken in reicher Fülle vor. Da die große Zahl der Titel nur noch für das Fachpublikum zu überblicken ist, wäre eine größere, auch dem breiteren Publikum zugängliche zusammenfassende Gesamtdarstellung dringend geboten. Abzuwarten ist, ob sie im Rahmen der derzeit zu beobachtenden neuerlichen Hinwendung der älteren Germanistik zur regionalen Literaturgeschichte zustande kommen wird.

Literatur

  • Rainer Bach, Der ritterschaft in eren. Das Bild des Krieges in den historiographischen Schriften niederadliger Autoren des 15. und frühen 16. Jahrhunderts (Imagines medii aevi 10), Wiesbaden 2002.
  • Horst Brunner, Deutsche Literatur, in: Peter Kolb/Ernst-Günter Krenig (Hg.), Unterfränkische Geschichte. 2. Band, Würzburg 1992, 547-573.
  • Horst Brunner, Die deutsche Literatur, in: Ulrich Wagner (Hg.), Geschichte der Stadt Würzburg. 1. Band, Stuttgart 2001, 459-465, 466-479, 659f.
  • Horst Brunner, Die Reichsstadt als Raum der Literatur. Skizze einer Literaturgeschichte Nürnbergs im Mittelalter, in: Festschrift Hartmut Kugler, voraussichtlich 2011.
  • Horst Brunner, Walther von der Vogelweide. Höfische Lieddichtung des Mittelalters in und aus Franken, Gunzenhausen 2007.
  • Horst Brunner (Hg.), Würzburg, der Große Löwenhof und die deutsche Literatur des Spätmittelalters (Imagines medii aevi 17), Wiesbaden 2004.
  • Horst Brunner/Hans-Günter Schmidt (Hg.), Vom Großen Löwenhof zur Universität. Würzburg und die deutsche Literatur im Spätmittelalter. Ausstellungskatalog, Wiesbaden 2002.
  • Horst Brunner/Erich Straßner, Volkskultur vor der Reformation, in: Gerhard Pfeiffer (Hg.), Nürnberg – Geschichte einer europäischen Stadt, München 1971, 199-207.
  • Randall Herz, Die "Reise ins Gelobte Land" Hans Tuchers des Älteren. Untersuchungen zur Überlieferung und kritische Edition eines spätmittelalterlichen Reiseberichts (Wissensliteratur im Mittelalter 38), Wiesbaden 2002.
  • Johannes Janota, Orientierung durch Schriftlichkeit (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit 3/1), Tübingen 2004.
  • Hansjürgen Kiepe, Die Nürnberger Priameldichtung. Untersuchungen zu Hans Rosenplüt und zum Schreib- und Druckwesen im 15. Jahrhundert (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 74), München 1984.
  • Matthias Kirchhoff, Gedächtnis in Nürnberger Texten des 15. Jahrhunderts. Gedenkbücher, Brüderbücher, Städtelob, Chroniken (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 68), Nürnberg 2009.
  • Jörn Reichel, Der Spruchdichter Hans Rosenplüt. Literatur und Leben im spätmittelalterlichen Nürnberg, Wiesbaden 1985.
  • Siegfried Ringler, Viten- und Offenbarungsliteratur in Frauenklöstern des Mittelalters (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 72), München 1980.
  • Kurt Ruh/Burghart Wachinger u. a. (Hg.), Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 14 Bände, Berlin/New York 2. Auflage 1998-2008.
  • Rudolf Kilian Weigand, Der "Renner" des Hugo von Trimberg. Überlieferung, Quellenabhängigkeit und Struktur einer spätmittelalterlichen Lehrdichtung (Wissensliteratur im Mittelalter 35), Wiesbaden 2000.
  • Werner Williams-Krapp, Die deutschen und niederländischen Legendare des Mittelalters (Texte und Textgeschichte 20), Tübingen 1986.
  • Franz Josef Worstbrock (Hg.), Deutscher Humanismus 1480-1520. Verfasserlexikon. 2 Bände, Berlin/New York 2008ff.

Quellen

  • Horst Brunner (Hg.), Das Hausbuch des Michael de Leone (Würzburger Liederhandschrift) der UB München (Litterae 100), Göppingen 1983.
  • Horst Brunner/Burghart Wachinger (Hg.), Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts. 16 Bände, Tübingen 1986-2009.

Weiterführende Recherche

Externe Links

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Empfohlene Zitierweise

Horst Brunner, Literatur in Franken (Spätmittelalter), publiziert am 18.07.2011; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Literatur_in_Franken_(Spätmittelalter)> (18.04.2024)